30/04/2021 – Zwischen Alex und Brandenburger Tor

Berlin: Textilbeton-Täfelung unterm Roten Rathaus

Der Leichtbaustoff erzeugt als geschliffener Beton in Terrazzo-Optik in Schwarz und Weiß in den neuen Berliner U-Bahnhöfen einen edlen Kontrast.

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Edle Terrazzoanmutung ist ein Charakteristikum des neuen U-Bahnhofs in Berlin. © Oertel

 
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Die Textilbetonelemente sind im Durchschnitt mit 53 kg etwa 100 kg leichter als Bauteile aus klassischem Stahlbeton. © Oertel

 

Die nur 3 cm (bei Stahlbeton 10 cm) dicken und zum Teil geschwungenen Fassadenelemente gehören wie die sieben Pilzkopfstützen inmitten der Gleise zu den augenfälligen Innovationen des Bauwerks mit Kathedralen-artiger Anmutung. Für die weit mehr als 6.000 Terrazzoplatten in Schwarz (Fassade) und Weiß (Fassade/Boden) hatte sich das Architekturbüro Collignon einen überregional bekannten Fertigteilhersteller mit inzwischen 10-jähriger Textilbeton-Expertise ins Boot geholt: das in Potsdam ansässige Unternehmen BNB (Beton und Natursteine Babelsberg GmbH).

Textilbetonelemente für 4.300 qm

Geschäftsführer Manuel Vöge setzt seit jeher auf Innovationen, so seit einigen Jahren auch auf Textilbeton für Fassaden, Outdoor-Möbel und Inneneinrichtungen wie zuletzt einen Verkaufstresen für das KaDeWe. Die Mitwirkung am U-Bahnhof war für BNB nicht nur das erste Großprojekt im Verkehrsbau, sondern zugleich auch der größte Auftrag in der Firmengeschichte.

BNB-Geschäftsführer Manuel Vöge:

„Wegen der mehrheitlich für das riesige Fassadenpuzzle notwendig gewordenen Sonderformate mussten wir zuvor ein Jahr lang planen, um dann drei weitere Jahre in neuen Halle und mit neuen Mitarbeitern und neuer Technik die Fassadenteile produzieren zu können.“

  • Der Gesamtauftrag umfasste Textilbeton-Teile für rund 4.300 qm: für die Fassade 2.900 Sonder- und 600 Standardteile sowie 2.960 Sonderformate mit Blick auf die Bodenplatten und Treppenstufen.

  • Im Regelfall wurden pro Arbeitstag rund 20 Teile in vorwiegend Handarbeit mit nachfolgender CNC-Bearbeitung (Schneiden, Fräsen, Schleifen) hergestellt.

  • Pro Bauteil waren wiederum 20 Arbeitsschritte erforderlich.

Warum Serienmaße bei diesem Auftrag fast die Ausnahme waren, wird durch die Topografie des U-Bahnschachtes erklärbar:

Der im November 2020 eingeweihte neue Streckenabschnitt hat ein leichtes Gefälle und verläuft zudem in Höhe des Roten Rathauses gekrümmt. Entsprechend hoch war der Aufwand, mit individuell zumeist in leichter Trapezform zugeschnittenen Platten ein exaktes Fugenbild zu realisieren. Die beiden vorgehängten und hinterlüfteten Wandfassaden komplett aus geschliffenem Textilbeton nach DIN 18516 in edler Terrazzo-Anmutung mussten noch ein anderes Kriterium erfüllen – und abnehmbar sein. Diese Forderung resultiert aus den im Zweijahres-Rhythmus notwendigen TÜV-Inspektionen am dahinter liegenden Schalungsbeton des Bahnhofs, um mögliche Rissbildungen präventiv zu entdecken. Spätestens hierbei zahlt es sich aus, dass Textilbetonelemente im Durchschnitt mit 53 kg etwa 100 kg leichter sind als Bauteile aus klassischem Stahlbeton.