01.08.25 – Weltpremiere — read English version

Erstes Poloshirt aus dreifach recycelter Cellulosefaser

Das TITK Rudolstadt dringt beim Textilrecycling in völlig neue Sphären vor. Auf der Weltausstellung in Osaka, Japan, präsentierte das Thüringer Forschungsinstitut jetzt ein Poloshirt aus einer dreifach recycelten Cellulosefaser.

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Die innovative Recyclingfaser ist beim Poloshirt als Piqué verarbeitet worden – mit weichem Griff und leichtem Glanz. © TITK / Steffen Beikirch

 
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TITK-Mitarbeiterin Kristin Oßwald trägt ein Poloshirt aus der dreifach recycelten Lyohemp-Faser. © TITK / Steffen Beikirch

 

Bei der verwendeten Faser handelt es sich zudem um die TITK-Innovation Lyohemp – die erste Lyocellfaser, die aus Hanfzellstoff gefertigt wird. Der geschäftsführende Direktor des TITK, Benjamin Redlingshöfer, trug das Poloshirt mit dem Aufdruck „300% Recycling“ stolz auf der Expo in Osaka. 300% Recycling soll heißen: Das Shirt besteht aus einer Faser, die zum ersten Mal drei Aufbereitungsprozesse nacheinander überstanden hat. Und zwar so gut, dass sie problemlos zu einem modischen Poloshirt bester Tragequalität verarbeitet werden konnte. „Mit unserer 300%-Recycling-Faser zeigen wir, dass geschlossene textile Recyclingkreisläufe dank unserer Technologie realisierbar sind“, sagt Redlingshöfer. „Diese Innovation beweist, dass wir Recycling in der Textilindustrie auf ein völlig neues Niveau heben können.“

Qualität bleibt erhalten – auch nach dreifachem Recycling

Sofern Textilien überhaupt recycelt werden, findet dabei oft ein so genanntes Downcycling statt. Das heißt, aus den ursprünglich hochwertigen Textilfasern werden im Rahmen des stofflichen Recyclings qualitativ weniger anspruchsvolle textile Produkte hergestellt. Das am TITK verfolgte Faser-zu-Faser-Recycling zielt indes darauf ab, aus einer hochwertigen Textilfaser eine Recycling-Faser mit einem genauso hohen Qualitätsniveau und genauso guten Nutzungseigenschaften zu erzeugen. Aber auch bei diesen Recyclingkreisläufen werden bisher oft nur 20 bis 40 % Rezyklate einem größeren Anteil von Neuware („Virgin grade“) beigemischt.

„Das TITK konnte nun eindrucksvoll demonstrieren, dass nicht nur ein hundertprozentiges Recycling von Cellulosefasern möglich ist, sondern dass man diesen Prozess sogar dreimal in Folge nutzen kann, ohne bei der Faser Abstriche bei gewünschten Merkmalen wie einem angenehmen, weichen Griff, einem leichten Glanz und einer sehr guten, gleichmäßigen Anfärbbarkeit machen zu müssen“, so Redlingshöfer.

Recyclingprozess ist auch auf Baumwolle anwendbar

Das Ergebnis sei ein vollwertiges, nachhaltiges Produkt, das nun den Standard für zukünftige Recyclingprozesse in der Bekleidungsindustrie setze. Damit lasse sich der Verbrauch neuer „Virgin-grade“-Fasern in Zukunft drastisch reduzieren. Gelungen sei diese herausragende Innovation dank einer weiteren Anpassung des am Institut etablierten, sehr robusten Lyocellprozesses – konkret in Bezug auf die Zellstoffgewinnung und -vorbehandlung, sagt Redlingshöfer. „Dieser Recyclingkreislauf lässt sich prinzipiell auch auf Baumwollfasern als Ausgangsrohstoff anwenden.“ Das TITK lädt Industriepartner ein, gemeinsam an der Weiterentwicklung und Implementierung dieser Technologien zu arbeiten.