20.04.21 – Setlog — read English version

Marc O’Polo: Lässig und leistungsfähig in die Zukunft

„Zu Beginn der Coronakrise war es besonders nützlich, dass wir Osca als Software hatten.“ Dr. Patric Spethmann, COO Marc O’Polo. Ein Beitrag von Thilo Jörgl.

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Die Modemarke Marc O’Polo steht für gehobene, zeitgemäße Premium Modern Casual Wear. © Marc O'Polo

 
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Der Firmensitz von Marc O’Polo ist in Stephanskirchen. © Marc O’Polo

 
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Die Modemarke Marc O’Polo hat sich nicht nur das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben, sondern treibt auch die Digitalisierung voran. An den Fäden zieht dabei COO Dr. Patric Spethmann. Das Unternehmen setzt auf neue Technologien wie beispielsweise SAP S/4HANA und die About You Cloud, aber auch auf bewährte Tools wie etwa Setlogs SCM-Software OSCA.

  • Marc O’Polo. Mit der Modemarke verbinden viele, die hierzulande in den 80er Jahren groß wurden, lässige, modische Sweatshirts. Wer das Licht der Welt früher erblickte, denkt beim abgewandelten Namen des venezianischen Entdeckers an handgewebte Baumwollhemden aus Indien. Solche bot das 1967 in Schweden gegründete Unternehmen schon in den 70er Jahren an. Der Wettbewerb offerierte Hemden aus bügel- und knitterfreiem Polyester. Marc O’Polo setzte bereits damals schon auf natürliche Materialien. Rebellisch und übertrieben modisch wollte das Unternehmen nie sein. Stattdessen setzte es gegen den Mainstream auf hochwertige zeitlose aber dennoch moderne Produkte. Für diese Mode legten Kunden gerne etwas mehr Geld auf den Kassentisch. Nachhaltig und edel – das ist eine Strategie, die funktioniert. Gestern und heute.

Gegründet wurde das Modelabel 1967 von den Schweden Rolf Lind, Göte Huss und dem US-Amerikaner Jerry O’Sheets in Stockholm. Die deutsche Tochtergesellschaft wurde ein Jahr später durch Werner Böck mit Sitz in Stephanskirchen (Landkreis Rosenheim) ins Leben gerufen. Zehn Jahre nach der Firmengründung übernahm Böck das Unternehmen. Im Zuge dessen wurde die Marc O’Polo International GmbH gegründet und der Unternehmenssitz von Stockholm nach Stephanskirchen verlegt.

Werner Böck, der inzwischen im Aufsichtsrat ist, setzte nicht nur bei der Markenpositionierung konsequent darauf, nicht die Masche des Mainstreams zu kopieren, sondern eigene Wege zu gehen – und vorausschauend zu agieren. Der Erfolg gab ihm Recht. Im Geschäftsjahr 2005 macht das Unternehmen 158 Mio. Euro Umsatz, 2019 schon 472 Mio. Euro. Dieter Holzer, CEO seit 2017, und Co-CEO Maximilian Böck agieren nicht nur bei der Markenstrategie antizipierend – sondern auch in anderen Bereichen wie etwa Vertrieb, Supply Chain Management oder Digitalisierung.

Blick zurück:

Als andere Modeunternehmen noch über den „Plattform-Hype“ lächelten, sprang Marc O’Polo auf den Zug auf, um Internetplattformen als zusätzlichen Vertriebskanal zu nutzen. Das Unternehmen sah im Multichannel-Ansatz nicht eine schwer zu steuernde Strategie, sondern eine Chance, Zugang zu unterschiedlichen Kundengruppen zu gewinnen. 2016 wurde es als „Bester Multichannel-Händler“ ausgezeichnet. Das Modeunternehmen zeichneten sich früh dadurch aus, besonders aktiv auf Plattformen zu sein. Nicht nur wegen des Umsatzes, sondern auch um die Markenbekanntheit zu steigern. Mindestens genauso wichtig stufte das Management ein, dass aus Daten, die auf Plattformen generiert werden, fundierte Entscheidungen in puncto Sortimentsauswahl für andere Wholesale-Kanäle getroffen werden können.

Dass gute Daten und IT-Kompetenzen für einen erfolgreichen Multichannel-Prozess fundamental wichtig sind, erkannte das Management früh. Credo: Nur auf Basis hervorragender Daten kann beispielsweise ein Click-and-Collect-Service angeboten werden. Denn wenn Kunden im Internet Kleidung bestellen und sie in der nächstgelegenen Filiale anprobieren oder abholen wollen, müssen die Warenbestände aller Filialen zentral erfasst werden.

