21.05.15 — read English version

Rohbaumwolle lagern und dann?

Rohbaumwolle aus Langzeitlagerung kann zu Qualitätsproblemen für Spinnereien führen. Der Preis mag zwar attraktiv sein, aber Baumwolle, die über einen längeren Zeitraum gelagert wurde, ist ein riskanter Kauf. Über die Bedenken im Hinblick auf die Qualität längerer Zeit gelagerter Baumwolle.

Baumwolle Photo: Cotton USA

Baumwolle Photo: Cotton USA

 
Der Arbeiter liest die Etikette eines Ballens ein. Sie enthält kodierte Informationen über den Ballen, die den vom HVI generierten Werten für di...

Der Arbeiter liest die Etikette eines Ballens ein. Sie enthält kodierte Informationen über den Ballen, die den vom HVI generierten Werten für die Baumwollqualitätsparameter entsprechen. Diese Daten werden von der Baumwollklassierungsstelle ermittelt, bevor der Ballen gehandelt wird Photo: Uster

 

Schätzungen zufolge befinden sich weltweit mehr als 100 Mio. Ballen in den Lagerhäusern – ein Lagerbestand, der die gesamte Industrie ein ganzes Jahr lang versorgen könnte. Allein China lagert die Hälfte der Gesamtmenge; die ca. 62 Mio. Ballen würden ausreichen, den inländischen Textilbedarf für zwei Jahre zu decken – und dies im Land mit dem höchsten Baumwollverbrauch. Für Baumwollproduzenten ist es vorherbestimmt, die Erträge zurückzufahren, falls die Nachfrage sinkt und die Baumwolllieferkette beginnt, in großem Umfang Lagerbestände auf den Markt zu bringen. Sind es gute Neuigkeiten für Spinnereien, wenn bald eine Flut niedrigpreisiger Baumwolle auf den Markt kommt? Die Antwort lautet „wahrscheinlich nicht“.

Entscheidend ist die Beantwortung der Frage, wie lange die Baumwollbestände gelagert wurden und unter welchen Bedingungen. Die Qualität von Rohbaumwolle nimmt mit der Zeit ab, selbst wenn sie unter exzellenten Bedingungen gelagert wird. Das Hauptproblem ist die Veränderung der Farbqualität, häufig auch als „Vergilbung" bezeichnet, was ohne eine geeignete Prüfung nicht leicht zu erkennen ist. Die Baumwolle kann mit einer exzellenten Qualitätsbewertung aus der Entkörnung ins Lager kommen. Im Laufe der Zeit wird sich der natürliche Vergilbungsprozess auf den Qualitätsgrad auswirken, besonders wenn die Baumwolle über eine längere Periode gelagert wird.

Besondere Aufmerksamkeit sollte der Baumwolle gewidmet werden, die aus Gebieten mit hohen Beständen stammt. Häufig sind die Lagerbedingungen schlecht, da die Farmer die Baumwolle lose in Schuppen aufbewahren, wo sie wechselnden Umweltbedingungen und insbesondere Feuchtigkeit ausgesetzt ist – ein eindeutiges Qualitätsrisiko.

In naher Zukunft werden Maßnahmen ergriffen, die ein Gleichgewicht zwischen Spinnereibedarf und Baumwollproduktion herbeiführen sollen. Eine Möglichkeit ist, die Importe zu reduzieren, damit die inländischen Spinnereien Lagerbestände kaufen. Wenn es aber chinesischen Spinnereien bewusst wird, dass diese Baumwolle bis zu drei Jahren gelagert wurde, könnten sie vor den potenziellen Qualitätsrisiken, die dies mit sich bringt, zurückschrecken. Dann könnten Lieferungen auf den Weltmarkt weitergeleitet werden, was die Risiken global auf Spinnereien ausweiten würde.

Kunden, die Baumwolle kaufen, die sich in Langzeitlagerung befand, können sich kaum auf die Qualitätsdaten verlassen, die den Etiketten der Ballen zu entnehmen sind. Eine sorgfältige Prüfung der gelieferten Baumwolle auf wichtige Qualitätsparameter ist unerlässlich, wenn die Spinnereien verhindern wollen, dass potenziell schwerwiegende Probleme ihr Geschäft schädigen.

