08.04.24 – Virtueller Hautkontakt

Smarte Textilien machen Berührungen spürbar

Das Team der Professoren Stefan Seelecke und Paul Motzki von der Universität des Saarlandes präsentiert auf der Hannover Messe eine innovative Technologie, die es ermöglicht, Berührungen in der virtuellen Realität spürbar zu machen. Mithilfe hauchdünner Silikonfolien, die Berührungsempfindungen übertragen können, sollen smarte Textilien eine Art zweite Haut schaffen.

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Doktorandin Sipontina Croce und Student Lukas Roth (re.) forschen an Folien, die Textilien neue Fähigkeiten verleihen. Smarte Arbeitshandschuhe werden ebenso möglich wie smarte „Uhren“, die virtuelle Berührungen spürbar machen. © Oliver Dietze/Saarland University

 

Diese sind insbesondere für schwer kranke Kinder in Isolierstationen gedacht, die durch diese Textilien die Körpernähe ihrer Eltern bei computersimulierten Besuchen erleben können: Sie sollen ihr Streicheln fühlbar übertragen. Berührungen spielen eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden und die Bindung zwischen Menschen. Jedoch sind solche Empfindungen in herkömmlichen Videokonferenzen nicht vorhanden. Das Forscherteam arbeitet daher interdisziplinär an einer Lösung, die es ermöglicht, Berührungen nicht nur zu sehen und zu hören, sondern auch zu fühlen. „Multi-Immerse“ soll eine umfassende Sinneswahrnehmung in der virtuellen Realität ermöglichen.

Die entscheidende Komponente dieser Technologie sind die dielektrischen Elastomere, die als Sensoren und Aktoren fungieren. Durch leitfähige Elektrodenschichten können sie Berührungen erfassen und aufzeichnen, um sie dann auf andere Textilien zu übertragen. Diese Übertragung erfolgt durch intelligente Algorithmen, die Bewegungsabläufe vorausberechnen und programmieren können.

Auf der Hannover Messe werden verschiedene Anwendungen demonstriert, darunter eine Uhr mit einer smarten Folie, die Berührungen übertragen kann. Diese Technologie soll nicht nur energieeffizient und geräuschlos sein, sondern auch in anderen Bereichen wie Computerspielen oder der Industrie 4.0 zum Einsatz kommen. So können beispielsweise Arbeitshandschuhe mit diesen Folien ausgestattet werden, um die Bedienung von Maschinen intuitiver und nutzerfreudlicher zu gestalten.

Zusammenfassend ermöglicht die Technologie mit smarten Textilien eine immersive Erfahrung in der virtuellen Realität, indem sie Berührungen spürbar macht. Durch die Interaktion verschiedener Fachgebiete wird eine ganzheitliche Sinneserfahrung geschaffen, die insbesondere für isolierte Patienten und in vielen anderen Anwendungsgebieten von großem Nutzen sein kann.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Stefan Seelecke, Lehrstuhl für intelligente Materialsysteme, +49 (681) 302-71341; stefan.seelecke@imsl.uni-saarland.de

Prof. Dr. Paul Motzki, Professur Smarte Materialsysteme für innovative Produktion, +49 (681) 85787-545; paul.motzki@uni-saarland.de