21.10.21 – Gerster auf neuen Wegen

Von der Gardinenproduktion zu Smart Textiles

Die Firma Gustav Gerster GmbH & Co. KG, Geschäftsbereich TechTex, beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Entwicklung von Smart Textiles.

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Kupfergitter © Gerster

 

Aufgrund der vielen verschiedenen textilen Technologien, die bei Gerster eingesetzt werden können, sind die Möglichkeiten im Bereich funktioneller Textilien sehr vielfältig. Infolge der großen Gardinenproduktion am Standort Biberach an der Riss verfügt das Unternehmen neben einer Breit- und Schmalweberei über eine Häkelgalonabteilung, in der die textilen Produkte hergestellt werden können. Vor allem für Smart Textiles, wie Heiz- oder Leuchttextilien, ist diese Technologie von Vorteil. Hier können zum Beispiel zusätzliche Garne, Drähte oder Lichtleiter in unterschiedlichen Formen aufgebracht werden, ähnlich wie beim Sticken. Bei dieser Fertigungsart sind die Freiheitsgrade zwar begrenzter als bei der Sticktechnologie, dafür ist die Produktionsgeschwindigkeit umso höher.

Neben der Häkelgalontechnik spielt die Flechttechnik eine weitere Rolle für die Herstellung von intelligenten Produkten. So können Sensoren beispielsweise für die Temperatur- oder Feuchtigkeitsmessung gefertigt werden. Gerade für Sensoren, die auf dem kapazitiven Prinzip beruhen, also wie ein Kondensator funktionieren, ist dies eine geeignete Herstellungsweise. Unterschiedliche Materialien, z. B. aus Draht, können verflochten werden. Durch das Aufbringen mehrerer Schichten wird anschließend der Sensor aufgebaut.

Entwicklungen und Herausforderungen

Mit Hilfe dieser Fertigungsverfahren konnte Gerster einige Projekte im Bereich Smart Textiles bearbeiten, beispielsweise Heiztextilien zur Behebung von Vereisung von Zugnasen oder Rotorblättern von Windkraftanlagen, und auf Carbonbewehrung aufgebrachte Sensoren. Auch im Bereich Structural Health Monitoring konnte Gerster bereits erste Erfahrungen mit gemeinsam mit Projektpartnern sammeln. Zum Repertoire zählen auch antistatische Bänder mit ESD-Garnen oder fluoreszierende Textilien sowie die Herstellung von flächigen Drucksensoren. Mit dem Bereich Medizintechnik gab es ebenso den ein oder anderen Berührungspunkt. Die textile Elektrode von Gerster entstand aus der Idee eines Produktes, das eigentlich als Hilfsmittel bei der Herstellung von Faserverbundwerkstoffen eingesetzt wird. So konnte eine Elektrode mit verbessertem Komfort und haptischen Eigenschaften entwickelt werden, die trotzdem über eine sehr gute Leitfähigkeit verfügt.

Gerster sieht sich aber auch mit Schwierigkeiten und Problemstellungen konfrontiert. Vor allem die Kontaktierung der einzelnen Elemente und die Elektronikintegration ins Textil ist nach wie vor eine Herausforderung. Um Lösungen dafür zu finden, wird Gerster in den kommenden Monaten und Jahren verstärkt mit Projektpartnern zusammenarbeiten.

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