Die Farbstufe ist bei Rohbaumwolle ein wichtiger Treiber der Preisgestaltung und immer ein Einflussfaktor der Verkaufsverhandlungen, denn einige der gravierenden Gewebefehler lassen sich auf die Rohstofffarbe zurückführen. Es ist unerlässlich, dass die Betreiber von Spinnereien die korrekten Farbdaten bei jedem Baumwollkauf kennen, damit sie sicherstellen können, dass sich die Mischung der Ballen zu Beginn des Spinnprozesses für die produzierte Garnqualität eignet. Je länger sich die Baumwolle im Lager befindet und je schlechter die Lagerbedingungen sind, desto rascher und gravierender zeigt sich die Veränderung der Farbqualität. Selbst bei idealen Bedingungen in einem kühlen und trockenen Lagerhaus beginnt die Qualität von Baumwolle nach einem Jahr abzunehmen. Wenn die Bedingungen ungeeignet sind, z. B. in einem heißen und feuchten Lagerhaus, tritt eine Vergilbung bereits nach sechs Wochen auf. Die Auswirkungen der Lagerbedingungen auf dieses Problem sind wenig bekannt. Was Spinnereibetreiber allerdings nur zu gut kennen, ist die Tatsache, dass die Garnqualität erheblich von ungenauen Farbdaten beeinträchtigt wird. Der Barré ist eine unerwünschte Streifigkeit in Geweben und Strickwaren, die erst bei der Gewebeherstellung oder sogar erst beim Färben sichtbar wird – ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um Qualitätsfehler festzustellen. Der Barré-Effekt kann unmittelbar aufgrund ungenauer Farbdaten, die von veralteten Ballenetiketten stammen, verursacht worden sein und Spinnereibetreiber können sich dann mit kostspieligen Forderungen wegen mangelnder Qualität konfrontiert sehen wie auch mit dem Verlust des guten Rufs. Hierzu David McAlister, Produktmanager für Baumwollklassierung bei Uster Technologies: „Wenn man sich auf Daten verlässt, die nicht die aktuelle Qualität der Baumwolle widerspiegeln, führt dies zu unvermeidbaren Problemen von ungeahnter Tragweite im Hinblick auf die Auswirkungen auf die gesamte Textilwertschöpfungskette, sowohl in Bezug auf die Qualität als auch in Bezug auf die Profitabilität – und die Spinnereien werden diejenigen sein, die dabei in die Schusslinie geraten.”

Die Lösung liegt für die Spinnereien in der bewährten Baumwollklassierung, d.h. in einer erneuten Überprüfung von Rohbaumwollproben, bevor eine Kaufentscheidung getroffen wird. Für diese Aufgabe ist das Uster HVI 1000 das weltweit anerkannte Gerät. Es legt die Standards für die Baumwollbewertung fest. Führende, für Baumwolle zuständigen Behörden, u.a. USDA in den USA, CFIB in China und viele andere nationale Einrichtungen setzen das HVI ein. Es liefert rasch genaue Daten über die Farbstufe, so dass Spinnereibetreiber Qualitätsdaten auf einem Ballenetikett mit ihren eigenen Testergebnissen vergleichen können. Dies gibt ihnen nicht nur die Sicherheit, dass die erworbene Baumwolle von guter Qualität ist, sondern hilft auch, die optimale Mischung von Qualitäten zu Beginn des Spinnprozesses zu bestimmen.

„Weltweit gestiegene Anforderungen an die Garnqualität und die realistischen Risiken durch lange gelagerte Rohbaumwollbestände können nicht ignoriert werden. Es könnte für viele Jahre zu schwerwiegenden Auswirkungen auf den Weltmärkten kommen. Diese Situation bietet klugen Spinnereibetreibern die Chance, durch eine genaue Prüfung des Rohmaterials eine gleichbleibende Garnqualität zu liefern.“

McAlister erklärt: „Das Uster HVI 1000 vermeidet nicht nur die bereits erwähnten Probleme im Hinblick auf Preisgestaltung und Qualität, er sorgt auch für eine rasche Amortisierung der ursprünglichen Investition für das Gerät. Spinnereibetreibern können darauf vertrauen, dass die produzierte Garnqualität, genau diejenige ist, die von den Kunden bestellt wurde.“

McAlister verweist auf eine Studie aus dem Jahr 2002 von Cotton Incorporated mit einigen beeindruckenden Illustrationen der finanziellen Auswirkungen des Barré-Problems – und auf die umfangreichen Kosteneinsparungen, die durch das Uster HVI 1000 ermöglicht werden. „Die Studie zeigt, dass die Herstellung eines Gewebes mit Barré-Effekt ca. 21.400 Euro (USD 27.000) pro 1.818 kg (4.000 lbs.) Gewebe kostet. Dies bedeutet, dass eine typische Spinnerei mit 50.000 Spindeln, die pro Tag 30.000 kg Garn in Standardfeinheit produziert, 400.000 Euro (USD 500.000) pro Tag verliert. Bei diesem Kostenansatz würde ein einziger Tag, an dem der Barré-Effekt vermieden würde, zu einer Ersparnis führen, die über den Investitionskosten für das HVI-Gerät liegt – und gleichzeitig würde dies hart erkämpfte Gewinnmargen schützen.“

Auf der letzten ITMF-Konferenz in Peking (China) und beim ICAC-Treffen in Thessaloniki (Griechenland) wurden Bedenken im Hinblick auf die Qualität längerer Zeit gelagerter Baumwolle und dadurch bedingten Qualitätsverlusts aufgeworfen. Qualitätsprobleme sind unvermeidbar; Farbveränderung oder „Vergilbung“ wie auch eine schlechtere Spinnqualität erregen große Besorgnis. Eine genaue Prüfung mit dem Uster HVI 1000 ist der einzige sichere Weg, um festzustellen, ob die Baumwolllieferungen für den Verwendungszweck geeignet sind.

[ www.uster.com]