Umweltkommissarin Jessika Roswall hat die erneute Verschiebung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) mit Umsetzungsproblemen bei der zentralen IT-Plattform begründet. Zusätzlich sollen Vereinfachungen der Verordnung geprüft werden. Für Südwesttextil ist dies die Gelegenheit, eine grundlegende Neuausrichtung der Regelungen zu fordern.

Komplexe Nachweispflichten überfordern Unternehmen

Obwohl die Textilindustrie nicht zu den Kernbranchen der EUDR zählt, ist sie durch Hilfsmittel wie Holz- und Kautschukprodukte mittelbar betroffen. Das zeigt sich besonders deutlich am Beispiel von Papieretiketten: Unternehmen müssen die GPS-Koordinaten sämtlicher Grundstücke nachweisen, auf denen die Bäume für den Papierbrei gewachsen sind – kombiniert mit Herstellungszeitpunkt und Rechtmäßigkeitsnachweis.

Verlagerungseffekte gefährden EU-Standort

Die Verordnung schafft paradoxe Anreize: Wird ein Papieretikett separat in Europa angebracht, unterliegt es der EUDR. Bei Anbringung außerhalb der EU gilt es als Produktbestandteil und ist ausgenommen. „Die EUDR ist in ihrer jetzigen Form nur unter extrem hohem Kostenaufwand umsetzbar", kritisiert Hauptgeschäftsführerin Edina Brenner.

Alternative: Systemumkehr bei Exportländern

Falls die EU keinen einheitlichen, faktenbasierten Bewertungsrahmen entwickeln kann, schlägt Südwesttextil eine Systemumkehr vor. Exportländer außerhalb der EU sollten eigenverantwortlich nachweisen, dass ihre Rohstoffe entwaldungsfrei sind und EU-Standards entsprechen. Dies würde die Beweislast von europäischen Importeuren auf die Ursprungsländer verlagern.

Südwesttextil hat in diesem Positionspapier zur EU-Entwaldungsverordnung umfassend Stellung genommen.