28.04.15 — read English version
Lectra: In sieben Tagen um die Welt
In der Woche nach der Fashion Week finden sich die hochpreisigen Entwürfe der Designer bereits in ihren begehrt bunten Showrooms. Für Brandy-Courtney Williams, Produktionsleiterin der New Yorker Marke Misha Nonoo, beginnt jetzt die Hauptorderzeit.
Einkäufer kommen und gehen und erteilen neue Aufträge. Sie legen die Einheiten der Kleidungsstücke fest, die das Unternehmen benötigt. Williams beteiligt sich bei diesem Prozess früh: „Ich möchte bereits bei der Stoffauswahl des Designteams involviert sein. Wenn ich einen Auftrag erhalte, weiß ich vorab, wie viel Stoff ich wo für jedes Kleidungsstück bestellen muss“.
Sind die Sourcing-Details ausgearbeitet, legt der Designer anhand des Verkaufsmusters die unterschiedlichen Größen des Produktes fest und erstellt ein sogenanntes „Tech-pack“. Eine detaillierte Liste der Spezifikationen für jedes einzelne Kleidungstück. „Wie lang ist der Reißverschluss? Wie viel Meter Stoff brauche ich? Alle diese Informationen muss ein Tech-pack enthalten“, sagt Cristina Neagu Layolle, Studio- und Produktionsleiterin von Thomas Tait in London. Für die Auslandsproduktion sind diese Vorgaben besonders wichtig, aufgrund der Sprachbarriere. Werden die Tech-packs auf die spezifischen Standards angepasst, transparent aufbereitet und einfach erklärt, treten weniger Fehler bei der Produktion auf.
Mit dem sich wandelnden Kundenverhalten stellen auch immer mehr Unternehmen das Konzept saisonaler Kollektionen in Frage. Fast-Fashion, soziale Medien und mobile Technologien ermöglichen den unmittelbaren Austausch von Informationen und wecken bei Konsumenten große Erwartungen. Sie möchten Spitzenqualität und niedrige Preise bei immer neuen Produkten. Der Durchschnittskunde von Zara besucht einen Laden 17-mal im Jahr im Vergleich zu vier Besuchen pro Jahr bei einem traditionellen Einzelhändler. Die geringen Stückzahlen der Kollektionen wechseln häufig, wodurch mehr verschiedene Produkte angeboten werden. Unternehmen müssen verschiedene Größen, Farben und Variationen abdecken. Multipliziert mit den Standorten, in denen das Unternehmen präsent ist, wird die Wertschöpfungskette immer komplexer.
Cristina Neagu Layolle nimmt beispielsweise ihre Verkaufsmuster und die entsprechenden Tech-packs mit zu ihrem Londoner Hersteller und stellt einen Fertigungsauftrag. Sie kann den Prozess täglich begleiten und die Qualität vor Ort überprüfen. Ganz anders ist es für im Ausland produzierte Massenware, wo die Qualitätskontrolle aufwendiger ist. Um den Entwicklungszyklus des Produktes dennoch nachvollziehbar zu machen, bietet Lectra eine PLM-Lösung (Product Lifecycle Management), mit der Marken jeden einzelnen Prozessschritt begleiten können.
Auf einer Plattform gebündelt, pflegen die verschiedenen Teams aller Standorte die Produktdaten, fordern neue Prototypen an oder beurteilen die Materialqualität. Die Kommunikation untereinander, ob Designer, Modellmacher oder Produktionsteam, verschmilzt nahtlos. Ein europäisches Fast-Fashion Unternehmen, das seine Kollektionen vom Konzept bis zur Fertigung abwickelt und im Jahr über sechs Millionen Teile produziert, konnte mit Lectras Fashion PLM den Entwicklungsprozess beschleunigen und eine Kollektion vom Produktdesign bis zur Bekleidungsproduktion abwickeln – in sieben Tagen.