21.08.15 — read English version

Kostbares Naturmaterial

Von billig bis sehr hochwertig hat sich Leder in allen Preislagen einen sicheren Platz in der Mode erobert. Dennoch bei Schuhen, Jacken, Gürteln, Taschen und Accessoires aus Leder gibt es diverse Kriterien, die sowohl für die Preise wie für die Qualitäten verantwortlich sind. Leder ist eben nicht gleich Leder.

Von billig bis sehr hochwertig hat sich Leder in allen Preislagen einen sicheren Platz in der Mode erobert Photo: shutterstock

Von billig bis sehr hochwertig hat sich Leder in allen Preislagen einen sicheren Platz in der Mode erobert Photo: shutterstock

 
Modell Lilo (Kollektion HW 15/16), Qualität EM (Lammfell Cuerolux-Mattnappierung) kombiniert mit LF (Lammnappa) und Ancur Stoff Photo: Werner Christ

Modell Lilo (Kollektion HW 15/16), Qualität EM (Lammfell Cuerolux-Mattnappierung) kombiniert mit LF (Lammnappa) und Ancur Stoff Photo: Werner Christ

 
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Vorneweg, was ja im Grunde jeder weiß: Jedes echte Leder war einmal die Haut eines Tieres und je nach Lebensdauer und Lebensbedingungen des Tieres weist die Haut mehr oder weniger viele Narben, Stiche, Kratzer usw. auf. Diese Spuren der Natur sind im fertigen Leder, je nach Färbe-Art sichtbar. Was der wahre Lederkenner und Leder-Liebhaber so schätzt, wird vom Laien häufig als Fehler gesehen und sodann auch reklamiert.

Jede Haut, also auch jedes Leder ist ein Unikat. Eine Lederjacke, die sich z.B. aus sechs Lamm- oder Ziegenledern zusammensetzt, ist folglich immer auch ein Einzelstück. Bei genauer Betrachtung sind diverse Unterschiede der Hautstruktur, des Lederporenbildes von Jacke zu Jacke innerhalb einer Serie feststellbar. Genau in diesem besonderen Charme liegt das Geheimnis des Erfolges von Lederbekleidung. Sicher maßgeblicher Grund, weshalb dieses einzigartige Naturmaterial eine wichtige Position in den Kollektionen einnimmt.

Leder und Felle sind die ältesten Bekleidungsmaterialien, was viele Höhlenmalereien dokumentieren. Als die Menschen, bedingt durch Klimawandel, das Bedürfnis entwickelten, den Körper vor Kälte, Nässe oder Wind schützen zu müssen, kamen nur tierische Felle zur Verwendung. Ötzi, vor über 5.000 Jahren in den Tiroler Alpen unterwegs, war von Kopf bis Fuß in Leder gekleidet. Nicht nur Ötzi, sondern auch seine Bekleidung, wurde von internationalen Fachleuten analysiert. Diese zeigten sich überrascht, wie weit die Gerbung mit pflanzlichen Mitteln bereits entwickelt war.

Vielfältige Naturgerbungen, wie die Sämischgerbung mit Fischtran, oder pflanzliche Gerbung basierend auf Eiche, Birkenrinde, Akazie (= Mimosa), Quebracho usw. beweisen eine interessante Gerbentwicklung auf ihrem Weg durch die Jahrtausende. Das steigende Interesse an Lederprodukten und der Bevölkerungszuwachs ließen es längerfristig nicht mehr zu, die Natur zur Gewinnung pflanzlicher Gerbstoffe zu roden. Es musste und wurde eine Alternative in der Chemie gesucht und gefunden.

Die Chromgerbung basierend auf Metallsalzen wurde 1845 „geboren“. Heute werden ca. 85 Prozent aller Leder weltweit mit Chromsalzen gegerbt. Die Rezepturen werden ständig perfektioniert, um ein Höchstmaß an Lederqualität zu erreichen, unter Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte.

Obwohl Innovationen wie die Gerbung mit Säuren aus Olivenblättern oder aus Rhabarber forciert werden, sind das nur interessante Nischenprodukte. Eine hundertprozentige Rückkehr zu den Pflanzengerbungen wird es wohl kaum geben. Die hohe Akzeptanz der chromgegerbten Leder beruht auf den bewährten Eigenschaften wie problemlose Verfügbarkeit der Chromsalze, kostengünstige und schnelle Gerbung in ca. acht Stunden, helle Gerbfarbe, d.h. jede andere noch so helle Farbe ist in hoher Lichtechtheit einfärbbar, niedriges spezifisches Gewicht der Chromleder, höchste Reißfestigkeit, optimale Biege- und Dehnwerte.

Obwohl insbesondere asiatische Gerbereien nicht selten als Umweltsünder an den Pranger gestellt werden, kann die Chromgerbung absolut sauber und umweltfreundlich praktiziert werden (vgl. dazu textile network 3-4 2015, Seite 28, Leder: Grüne Gerbung). Sehr konträr, teils panikmachend, wird das Thema Chrom und Leder diskutiert. Allerdings gilt wie beim Leder auch hier "Chrom ist nicht gleich Chrom."

