13.09.16 – TEZ - Technologie- und Entwicklungszentrum — read English version

Industrie-Plattform als Erfolgsgeschichte

Das TEZ wurde von Groz-Beckert 2010 als Plattform für die Zukunft der Textilbranche eröffnet. textile network hat nun den Status Quo erfragt.

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Groz-Beckert TEZ - Detailansicht in der Dämmerung (Photo: Groz-Beckert)

 
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Das TEZ ist ein idealer Austragungsort für Konferenzen, wie etwa die Großrundstrickkonferenz 2014 (Photo: Groz-Beckert)

 
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Das bis dahin noch nie da gewesene Angebot an die Branche resp. die Erstellung des Gebäudes und dessen Innenausbau kostete Groz-Beckert zunächst einmal rund 60 Millionen Euro. Nun sechs Jahre später können sich die bis jetzt schon eingestellten Erfolge durchaus sehen lassen. Entsprechend dem Leitgedanken wurden wichtige Impulse für die Forschung und Entwicklung gesetzt.

Im TEZ arbeiten derzeit 280 Mitarbeiter und zudem werden 180 Azubis ausgebildet. Aus dem Wissen heraus, dass es für die Zukunft der Branche vor allem auch gut ausgebildete Fachkräfte und Experten braucht, unterhält Groz-Beckert auch für die studentische Ausbildung enge Beziehungen zu Textil-Hochschulen im In- und Ausland, wie zum Beispiel mit den Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Reutlingen, Niederrhein oder der North Carolina State University (NCSU), USA. Die Zusammenarbeit reicht dabei von gemeinsam betreuten Bachelor- und Masterarbeiten über verschiedene Projekte, gemeinsam gestaltete Vorlesungen und Kurse bis hin zu Auslandssemestern an der NCSU und Stipendien.

Das TEZ verfügt über fünf komplett ausgestattete Maschinentechnika für die Textilfertigungsverfahren Strickerei, Weberei, Filz, Tufting und Nähtechnik sowie ein Labor – also gute Voraussetzungen zur Entwicklung gemeinsam mit Kunden und Partnern, ebenso wie zur Prozessoptimierung. Inzwischen trifft sich hier die ganze deutsche Textilforschungslandschaft ob nun aus Denkendorf, Aachen, Dresden, Chemnitz oder Greiz. Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung können so im TEZ gemeinschaftlich zu neuen textilen Produkten entwickelt werden. Ein Beispiel dafür ist das Themenfeld Textiles Bauen.

Der Bildung des Kompetenzzentrums im Jahr 2012 folgte im Jahr 2013 die Gründung der Groz-Beckert Tochtergesellschaft Solidian. Im Jahr 2015 baute Solidian die weltweit erste und bisher einzige Fußgängerbrücke aus reinem Carbonbeton in Albstadt-Ebingen. Inzwischen kann das Tochterunternehmen einige weitere Erfolge aufweisen und wurde unter anderem auch mit dem Nachhaltigkeitspreis „NPCA Sustainability Award“ für textile Betonbewehrungen sowie dem „Innovationspreis der Zuliefererindustrie Betonbauteile“ ausgezeichnet.

Arbeit im TEZ

Wie muss man sich nun eine Entwicklung oder Produktoptimierung im TEZ vorstellen? Hierzu erklärt uns Birte Kleefisch, Unternehmenskommunikation: „In einem ersten Schritt werden die drei Fragen beantwortet: Was geschieht mit unseren Produkten im Einsatz? Können unsere Produkte dazu beitragen, textile Verfahren in bestimmten Anwendungen zu verbessern? Gibt es neue textile Anwendungen in denen unsere Produkte zum Einsatz kommen können? Daraufhin bilden wir im TEZ ein Kompetenzzentrum, um spezielles Wissen aufzubauen oder zu vertiefen. Im dritten Schritt, geht es dann darum marktreife Innovationen zu entwickeln oder neue Potenziale und Effizienzsteigerungen zu ermöglichen. Im besten Fall entsteht aus den Entwicklungen des TEZ im letzten Schritt dann ein neues Geschäftsfeld, das aus der TEZ-Organisation gelöst und in eine andere Struktur überführt wird, wie z.B. im Fall von Solidian.“

Im TEZ beschäftigt sich Groz-Beckert jedoch nicht nur mit neuen Produkten und Geschäftsfeldern, vielmehr geht es auch um die Verbesserung eigener bestehender Produkte. Ein Beispiel dafür ist die Stricknadel Lite­speed und deren Weiterentwicklung zur Litespeed Plus. Hierzu Birte Kleefisch: „Umfangreiche Versuche und Tests auf den Maschinen im TEZ wurden durchgeführt und die Nadeltype weiterentwickelt. Das Ergebnis ist eine Stricknadel mit der unter anderem der Energieverbrauch um bis zu 20 Prozent reduziert werden kann.“

Auch Kunden- und Kooperationsprojekte gehören zum Anwendungsspektrum des TEZ. Im Projekt Arako (Adaptive Raumakustik und akustische Konditionierung im Bauwesen) als ein interdisziplinäres, staatlich gefördertes Projekt aus Architektur, Akustik und Textiltechnik kooperierte das TEZ mit dem ILEK, Stuttgart (Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren). Ziel war die Entwicklung eines akustisch wirksamen textilen Moduls für den Einsatz als Gebäudehülle. Das Ergebnis war ein textiles System aus Polyester-Geweben und akustisch wirksamen Vliesstoffen. Sollte es nun gelingen, das System in einen industriellen Maßstab zu übertragen, können textile Gebäudehüllen zukünftig ein vielversprechendes Produkt für die Baubranche darstellen.

Ein weiteres Projekt im TEZ diente der Kostenoptimierung und dies speziell bei der Herstellung von Composite-Bauteilen auf Basis textiler Strukturen. In Zusammenarbeit mit der Groz-Beckert Tochter, die FTA – Forschungsgesellschaft für Textiltechnik Albstadt mbH und der Firma Schmuhl Faserverbundtechnik aus Liebschütz bei Hof wurde an der Verarbeitung von groben Verstärkungsgarnen zur Verbesserung von textilen Strukturen gearbeitet. TEZ, FTA und Schmuhl Faserverbundtechnik entwickelten gemeinsam drehergewebte Carbon-NCF (Non-crimp fabrcs), wobei die Ergebnisse der Versuche bei Schmuhl derart positiv ausfielen, dass diese für die Serienfertigung der Patientenliegen ausgewählt werden konnten.

Industrie 4.0

Natürlich zählt auch das zentral bedeutsame Thema Industrie 4.0 zu den Ansatzpunkten im TEZ. In diesem Rahmen bringt sich das TEZ auch in national geförderte Forschungsprojekte ein, wie beispielsweise in die Studie „Strick 4.0“ des ITV Denkendorf. Das TEZ-Auditorium schafft den entsprechenden Rahmen für Fachveranstaltungen und Symposien. So fand beispielsweise im April 2016 eine Veranstaltung von Südwesttextil in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Textil- und Faserforschung (DITF) sowie der Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) e.V., zum Thema Industrie 4.0 statt. Ebenfalls im Frühjahr 2016 war das Auditorium im TEZ Austragungsort des Textilbetontags den Solidian in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Baden-Württemberg initiierte. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Vorträge und Diskussionen rund um das Thema Textilbeton sowie Praxisbeispiele.

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