05.02.15 — read English version
DTB: Werk mit Signalwirkung
Der neue DTB-Leitfaden zur Einhaltung von Sozialstandards in der Textil- und Bekleidungsindustrie ist von seiner Aktualität her nicht zu toppen und hat das Zeug zum Standardwerk unserer Branche zu avancieren. Eines ist klar: CSR muss über den moralischen Ansatz hinaus strategisch gemanagt werden um eine nachhaltige Veränderung zu erreichen.
Schon seit 2002 beschäftigt sich der DTB und damit ein Bündnis aus 161 Textil- und Bekleidungsunternehmen in einem separaten Arbeitskreis mit dem Thema CSR in der Unternehmenskultur und damit schon wesentlich länger als es die aktuelle öffentliche Diskussion vermuten lässt.
Was national von Seiten der Bundesregierung mit dem „Bündnis für nachhaltige Textilien“ ins Leben gerufen wurde, welches sich neben anderen Themen ebenfalls den Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern widmet, zieht sich beim DTB und seinen Aktivitäten seit vielen Jahren wie ein roter Faden durch die komplexen CSR Aktivitäten. Der nun vorliegende Leitfaden bündelt diese Inhalte und zeigt Wege auf, die es den Unternehmen ermöglicht mit einem Prozessansatz individuelle Strategien zu entwickeln.
2011viel der Startschuss für das Projekt einen anwendungsbezogenen Leitfaden zu erstellen, der die Anforderungen von CSR dezidiert aufzeigt: Das erklärte Ziel war, nicht (nur) die moralische, sondern insbesondere (auch) die wirtschaftliche Betrachtungsweise aufzuzeigen. Für H.-Peter Werminghaus, Autor der Studie und Geschäftsführer der BTI Gesellschaft für Beratung, Transfer, Innovation mbH, Mönchengladbach ist „CSR ist für mich schlichtweg Risikomanagement.“
Der Grund für diese Einschätzung sind die tiefgreifenden Veränderungen in der Beschaffung. Beziehen Unternehmen, die aus der Eigenfertigung kommen, plötzlich zu 40 bis 60 Prozent Handelsware aus aller Welt, dann geraten sie, ohne es zu merken, in den Hochrisikobereich. Konnte sich die deutsche Industrie früher noch im homogenen Rahmen der nationalen oder europäischen Gesetzgebung sicher bewegen, so bedarf es heute der permanenten Auseinandersetzung mit weltweit unterschiedlichen Standards zur Arbeitszeitregelung oder mit staatlichen Gewerkschaften wie in China.
Weitere Stolpersteine stellen interne Kommunikationsprobleme zum Beispiel zwischen Vertriebsleitung und Produktmanager dar. Werminghaus beziffert den Anteil von Unternehmen, die CSR überhaupt strategisch angehen auf bisher weniger als 15 Prozent. „Kritisch“ sei zudem, dass sich die Industrie zu zwei Dritteln von äußeren Einflüssen wie der Gesetzgebung oder den Kundenwünsche antreiben lasse.
Dies zumindest hat das Institut für Demoskopie Allenbach bei einer Umfrage unter 202 Eigenverantwortlichen in deutschen Unternehmen herausgefunden. Der vorliegende CSR Leitfaden des DTB, an dem auch bestehende Initiativen und Prüfgesellschaften mitgewirkt haben, sei daher nicht nur eine wertvolle Gebrauchsanweisung zur Implementierung einer CSR-Strategie, sondern einmal mehr ein Weckruf.
Inhaltlich liefert die Broschüre u.a. einen Überblick über die stattlichen, halbstaatlichen und privaten Akteuren im Bereich CSR, über die Beschaffungsmärkte und ihre Risiken, die Beweggründe für CSR, die Definition der Ziele, Auditierungsprozesse und die Kommunikation. Erläutert wird die Vorgehensweise beim Projektmanagement, der Leitfaden enthält zudem CSR-Schulungsunterlagen sowie konkrete Praxisbeispiele.
Für dieses Jahr haben der DTB und die Setlog GmbH Schulungen und Seminare für eine strukturierte Realisierung von CSR-Maßnahmen geplant. Ein Umdenken ist der erste richtige Schritt. Doch auch die weiteren Schritte müssen sorgfältig angegangen und geplant werden. Denn schlussendlich ist das Management von CSR eben auch ein Kostenfaktor. Das Zauberwort lautet daher Kosteneffizienz! Mit den angebotenen Schulungen sollen Wege aufgezeigt werden, wie CSR kosteneffizient gemanagt werden kann. Weitere Informationen dazu direkt beim DTB unter
[Iris Schlomski, Regine Hövelmann]
… gab es in der Textil- und Bekleidungsindustrie Unternehmen, die sich mit der Aufgabe Sicherheit und Arbeitsplatzgestaltung in den Produktionsbetrieben beschäftigt haben. Die Katastrophe hat jedoch gezeigt, dass noch immer erhebliche Defizite in der gesamten Lieferkette bestehen und dass das Thema CSR längst nicht in allen daran beteiligten Unternehmen angekommen ist. Das Spannungsfeld CSR polarisiert auf allen Ebenen in der Einschätzung zwischen notwendiger Aufgabe und der Chance zur Abgrenzung. Der DTB Leitfaden sorgt für Transparenz, motiviert zum Handeln und stellt Werkzeuge bereit für eine nachhaltige Umsetzung.
Zahlreiche Firmen haben durch ihre Mitarbeit im Arbeitskreis Sozialstandards unter der Leitung von Prof. Nick Lin-Hi, Universität Mannheim, wesentlich dazu beigetragen, dass die Beschäftigung mit dem Thema CSR in dem Verbund Textil-Bekleidung wesentliche Fortschritte gemacht hat. An der Erstellung des DTB-Leitfaden direkt mitgewirkt haben:
CWS – boco, Supply Chain Management GmbH
Setlog GmbH
Olsen GmbH & Co. KG
bugatti GmbH
Lenzing AG
pro.mara consulting
Peter Hahn GmbH
Anita Dr. Helbig GmbH
Vaude Sport GmbH & Co. KG
Holy Fashion Group
BSD Consulting
Katag AG
Tüv Rheinland LGA Products GmbH
Bureau Veritas Consumer Products Services GmbH
Hohenstein Textile Testing Institute
Universität Bayreuth