Ausgezeichnete Daten sind auch im Einkauf und im Supply Chain Management das A und O. Doch sie bringen nicht viel, wenn sie beispielsweise in Excel-Dateien schlummern oder via E-Mail zwischen den Supply Chain-Partnern hin und her geschickt werden müssen. Deshalb entschied sich Marc O’Polo schon 2015, die SCM-Software Osca des Bochumer Anbieters Setlog für die Inbound-Lieferkette einzuführen. Die Devise lautete damals: Medienbrüche müssen der Vergangenheit angehören, die Kette muss transparent werden. Die Marc O’Polo-Kette umfasst nicht nur viele Partner, sie ist auch lang. Denn die mehr als 100 Lieferanten sitzen nicht nur in Osteuropa, Portugal und der Türkei, sondern auch in China und anderen asiatischen Ländern. Und für den Transport sind für die verschiedenen Verkehrsträger und Relationen mehrere Spediteure nach dem Prinzip des besten Preis-/Leistungsverhältnisses nominiert.

Mit Osca steuert das Unternehmen gleich eine ganze Reihe von Aufgaben, u. a.:

  • die Vorproduktion
  • die Kapazitätsplanung
  • die Lieferplanung inklusive Kommunikation
  • die Kartonpackliste inklusive der Labelgenerierung
  • den Buchungsprozess des Lieferanten beim Spediteur
  • den Transportprozess und die Sendungsverfolgung
  • die Anlieferplanung am Zentrallager inklusive der Konsolidierung der Nachläufe
  • die Dokumentenverwaltung und -verteilung an die Lieferanten (General Instructions Modul)
  • die diversen Importe (Material, Artikel, Artikelfarbe, Bestellungsposition)
  • und das Debit Note Modul (Nachrichten und Claim-Abwicklungen nach Wareneingang und Qualitätskontrolle können aus Osca an die Lieferanten übermittelt werden)

Eine Besonderheit ist das Debit Note Modul. „Es wurde damals extra für Marc O’Polo entwickelt“, berichtet Setlog-Vorstand Ralf Düster. Werden beispielsweise zu wenig Teile geliefert, kommen sie zu spät an oder müssen aufbereitet werden, kann das Modelabel direkt aus Osca eine Nachricht an den jeweiligen Lieferanten senden. Die Meldung steht in direktem Zusammenhang mit dem jeweiligen Artikel, weil eine Verknüpfung zur Artikel- und Ordernummer hergestellt wird. „Im Modul besteht die Möglichkeit, Nachrichten auszutauschen und zollrelevante Positionen durch eine Anzeige auf dem Dashboard prüfen zu lassen“, erläutert Düster. Osca war u. a. auch ein Grund dafür, warum Marc O’Polo während der Coronakrise schneller und einfacher auf Lockdowns und infolge dessen auf geplatzte Liefertermine reagieren konnte als andere Unternehmen.

  • Zu Beginn des ersten Lockdowns in Deutschland war Dr. Patric Spethmann gerade erst neun Monate an Bord des Unternehmens.

„Um die Weichen für die Zukunft zu stellen“, schuf der Aufsichtsrat laut einer Mitteilung an die Presse den neuen Bereich Logistik und IT – und bestellte Spethmann, der jahrelang Erfahrung bei Gries Deco, Tchibo und der Otto Group gesammelt hatte, zum COO. „Zu Beginn der Coronakrise mussten wir täglich neue Entscheidungen treffen und beispielsweise den Transportmodus ändern, weil Häfen plötzlich geschlossen waren“, berichtet Spethmann. „Da war es sehr nützlich, dass wir Osca als Software hatten und damit schnell und spezifisch auf Veränderungen in der Supply Chain reagieren konnten.“ Aufgrund der resilienten und gleichzeitig flexiblen Lieferkette habe es im Supply Chain Management „keine großen Probleme“ gegeben, berichtet der COO. Herausfordernd sei jedoch das Thema Lagerkapazität gewesen, weil die stationären Läden schließen mussten und das Distributionszentrum überlief.

Im Tagesgeschäft kann sich Spethmann auf ein kompetentes Team verlassen. Denn für die Konsumgüterindustrie gilt: Man kann die Marge vor allem in der Beschaffung und im Supply Chain Management optimieren. Denn Preise lassen sich am Markt nicht einfach erhöhen. Die Unternehmen befinden sich nicht nur in einem harten globalen Wettbewerb, sondern auch in Eckpreislagen, die sie mehr oder weniger dazu zwingen, die Preise für die Kunden auf einem gleichbleibenden Niveau zu halten.

