14.01.16 — read English version
Päpstlicher Besuch prangert unwürdige Arbeit an
Das italienische Prato mit rund 190.000 Einwohnern gilt als Textil-Hochburg, 35.000 Einwohner sind Migranten, mehr als die Hälfte davon Chinesen. Sie arbeiten in dem rund 25 Kilometer von Florenz gelegenen toskanischen Städtchen größtenteils in Textilfabriken unter katastrophalen Bedingungen. Die Nachricht von sieben Arbeitern, die hier 2013 ihr Leben bei einem Brand in einer illegalen Textilfabrikation lassen mussten, ging um die Welt und hat auch Papst Franziskus zutiefst berührt. Er besuchte deshalb im Oktober 2015 die Stadt in der Toskana und mahnte eindringlich, für menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu sorgen.
Auf dem Domplatz sprach er zu den Menschen. In den letzten Jahren hat sich in der Textilindustrie von Prato Korruption und Schwarzarbeit wie ein Krebsgeschwür ausgebreitet. Die Behörden scheinen dem Phänomen nicht Herr zu werden, obwohl sie von den illegalen Arbeitsstätten wissen, in denen die Chinesen wie „Sklaven“ behandelt werden. In engsten räumlichen Verhältnissen nähen sie quasi rund um die Uhr illegal billige Kleidungsstücke für Männer, Frauen und Kinder. Die Ware wird in ganz Europa vertrieben, auf den Etiketten steht „Made in Italy“. Gearbeitet wird rund um die Uhr, die Bedingungen sind oft lebensgefährlich.
Sicherheitsvorkehrungen gibt es quasi keine, geschlafen wird oft direkt neben der Nähmaschine. Die hygienischen Verhältnisse sind bedrohlich, sanitäre Einrichtungen unzureichend. Die Fertigungsstätten sind meist ohne Tageslicht, Kellerräume oder ausgediente Lagerhallen, in denen sich Stoffe aufstapeln. Brandschutz gibt es nicht. In der Presse wurde Prato schon als das „Lumpenzentrum Europas“ bezeichnet. "Es sei eine Tragödie“ sagte Papst Franziskus bei seinem Besuch. „Das ist keine würdige Arbeit.“
[Ingrid Sachsenmaier]