08.08.23 – Supply Chain — read English version
Händler bestellen weniger Waren
Die Einkaufswelle der Verbraucher für den Cyber-Monday und das Weihnachtsgeschäft wird voraussichtlich ausbleiben, so berichten die Lieferketten-Experten des Bochumer Softwarehauses Setlog.
Händler platzieren im Vergleich zum Vorjahr weniger Produktionsaufträge bei ihren Lieferanten, was zu einem durchschnittlichen Rückgang der Stückzahlbestellungen um 18 % führte. Die Aussichten für den Umsatz sind daher gedämpft. Allerdings wirken sich niedrige Transportkosten positiv aus: Die Frachtraten für Seefrachtcontainer aus Fernost sind auf ein stabiles, niedriges Niveau gefallen, im Gegensatz zu den hohen Kosten während der Coronapandemie. Die Frachtraten für 40-Fuß-Container sinken je nach Relation auf unter 1.200 Dollar.
Setlog wertete auch die geographischen Veränderungen bei den Fashion-Importen aus: In Bangladesch werden beispielsweise annähernd die gleichen Stückzahlen bestellt wie im Vorjahreszeitraum. Lieferanten in Vietnam produzieren 2023 sogar etwas mehr. Verlierer ist hingegen China: Die Unternehmen ordern im Reich der Mitte Richtung Europa rund 3,5 % weniger als im Vorjahreszeitraum. „Die geopolitische Situation trägt dazu bei, dass Lieferanten in China tendenziell weniger Aufträge bekommen. Dagegen profitieren Zulieferer in Vietnam oder auch Indien“, betont Setlog-Vorstand Ralf Düster.
Der Lieferkettenexperte geht nicht davon aus, dass sich die Lage der Unternehmen hierzulande schlagartig ändern wird. „Die hohe Inflation, steigende Zinsen und die zuletzt schlechten Wirtschaftsprognosen des Internationalen Währungsfonds IWF lassen die Verbraucher:innen nicht in Einkaufseuphorie verfallen“, so Düster.
Die Ergebnisse vieler Importeure von Bekleidung, Spielwaren, Computern & Co. werden im zweiten Halbjahr dieses Jahres nicht nur durch eine geringere Nachfrage geschmälert, sondern auch durch höhere Preise im Einkauf. Bereits im Vorjahr beobachtete Setlog Preisanstiege zwischen 8 und 15 % in Asien und Südosteuropa inklusive der Türkei.
Die Entspannungen im Seefrachtmarkt haben für Importeure zumindest einen Vorteil: Sie können kurzfristiger als noch zu Coronazeiten ihre Bestellungen verändern. Denn verglichen mit den Jahren 2021 und 2022 werden die Container aus Fernost im Schnitt acht Tage früher an die Nordseehäfen transportiert.