20.06.17 – 12th Prime Source Forum — read English version

Modebeschaffung der Zukunft

Mehr als 40 Referenten aus der ganzen Welt referierten zu Themen wie Handel, Marketing, Finanzierung, neue Entwicklungen und Technologien.

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Hongkong - zum wiederholten Mal Gastgeber des 12. Prime Source Forums © HKTDC

 
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© Prime Source Forum

 
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Das 12. Prime Source Forum, ein Event der Textil- und Bekleidungsindustrie, fand Mitte März in Hongkong statt. . Teil des Programmes waren zwei Keynote-Vorträge, sechs Sessions und acht CEO-Dialoggespräche.

 Was birgt die Zukunft des Mode-Beschaffungswesens? Aufgrund der internationalen Vernetzung der Lieferkette bedarf es flexibler Ansätze und anpassungsfähiger Prozesse. Die Schlagwörter des diesjährigen Forums lauteten unter anderem Schnelligkeit, Integration, Kundenbewusstsein, Kollaboration, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Alle sind sich in einem einig: China entwickelt sich zu einem wichtigen Hauptabsatzmarkt, während es weiterhin eine Schlüsselposition als Hersteller einnimmt. Afrika hingegen gilt als der letzte Eroberungsmarkt für die Textil- und Bekleidungsindustrie.

10 Jahres Vorschau

Die Produktion rückt näher an die Konsumenten – Schlagwort Regionalität. Die Zukunft der Textil- und Kleidungsindustrie stützt sich auf E-Commerce, Onlineshopping, weitläufige Datenerfassung, Modeplattformen, Technologie und Innovation.

 Auch wenn Chinas Wachstum etwas langsamer voranschreitet, beträgt es dennoch 6,5 % und stellt damit einen günstigen Produktionsmarkt für die Textil- und Bekleidungsindustrie dar. Am chinesischen Markt zu bestehen gilt als Gütesiegel für die besten und erfolgreichsten Hersteller, die trotz steigender Lohnkosten aufstreben werden. Tatsächlich trägt der Lohnanstieg zu Wachstum, Neustrukturierung, Aktualisierung, Transformation, Ausdifferenzierung, Produktinnovation und Aufstieg in Chinas Modeindustrie bei. Gleichzeitig expandieren einige führende chinesische Produktionsbetriebe beträchtlich im Ausland, vor allem in Südostasien und Afrika. Chinas erfolgreiche Textil- und Bekleidungsunternehmen werden über die nächsten zehn Jahre hinweg ihre national generierten Gewinne global investieren, im Einklang mit und mit Unterstützung der „Belt and Road Initiative“ und „Made in China 2025“. Erwartungen zufolge wird sich der Großraum Asien zu einem bedeutenden Markt entwickeln, mit China an der Spitze. Die Volksrepublik gilt bereits als ein aufsteigender Absatzmarkt, während sich ihre Stellung als Herstellerland mindert.

2015

Bis 2025 werden 66 neue Flughäfen und 5.500 Bahnhöfe entstehen und es werden geschätzte 120 Millionen Auslandsreisen von chinesischen Urlaubern unternommen werden. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird sich die Anzahl der vermögenden Privatpersonen auf 1,34 Millionen erhöhen, was 54 % der oberen Mittelschicht entspricht. Auch wenn Indiens Infrastruktur noch Aufholbedarf hat, bleibt die Entwicklung hier interessant.

 E-Commerce ist der aufstrebende Stern des Lieferkettemanagements am Modeindustriehimmel. Trotz Herausforderungen bezüglich Bezahlung, Versteuerung, Regulierung und Abgaben ergeben sich bedeutsame Vorteile. E-Commerce ist nicht nur für Großunternehmen lukrativ, sondern unterstützt auch kleinere Hersteller, vorausgesetzt die Logistikkosten bleiben im Rahmen. Noch vor fünf Jahren war der Onlinehandel stationär auf Computer beschränkt, heute befinden wir uns im mobilen Zeitalter, das zunehmend auf Cloud-Technologie basiert.

 Die steigende Bedeutung und Popularität von E-Commerce, besonders bei Technologie-affinen Millennials als Hauptkonsumentengruppe, zwingt nun viele Läden und Einkaufszentren in den USA zu schließen. Konventionelle Geschäfte werden zwar weniger in der Anzahl, erfüllen aber weiterhin eine wichtige Rolle im Handel als Showrooms, die KonsumentInnen ein einzigartiges Einkaufserlebnis bieten, bevor die gewünschten Artikel im online Warenkorb landen. Auch wenn Einkaufen über das Internet signifikant an Marktanteil gewinnt, ist es daher trotzdem wichtig, eine online – offline Balance zu schaffen. Hierfür müssen Daten über das Konsumverhalten gesammelt und analysiert werden, um entsprechende Verkaufsstrategien zu entwickeln.

