09.06.20 – Von Berlin nach Frankfurt

Frankfurt Fashion Week ab 2021

textile network hat nachgefragt bei Olaf Schmidt, Vice President Textiles & Textile Technologies der Messe Frankfurt: „An Berlin war nichts falsch.“

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Olaf Schmidt, Vice President Textiles & Textile Technologies der Messe Frankfurt: "Das Feedback seit der Pressekonferenz ist äußerst positiv. Alle sind sehr gespannt, wie es nun weiter geht." © Messe Frankfurt/Pietro Sutera

 

textile network: Herr Schmidt, was war letztendlich der ausschlaggebende Faktor, von Berlin wegzugehen? Ist der Berlin Hype vorüber oder waren es lediglich pragmatische Gründe? Hat man in Berlin womöglich andere Pläne mit Tempelhof?

Olaf Schmidt: An Berlin war grundsätzlich nichts falsch. Es geht darum, neue Konzepte zu entwickeln und ein neues Format für eine Fashion Week zu prägen. Frankfurt ist ein neuer, unverbrauchter Standort für die Modebranche und bietet optimale Voraussetzungen: Frankfurt ist kosmopolitisch und hat die internationalste Community Deutschlands. Die Stadt hat ein riesiges Einzugsgebiet und international einen exzellenten Ruf als Design- und Kulturmetropole mit einer herausragenden Kreativszene. Das Messegelände mit 600.000 qm, mit seiner innerstädtischen Lage und seiner Infrastruktur bietet weltweit einmalige Möglichkeiten. Extrem kurze Wege, die das Messegelände, die Stadt, die Transport Hubs und die urbanen Hotspots und Off-Locations untereinander verbinden – für eine internationale Metropole ist das außergewöhnlich und unschlagbar als Messestandort. Welche Pläne der Tempelhof für den Sommer 2021 hat, ist uns nicht bekannt. Damit hatte unsere Entscheidung aber auch nichts zu tun.

textile network: Vor einem Jahr hieß es seitens der Neonyt in einem Interview: „Berlin bleibt wichtig, muss sich aber anstrengen.“ Hat sich Berlin nicht genug angestrengt?

Olaf Schmidt: Die Messe Frankfurt und die Premium Group hatten in den vergangenen Monaten intensive Gespräche. Und wir waren uns alle einig, dass nach so vielen Jahren in Berlin eine echte Veränderung kommen muss.

textile network: Wie war die erste Reaktion des Messebeirats auf die Pläne, von Berlin nach Frankfurt zu gehen? Oder gab es womöglich hier schon den Wunsch nach einer Veränderung?

Olaf Schmidt: Die Entscheidung ist in direkter Abstimmung zwischen der Messe Frankfurt und Premium Group getroffen worden. Ich glaube, der Wunsch nach Veränderung war bei allen vorhanden. Und bei der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen sind wir damit auf sehr offene Ohren gestoßen.

textile network: Waren die Aussteller schwer zu überzeugen? Oder war/ist die Kompetenz der Messe Frankfurt als Ausstellungsmacher ausschlaggebend?

Olaf Schmidt: Für die Aussteller ist es ebenso eine Überraschung wie für die Presse und die Besucher. Das Feedback seit der Pressekonferenz ist äußerst positiv. Alle sind sehr gespannt, wie es nun weitergeht. Jetzt, wo der Standort kommuniziert ist und das große Ganze steht, geht es darum, mit allen zu sprechen, uns viele Meinungen und Ideen einzuholen und das Konzept der Frankfurt Fashion Week weiter auszuarbeiten und zu konkretisieren.

Die Frankfurt Fashion Week ist eine Plattform, die von großer Offenheit geprägt ist. In Frankfurt soll ein neues, modernes Format einer Fashion Week aufgelegt werden. Für ein vernetztes, transparenteres und nachhaltigeres Wirtschaften in der textilen Wertschöpfungskette. Dafür muss die ganze Branche an einem Strang ziehen.

textile network: Hofft man, durch die Konzentration der verschiedenen Messen auf einen Ausstellungsstandort – das moderne Frankfurter Messegelände – sowie die zentrale, verkehrstechnisch optimale Lage Frankfurts mehr Aussteller und mehr Besucher zu generieren?

Olaf Schmidt: Ja, klar. Das ist einer der vielen Vorteile. Internationalität, Infrastruktur, Zentralität – der Standort Frankfurt bietet all das. Aber eben nicht nur.

Herr Schmidt, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Die Fragen für textile network stellte Ilona Schulz.