22.11.22 – Awards
Nominierungen für Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland 2022
Jedes Jahr zeichnet die Bundesregierung 32 Unternehmen als Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland aus. Auch Unternehmer mit Fokus auf Mode und Textilien sind nominiert.
Aus ganz Deutschland sind 700 Bewerbungen um die einzige Auszeichnung der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft eingegangen. „Die Vielzahl und Qualität überzeugender Projekte und wegweisender Ideen ist auch 2022 überwältigend“, freut sich Initiator Christoph Backes. „Sie zeugt von der ungebrochen hohen Bereitschaft, vom Mut und Willen der Kultur- und Kreativwirtschaft, unkonventionelle Impulse zu setzen und neue Lösungen mit großem Engagement voranzutreiben.“
Mit mittlerweile über 380 Alumni-Unternehmen und einer fachkundigen Jury aus Experten aus der Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein stetig wachsendes Netzwerk entstanden, dessen Potenzial und Expertise sich auch in medialen Publikationen, wie einer interaktiven Online-Map mit konstruktiven Hilfestellungen zur Resilienz im Unternehmertum oder der jährlich erscheinenden Trendanalyse zeigt.
Die Bekanntgabe des neuen Jahrgangs der Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland findet Anfang Dezember 2022 statt.
Die sechs Nominierten aus dem Bereich Mode und Textilien:
- Avenir Garment (Saarbrücken, Saarland)
Mit Avenir Garment will der gebürtige Tunesier Aladin Amiri die Zukunft der Mode mit kreativer Streetwear mitgestalten, sie mit sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit paaren und Vorreiter einer Modeindustrie sein, die divers, kreativ und verantwortungsbewusst ist. Sein Ziel ist es, Ressourcen, Beratung und Unterstützung zu bieten, um die Visionen junger Kreativer umzusetzen. Ebenso im Fokus stehen die soziale Verantwortung für Produzenten in Tunesien, denen faire Löhne und hohe Arbeitsstandards geboten werden sowie die Möglichkeit für tunesische Kreative, ihre Botschaft nach Deutschland zu bringen. Zudem startet Avenir Garment ein Upcycling-Programm, in dem Künstler aus nicht verkauften Textilien neue Produkte schaffen, die kreativ und einzigartig sind.
- Fashion Africa Now (Hamburg)
Fashion Africa Now ist ein digitaler Informationsraum und ein zukunftsorientiertes interdisziplinäres Netzwerk für Kreative aus Deutschland und Europa, der afrikanischen Diaspora und Afrika, das mit Stereotypen bricht, BIPoC-Perspektiven Raum gibt und neue Narrative erzählt. Das Team von Fashion Africa Now bringt Kreative, Experten und Unternehmen zusammen und kreiert Ausstellungen, Workshops, Podcasts, Mode-Kooperationen, Veranstaltungen und ein Magazin, das sich auch gesellschaftspolitischen Themen widmet – mit der Vision einer aufklärenden, nachhaltigeren und inklusiven Zukunft in der Kreativ- und Modebranche. Fashion Africa Now schafft Sichtbarkeit für marginalisierte Kreativschaffende und repräsentiert die komplexe und vielfältige Welt des afrikanischen Modedesigns.
- Feat Boddies helpwear (Berlin)
„Ich fühl mich wohl in meiner Haut“: Feat Boddies helpwear möchte funktionale und dabei optisch ansprechenden Textilien für alle Körper entwickeln, die ihre Träger versteht und dabei sanft zu Haut und Körper ist. Das erste Produkt sind Luggers, hautfreundliche Oberschenkelbänder, die lästiges Aneinanderreiben vermeiden. Wichtig ist den Gründerinnen dabei, auf Materialien zu setzen, die die Umwelt schonen. Entsprechend verwenden sie nach Möglichkeit recycelte Materialien und lassen Luggers unter fairen Bedingungen in Europa herstellen.
- FettFressHair – deinhaarkannmehr (Kiel, Schleswig-Holstein)
In deutschen Friseursalons fallen jährlich ca. 40.000 Kubikmeter Haarschnitt an – oder anders ausgedrückt: 222.222 Badewannen voller Haare. Ein Rohstoff, der weltweit ständig nachwächst und bisher im Restmüll landet, obwohl er eigentlich Gutes für die Umwelt tun könnte. Denn: Haare sind lipophil, lieben also Fett und fressen es förmlich auf. Somit eignen sie sich bestens, um Verunreinigungen im Wasser aufzunehmen. Das macht sich FettFressHair zunutze und baut aus dem anfallenden Haarschnitt innovative Schadstoffsammler in Form von Schlängeln, Matten und Vliesen. Auf diese Weise können sie Öle und andere Verunreinigungen aus allen Gewässern filtern. Die Erkenntnisse des Kieler Teams halfen beispielsweise schon den Einsatzkräften in Lima dabei, bei der Beseitigung der Ölkatastrophe im Januar 2022 effektiv zu reagieren. Über die Nutzung im Wasser hinaus prüft das Team stetig neue Einsatzgebiete.
- LOVR (Darmstadt, Hessen)
LOVR – hinter diesem Akronym („lederähnlich, ohne Plastik, vegan, reststoffbasiert“) verbirgt sich ein nachhaltiges Textil, das aussieht wie Leder und sich auch so anfühlt. Es ist zudem verformbar und abriebfest sowie biologisch abbaubar und recyclingfähig. LOVR hat einen minimalen ökologischen Fußabdruck, da nur 0,3 % der CO2-Emissionen im Vergleich zur Lederherstellung anfallen und auf Chemikalien und Kunststoffe verzichtet wird. Hergestellt wird die Alternative zum tierischen Produkt aus den Nebenprodukten des deutschen Hanfanbaus und pflanzlichen Zusatzstoffen.
- Re-Shirt (München, Bayern)
Was wäre, wenn man Textilien nur kurzfristig bedrucken könnte? Dann würde bei großen Veranstaltungen viel weniger Textilmüll entstehen und sehr viel Wasser gespart werden – 300 Liter für jedes nicht neu produzierte T-Shirt. Deswegen haben Emmy Schumacher und Anna Hadzelek Re-Shirt entwickelt, die erste temporäre Textildrucktechnik. Damit schlagen die beiden Gründerinnen die Brücke zwischen schnelllebigem Gestaltungsbedürfnis und Ressourcen schonendem Mindset.
Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland
Bewerben können sich Unternehmen, Selbständige, Gründer und Projekte aus der Kultur- und Kreativwirtschaft und deren Schnittstellen zu anderen Branchen. Bei der Auszeichnung steht die Unternehmerpersönlichkeit im Mittelpunkt. Wer die Jury aus Wirtschaft, Kultur, Aktivismus und Politik schließlich überzeugt, erhält ein einjähriges, individuell zugeschnittenes Mentoring-Programm zur Stärkung unternehmerischer Fähigkeiten. Workshops mit Changemakern, Experten und anderen Kreativpiloten ermöglichen, die Projekte professionell weiterzuentwickeln.