28.03.24 – Fristads Best Practice

Quo vadis deutsche Nachhaltigkeit?

Die Nachhaltigkeitsbemühungen in Deutschland schwächeln im Vergleich zu Nachbarländern wie Schweden, Frankreich, den Niederlanden und Belgien. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz bietet nur begrenzte rechtliche Grundlagen. Der schwedische Arbeitskleidungshersteller Fristads, liefert mit seinem Projekt „Closing the Loop“ ein positives Beispiel, wie durch das Recycling alter Arbeitskleidung neue, nachhaltige Kollektionen entstehen können.

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Ziel des Life Cycle Assessments (LCA) von Fristads ist es, den Kreislauf der Kleidungsproduktion zu schließen. © Fristads

 

Warum sind wir in Deutschland im Bereich Nachhaltigkeit hinterher?

Während Länder wie Schweden, Frankreich, die Niederlande und Belgien durch Gesetze zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) und Textilrecycling Maßstäbe setzen, liegt die Gesetzeslage in Deutschland unter dem Standard dieser Nachbarländer. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) zielt lediglich auf Abfallvermeidung ab und bietet keine umfassende rechtliche Grundlage für die Förderung von Textilrecycling. Weniger als ein Prozent der produzierten Textilien werden in Deutschland derzeit zu neuen Textilien recycelt, während etwa die Hälfte downgecycelt, verbrannt oder deponiert wird.

Schließung des Kreislaufs in der Bekleidungsherstellung

Ein Best Practice Beispiel aus dem Bereich nachhaltiges Wirtschaften kommt vom schwedischen Unternehmen Fristads. Mit dem Projekt „Closing the Loop“ demonstriert der Workwear-Hersteller, wie aus abgenutzter Arbeitskleidung neue, nachhaltige Kleidungsstücke entstehen können. Mit ungefähr 15 % recyceltem Material in der neuen Kollektion setzt das Unternehmen ein Zeichen für Abfallreduzierung, geringere Emissionen und Wasserverbrauch. Fristads führt gemeinsam mit ausgewählten Kunden Initiativen zu einer vollständig kreislauforientierten Wirtschaft durch, vor allem in den Niederlanden und Schweden. Bis 2025 soll die Hälfte des Sortiments aus nachhaltigeren Materialien bestehen. „Damit Fristads die Qualität liefern kann, die es derzeit bietet, ist jedoch mehr Innovation und Investition im Bereich des Recyclings erforderlich“, sagt Lisa Rosengren, Raw Material Managerin und Nachhaltigkeitsexpertin bei Fristads.

Die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie dem niederländischen Post- und Logistikunternehmen PostNL, bei dem alte Poloshirts gesammelt und zu neuen Kleidungsstücken recycelt werden, zeigt die Möglichkeit der Schließung des Kreislaufs in der Kleidungsproduktion. Ca. 15 % des Materials der neuen Kollektion bestehen aus alten PostNL-Hemden, die geschreddert und mit einem neuen Stoff recycelt wurden. Dieser Stoff mit geschlossenem Kreislauf reduziert die Gesamtbelastung des Kleidungsstücks, indem sowohl Abfälle vermieden als auch Emissionen und Wasserverbrauch reduziert werden.

Der Weg unserer Nachbarländer zu mehr Nachhaltigkeit

Die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) und ähnliche Initiativen in unseren Nachbarländern wie den Niederlanden, Belgien und Frankreich zeigen, dass gesetztliche Maßnahmen den Prozess zu mehr Nachhaltigkeit beschleunigen können. Deutschland könnte diesen Weg ebenfalls einschlagen, indem es sich an Best Practices orientiert und an neue gesetzliche Rahmenbedingungen anpasst. Belgien beispielsweise trägt mit Initiativen wie „Circletex“, einer freiwilligen EPR, zur Förderung der Kreislaufwirtschaft bei. Durch ein nationales Sammelsystem, das Textilabfälle recycelt, positioniert sich Belgien als Vorreiter für nachhaltige Praktiken in Europa. In Frankreich darf seit 2022 keine unverkaufte Ware mehr zerstört werden und zukünftig darf nur derjenige Textilien in Verkehr bringen, der seine Produkte lizenziert hat und die Verantwortung für den kompletten Lebenszyklus des Produkts übernimmt.

Deutschland auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft?

Eine Kreislaufwirtschaft erfordert holistisches Denken und die Bereitschaft aller Beteiligten, von Herstellern bis zu Verbrauchern. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) bildet in Deutschland eine Grundlage, jedoch sind weitere Maßnahmen und eine verpflichtende erweiterte Herstellerverantwortung erforderlich, um den Weg zu einer nachhaltigen Textilindustrie zu ebnen. Die Verknüpfung von ökonomischen Interessen mit Umweltschutz ist nicht nur möglich, sondern auch für innovative Geschäftsmodelle, die vor allem auf langfristigen Erfolg zielen, förderlich.