Speziell in der Fashionbranche sind Unternehmen mit einer Vielzahl von Herausforderungen gleichzeitig konfrontiert. Dazu zählen:

  • der Wechsel von Push- zu Pull-Märkten
  • die zunehmende Komplexität in Beschaffung und Vertrieb
  • die Internationalisierung der Marke und die damit verbundene Logistik
  • die wachsende Bedeutung von dynamischen Entwicklungen
  • die Beschleunigung des Unternehmens sowie des gesamten Orderprozesses
  • der Bedarf an Komplettlösungen und Zusatzleistungen

Erfolgreiche SCM-Spezialisten und Einkäufer stützen Entscheidungen auf ein Drei-Säulen-Modell, um Unternehmen für die Zukunft richtig aufzustellen.

  • Die Optimierung der Firmenprozesse: Dazu zählen u. a. die Konzentration auf Kernprozesse, die Optimierung der Logistik für den Vertrieb im gesamten Omnichannel, die Prozessoptimierung und die Vermeidung von Sub-Prozessen sowie das Herstellen von Transparenz in der gesamten Kette.
  • Den Aufbau einer kollaborativen Supply Chain: Statt einer Kette wird ein unternehmensübergreifendes Netzwerk aufgebaut, in dem alle Partner integriert sind – vom Lieferanten, über die Agenturen, Prüflabore und Qualitätssicherung bis hin zu den Logistikern und den Kunden vom Großhandel bis zu den eigenen Flächen. Der Grund: Ein Netz ist im Fall einer Störung stabiler als eine Kette.
  • Den Aufbau einer leistungsfähigen IT-Landschaft: Zahlreiche Systeme unterstützen moderne Unternehmen – z. B. in den Bereichen Online-Shop, SCM, PLM, Data Warehouse, Zoll, Bezahlsystem, Produktionsplanung und ERP.

Statt zu versuchen, die Komplexität des Fashiongeschäfts zu vereinfachen, heißt Spethmanns Devise: „Lasst uns die Komplexität beherrschen und hierfür die richtigen Lösungen schaffen!“ In der Praxis geht es darum, sich der Komplexität der Omnichannel-Strategie anzunehmen, eine dafür optimale ERP-Lösung zu finden, eine ideale Belieferungsstrategie für die Retail-Flächen zu suchen, das Retourenmanagement zu verbessern und die Intralogistik flexibel aufzustellen – um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Schon in seiner kurzen Zeit bei Marc O’Polo hat Spethmann einige Themen angeschoben – etwa die Planung einer langfristigen, durchgängigen Logistikstrategie. Aufsehen hat er extern schon mit der Einführung eines SAP S/4HANA-Projekts erregt. Intern ist ihm ein gut funktionierendes ERP-System enorm wichtig. Es ist das digitale Herz eines Unternehmens und muss alle anderen Lösungen mit Daten versorgen – möglichst in Echtzeit. Gleichzeitig werden Daten ins ERP zurückgeschickt und verarbeitet. Nur mit einer optimal ERP-Lösung können in kürzester Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

  • Marc O’Polo steht für gehobene, zeitgemäße Premium Modern Casual Wear. Die Vorliebe für natürliche Materialien, hochwertige Qualitäten und besondere Details zeichnen den individuellen Stil der Premiummarke mit skandinavischen Wurzeln aus – ganz im Sinne der Philosophie ihrer Gründer: Die Freiheit, sich selbst treu zu bleiben. Mit diesem Anspruch ist Marc O’Polo zu einer der international führenden Marken in ihrem Segment geworden.
  • Die Setlog Holding ist ein Anbieter maßgeschneiderter Supply Chain Management (SCM)-Lösungen. Zentrales Produkt ist die cloudbasierte SCM-Software Osca, die bei über 150 Marken in den Bereichen Bekleidung, Elektronik, Nahrungsmittel, Konsumgüter und Hardware im Einsatz ist. Die Setlog GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Setlog Holding AG. Das Unternehmen wurde 2001 gegründet und zählt heute mit über 35.000 Nutzern in 92 Ländern zu den führenden Anbietern von SCM-Software. Das Softwarehaus beschäftigt 60 Mitarbeiter an den Standorten Bochum (Sitz), Köln und New York.