 Im Zeitalter von Big Data fordern viele Konsumenten einen individuellen Stil. Technologie und Innovation treiben den neuen Standard in der Textil- und Bekleidungsindustrie voran und schaffen neue Geschäftsmöglichkeiten und höhere Umsätze mit Hilfe von Datenerfassung im großen Maßstab. Die zunehmende Digitalisierung veranlasst Unternehmen sich neu zu profilieren. Informationstechnologien und Automatisierung werden sich als die Hauptantriebskräfte von Neuerung und Wachstum herauskristallisieren. Mit High-Tech Fashion-Plattformen werden komplett neue und richtungsweisende Verkaufswege eingeschlagen, die durch Anwendungen für virtuelle und erweiterte Realität Onlineverkaufszahlen steigen lassen. Die Generation Y wird mit ihrem digitalen Leben die globale Wirtschaft verändern.

China im Wandel

China entwickelt sich hin zu einer mobil gesteuerten Wirtschaft. 48,5 % des gesamten Konsums findet in der Volksrepublik online statt, womit sie weltweit vor Asien mit 40,3 % und Nordamerika mit 32,2 % den ersten Platz einnimmt. 2005 betrug der Haushaltskonsum in Asien 7 Billionen US-Dollar, wobei bis 2030 ein Anstieg auf 33 Billionen US-Dollar vorausgesagt wird. Verglichen mit den in den USA erwarteten 17 Billionen US-Dollar und den in der EU erwarteten 16 Billionen US-Dollar, zeichnet dies eine Vorreiterrolle Asiens im E-Commerce ab. Sowohl Marken- als auch Herstellerfirmen spielen dabei eine tragende Rolle. Den richtigen Visions-Partner zu finden steht für eine derartige Zusammenarbeit an oberster Stelle.

 Die Schnäppchenjagd nach immer billigeren Preisen nimmt ein Ende. Denn für die Textil- und Bekleidungsindustrie stellt Afrika den letzten zu erobernden Markt dar. Dieser Kontinent bietet Herstellern verschiedenster Produkte, aber vor allem auch der Textil- und Bekleidungsbranche, die ja bekanntlich viele Arbeitsplätze schafft, eine Vielzahl interessanter Möglichkeiten, was der afrikanischen Wirtschaft auch nötiges Auslandskapital zukommen lassen würde. Äthiopien, zum Beispiel, hat eine klare Vision, um mit Hilfe der Fashion-Industrie seine Wirtschaft anzukurbeln, und hat hierzu eine von der Regierung unterstützte Strategie erstellt, um als Produktionsland für Modeunternehmen attraktiv zu sein. Die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft ist für den Erfolg entscheidend.

Hawassa Industriepark

Das hochmoderne Flaggschiff der äthiopischen Industrie wurde speziell für die Textil- und Bekleidungsindustrie in nur neun Monaten errichtet und 2016 eröffnet. Hawassa ist der erste Öko-Industriepark seiner Art, wobei viele weitere in Planung sind. Die angesiedelten Unternehmen profitieren von einem guten Zugang zu nachhaltigen Energiequellen (drittgrößtes Wasserkraftwerk Afrikas), niedrigen Energiekosten (ab 0,30 US$/kW), einer neuen Bahnverbindung mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h, einer Anbindung an das Flugnetz, einer 15 Mio. Personen starken Arbeitnehmerschaft bei einer Bevölkerung von 100 Mio. (zweitgrößte in Afrika), der Nähe zu Baumwolllieferanten und einer unmittelbaren Hafenanbindung. Sowohl 10 Jahre Steuerfreiheit, gebührenfreier Import und Export, saubere Luft als auch ein gutes Land- und Seetransportnetzwerk haben bereits eine Vielzahl an großen Auslandsinvestoren angelockt, die Fabriken auf für Herstellungsbetriebe gebührenfreiem Land errichten.

 Diese profitieren noch zusätzlich von der derzeitigen Handelspolitik, die unter der AGOA (African Growth and Opportunity Act) Zollfreiheit gegenüber Europa und den USA gewährt. Äthiopien hat sich zum Ziel gesetzt, eine Hauptrolle in der globalen Textil- und Bekleidungsindustrie einzunehmen.

 

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