Das chemische Element Chrom kommt in verschiedenen Oxidationsstufen vor. Chrom III ist ein Spurenelement, das auch im menschlichen Körper vorkommt. Es ist unbedenklich und wird in der Lederindustrie als Gerbmittel eingesetzt. Chrom III kann auch in Farbpigmenten enthalten sein. Chrom VI wird als sensibilisierend und allergieauslösend eingestuft, bzw. als krebserregend. Chrom VI ist nicht gerbfähig.

Chrom wird in der Natur aus Erz abgebaut und gereinigt. Das Endprodukt ist meist Kaliumdichromat, eine Chrom VI-Verbindung. Durch Reduktion (= Umwandlung) wird daraus Chrom III gewonnen. Verläuft dieser Prozess nicht vollständig, kann im Gerbstoff ein Anteil Chrom VI verbleiben, der ins Leder eingebracht wird. Neben verunreinigten Gerbstoffen können auch mit Chrom VI kontaminierte Farbstoffe das Chrom VI in das Leder einschleppen.

Insbesondere rote, orange und gelbe Farbstoffe können Chrom VI enthalten. Auch verschiedene äußere Einflüsse können eine ungewollte Umwandlung von Chrom III in Chrom VI bewirken. Intensives UV-Licht, wie Sonne oder Lampen, erhöhte Temperaturen, ein zu niedriger Feuchtgehalt im Leder, oder auch Fettungsmittel mit ungesättigten Fettsäuren, begünstigen eine Chrom VI-Entstehung.

Ein gründliches Qualitätsmanagement und die Verwendung hochwertiger Gerbchemikalien in der gesamten Produktionskette sind die Garanten für ein einwandfreies Leder, das alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt. Aber, jede Leistung hat seinen Preis! Lederqualität, bzw. Retourenvermeidung beginnt beim Einkauf. Eine sichere Ergänzung der Einkaufsbedingung ist die „Produkt-Info Leder“, „Öko-Info Leder“ des DTB – Dialog Textil Bekleidung. Es ist die wichtigste Aufgabe der Gerber, die natürlichen Eigenschaften der Haut, trotz komplizierter, chemischer Prozesse zu erhalten, zu verbessern und dem fertigen Leder neue, zusätzliche Eigenschaften zu vermitteln.

Qualitätslederprodukte haben eine sehr hohe Wertigkeit. Sie bieten Langlebigkeit, sodass sich die Investition lohnt. Hochwertige Leder vermitteln Image und Prestige. Sie genießen hohe Kundenakzeptanz. Eine in die Jahre gekommene Lederjacke oder Tasche, mit natürlich erworbener Patine bzw. used look ist nicht abgewertet, sondern interessant oder kultig. Nur edle Materialien wie Hölzer, Kupfer oder Silber verlieren durch ihre Patina nicht ihre Begehrlichkeit.

[Sonja Langer-Korsch, Leder-Consulting-Service GmbH]

[ www.leder-consulting-service.de]

- hat einen angenehmen Griff, ist hautsympathisch und hautfreundlich.

- ist atmungsaktiv, d.h. in Lederbekleidung gibt es keinen Hitzestau, die Temperaturregulierung ist optimal.

- ist winddicht

- verfügt über eine natürliche Elastizität und passt sich bequem der Bewegung des Körpers an

- besticht durch seine individuelle Naturoptik, der typische Lederduft fasziniert

Alle Arbeitsprozesse – von der Haut bis zum Leder – müssen sehr sorgfältig geplant, durchgeführt und kontrolliert werden, um die Bildung von Chrom VI zu vermeiden. Hierzu zählen:

- Gründliche Laboranalysen der Gerb- und Farbstoffe

- dem Färbeprozess ein Reduktionsmittel zuführen, das verhindert, dass sich bei Hitze ChromVI aus Chrom III bildet

- den Chrom III-Wert stabil halten durch niedrigen ph-Wert währen des Gerbvorganges

Im europäischen Amtsblatt L 90 ist die Verordnung (EU) Nr. 301/2014 vom 25. März 2014 zur Änderung der REACh-Verordnung hinsichtlich der Beschränkung von Chrom VI-Verbindungen in Ledererzeugnissen veröffentlicht worden. Die Verordnung gilt ab dem 1. Mai 2015. Der Eintrag 47 zu Chrom VI-Verbindungen im Anhang XVII der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 in Spalte 2 lautet wie folgt: "Ledererzeugnisse, die mit der Haut in Berührung kommen, dürfen nicht in den Verkehr gebracht werden, wenn sie einen Chrom VI-Gehalt von 3 ppm oder mehr des gesamten Trockengewichts des Leders aufweisen. Erzeugnisse, die Lederteile enthalten, die mit der Haut in Berührung kommen, dürfen nicht in den Verkehr gebracht werden, wenn sie einen Chrom VI-Gehalt von 3 ppm oder mehr des gesamten Trockengewichts des Leders aufweisen. Die Beschränkungen gelten nicht für das Inverkehrbringen von gebrauchten Erzeugnissen, die vor dem 1. Mai 2015 bereits in den Endverbrauch gelangt waren." (Quelle: Pro Leder 3/2015)