22.04.20 – Shutdown

Corona-Krise: Von der aktuellen Lockerung profitiert nur ein kleiner Teil der Branche

Ein Statement von Frank Rheinboldt, Geschäftsführer Gesamtvertrieb, Marketing & Design bei Marc Cain, zur Lockerungsregelung der Geschäftsöffnungen.

Frank-Rheinboldt-Marc-Cain.jpg

Frank Rheinboldt, Geschäftsführer Gesamtvertrieb, Marketing & Design bei Marc Cain: „Die Lockerungsregelung ist in höchstem Maße inkonsequent und ungerecht.“ © Marc Cain

 

„In Deutschland dürfen Geschäfte bis 800 qm wiedereröffnen, so glücklicherweise auch 40 unserer Marc Cain-Stores. Mit Ausnahme in Bayern, Berlin und Thüringen. Dort müssen wir uns wie zahlreiche andere Ladenbetreiber noch bis zum 27. April bzw. 24. April gedulden.

Doch von der aktuellen Lockerung des Shutdowns profitiert nur ein kleiner Teil unserer Branche. Die meisten unserer Partner liegen mit ihren Stores weit über der 800-Quadratmeter-Regel und dürfen vor Anfang Mai nicht auf Wiedereröffnung hoffen. Dass sich an den Lockerungen des Shutdowns heftige Kritik entzündet, ist nicht verwunderlich. Auch wenn man die Entscheidung der Bundesregierung einer sukzessiven Regelung zur schrittweisen Wiederöffnung unter gesundheitlichen Aspekten nachvollziehen kann, ist der Vorwurf nach Wettbewerbsverzerrung absolut berechtigt.

Wie kann es sein, dass ein Baumarkt oder Gartencenter mit 4000 qm zum Magnet für Tausende von Menschen wird und ein Bekleidungshaus mit über 800 qm geschlossen bleiben muss? Wieso soll ein kleines Geschäft Sicherheitsabstand und Hygienevorschriften besser umsetzen können als ein großes? Und noch absurder: Warum darf ein Geschäft in Niedersachsen Verkaufsfläche abtrennen, um die 800-Quadratmeter-Regel zu erfüllen, und dann eröffnen – und das Nachbargeschäft in Nordrhein-Westfalten, das dieselben Kriterien erfüllt, darf es nicht?

Bei allem Respekt für unseren Föderalismus und das bislang gute Krisenmanagement unserer Regierung: Diese unterschiedliche Auslegung der Lockerungsregelung ist in höchstem Maße inkonsequent und ungerecht – und erzürnt die Branche zu Recht. Der Modehandel ist ohnehin schon schwer gebeutelt. Noch schlimmer trifft es nur noch die Gastronomen und Hotelbesitzer.

In den letzten vier Wochen ist im Nicht-Lebensmittel-Handel laut HDE ein Schaden von 30 Mrd. Euro entstanden. Während Online-Händler und Supermärkte weiterhin Textilien verkaufen durften, hat der stationäre Modehandel sich auf die Wiedereröffnung vorbereitet und muss jetzt hinnehmen, dass alle größeren Geschäfte bis auf weiteres geschlossen bleiben. Der BTE fordert, spätestens Anfang Mai grünes Licht für die Öffnung aller Geschäfte zu geben, ohne weitere Zwischenschritte. Diese Forderung ist alternativlos. Denn dass die Menschen nur begrenzt Lust haben, in halbverwaiste Innenstädte einkaufen zu gehen, sieht man an den ersten Tagen nach der Lockerung in Österreich. Die Umsatzeinbußen liegen im zweistelligen Bereich. Das macht deutlich, dass mittelfristig die Innenstädte nur mit ihrem Mix aus Einzelhandel, Cafés und Restaurants überleben können. Diese Kultur und mit ihr Hundertausende von Arbeitsplätzen sollte man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“

Weitere Artikel zu: