12.12.17 – Chemnitz

Sustainable Textile School 2017

Drei Tage lang drehte sich in Chemnitz alles um die nachhaltige Textilproduktion entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette.

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Sustainable Engineering of the circular textile chain © TU Chemnitz

 
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Sustainable Engineering of the circular textile chain © TU Chemnitz

 
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Genauer gesagt ging es vom 18. bis 20. September 2017 darum, sich über die neuesten Möglichkeiten einer nachhaltigen Textilproduktion detailliert und konzentriert auszutauschen. Insgesamt nahmen an der Premiere der Sustainable Textile School mehr als 130 Personen aus 16 Nationen teil.

Die Vorträge und Break Out Sessions wurden von renommierten Vertretern nationaler und internationaler Verbände, Unternehmen aus der Faserproduktion, Flächen-Herstellung, Chemie sowie von Labels und Marken bestritten.

Am ersten Tag, der ganz im Zeichen der Thematik Fasern stand, bestritten die Hersteller nativer und synthetischer Fasern sowie Garn-Produzenten von recycelten Polyester und Baumwolle die Vorträge und Diskussionen.

Wer hat die bessere Faser, wenn es um die nachhaltige Bewertung geht? Als eine der entscheidenden Fragen wurde das vom Plenum intensiv diskutiert.

Besonders die Ausführungen von Professor Michael Braungart zu den Prinzipien von Cradle to Cradle und der Circular Economy warfen die entscheidenden Fragen auf, wie die Textilindustrie in Zukunft mit neuen Prozesse, Technologien oder Geschäftsmodell-Innovationen Veränderungen aktiv initiieren sollte.

Das Label Ecoalf aus Spanien war eines der schillernden Beispiele, wie ein nachhaltiges Geschäftsmodell zum Erfolg führen kann. Neue Technologien der Faser-Sortierung und Wiederaufbereitung von Alt-Textilien leuchteten die Möglichkeit einer Textilproduktion mit europäischen Ursprung in naher Zukunft aus.

Die Vertreter des europäischen Verbandes Euratex und der europäischen Chemikalien-Behörde ECHA gaben den Teilnehmern am zweiten Tag Einblicke in die bevorstehenden Regularien auf europäischer und nationaler Ebene. Auch diese werden und müssen zu einem Umdenken in den Geschäftspraktiken und in der Technologieherstellung führen.

Neben den eng getakteten Vorträgen hatten die Teilnehmer Zeit zum Netzwerken. Die Sustainable Textile School ermöglichte es den Akteuren aus der textilen Kette, sich in Chemnitz zu treffen und sich auf den Ebenen der Forschung und Entwicklung, der Prozesse und Technologien und des Sourcing auszutauschen.

Im Rahmen der STS wurde der Environmental Innovation Award verliehen. Von den insgesamt neun internationalen Einsendungen wählte die Jury das Projekt Greenkeepers auf den ersten Platz. Das junge Unternehmen aus Sri Lanka überzeugte mit seiner Geschäftsmodell-Innovation im Bereich der Wiederverwertung von Industrieabfällen zur Garn-Produktion. Auf den zweiten Platz gewählt wurde das Label Posseimo, welches ein Garn aus dem Fell des neuseeländischen Brushtail Possum in einem geschlossenen Sourcing-Kreislauf verwendet. Den dritten Platz belegte eine Technologie-Lösung zur Verhinderung von Microplastik-Kontaminationen durch Waschvorgänge, die von der Firma Miles vorgestellt wurde.

Die weitere Entwicklung der Sustainable Textile School zielt auf weit mehr als eine jährliche Veranstaltung ab. Weiterer Schwerpunkt ist der Ausbau einer nachhaltigen E-Learning-Plattform für die globale Textilindustrie, welche im Rahmen der Veranstaltung aktiviert wurde. Alle Teilnehmer der STS haben Zugang zu einer digitalen Lernplattform, welche die verschiedenste Fragestellungen in der Produktion von Textilien aufgreift, bearbeitet und ergänzt sowie in Zukunft Szenarien für die Ausbildung in der Textilindustrie der Zukunft entwickeln wird. Die Lernplattform ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen den Firmen Gherzi Textil Organisation und der Chemmedia AG in Kooperation mit der Technischen Universität Chemnitz.

Unterschiedliche Ingenieur-getriebene Ansätze in allen Bereichen der Textilindustrie wurden während der drei Tage in Chemnitz diskutiert. Sie zeigen deutlich, dass eine nachhaltige Produktion von Textilien technisch und kaufmännisch möglich ist. Die entscheidende Frage, welche immer wieder im Mittelpunkt der Veranstaltung stand, war, wie sich der weltweite Konsum von Textilien entwickeln wird. Das Angebot und der Verbrauch von Textilien steigt weltweit.

Kann diese Nachfrage ökologisch und nachhaltig produziert werden?

Die Veranstalter bedanken sich bei allen Unterstützern. Besonderer Dank gilt den Sponsoren Rudolf GmbH, Zschimmer & Schwarz, Miles GmbH, Lenzing AG, südwollegroup, Oeko-Tex, Wattana GmbH, Terrot GmbH, Oerlikon GmbH und vielen anderen.

Im kommenden Jahr wird auf zwei ausgewählten Messen ein Tag zur Ausbildung in der Textilindustrie abgehalten. Im September 2018 wird die 2. Sustainable Textile School mit dem Fokus Nachhaltigkeit in der Produktion von Textilen wieder in Europa statt finden. Ziel der Veranstalter und weiterer Kooperationspartner wird es sein, bis Herbst 2019 den neuen Studiengang Global Textile Supply Chain Engineer zu entwickeln, um der weltweiten Nachfrage nach internationalem Ingenieurpersonal – das die textilen Ketten aus einer nachhaltigen Perspektive versteht – zu begegnen.

von André Matthes