14.12.20 – Neuer Termin, neue Perspektiven, neue Chancen — read English version
Heimtextil, Techtextil & Texprocess: Zuversichtlicher Blick auf das Messetrio 2021
Olaf Schmidt, Vice President Textiles & Textile Technologies der Messe Frankfurt, gibt Einblicke zum aktuellen Status Quo des Messetrios 2021.
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass im Mai 2021 das Messetrio Heimtextil, Techtextil und Texprocess erfolgreich durchgeführt werden kann?
Olaf Schmidt: Wir alle haben in diesem Jahr eine nie dagewesene Situation mit unvorhersehbaren Entwicklungen erlebt. Keiner von uns hat die Tragweite und die Dauer der Pandemie kommen sehen. Und immer noch stehen wir an dem Punkt, wo wir nicht wissen, wann wir wieder verlässliche Pläne machen können. Aber dennoch gibt es durchaus Grund zum Optimismus. Im Spätsommer hatte Deutschlands Messewirtschaft bereits wieder grünes Licht erhalten, um Messen durchzuführen – ehe uns die zweite Welle eingeholt hat. Umso mehr sind wir erleichtert, dass wir uns frühzeitig für die Terminverschiebung der Heimtextil auf Mai 2021 entschieden haben. Denn auch wenn wir noch ein gutes Stück entfernt sind von absoluten Planungssicherheiten, so gehen wir dennoch zuversichtlich die Projekte Heimtextil, Techtextil und Texprocess 2021 an – in der Hoffnung, dass wir nach dem zweiten Lockdown, in dem wir uns gegenwärtig befinden, und nach den nicht weniger herausfordernden Wintermonaten im Frühling nächsten Jahres eine Entspannung der Pandemielage erfahren.
Auch der Blick nach Asien macht uns optimistisch: Hier hat die Messe Frankfurt Mitte Oktober bereits wieder Veranstaltungen mit bis zu 150.000 Teilnehmern organisiert. Auch wenn der Umgang und die Bewältigung des Virus in China sicher nicht mit der Situation in Europa vergleichbar ist, ziehen wir dennoch Zuversicht daraus. Zumal wir davon überzeugt sind: In Messehallen sind Abstand halten und Frischluftzufuhr gut zu regeln – viel besser als etwa in einem Einkaufszentrum. Und auch darüber hinaus ist unser Hygiene- und Sicherheitskonzept im Laufe der vergangenen Monate sehr tiefgreifend ausgearbeitet worden. Nach wie vor stehen wir im intensiven Austausch mit den zuständigen Behörden und unseren Ausstellern, die sich in großen Teilen ein baldiges Branchentreffen wünschen, und setzen uns mit ganzer Kraft für eine sichere Ausrichtung unserer Messen 2021 ein.
Wie nehmen Sie die Stimmungslage auf Seiten der Industrie und des Handels wahr und wie ist die aktuelle Ausstellerresonanz?
Olaf Schmidt: Von Seiten der deutschen Wohntextilhersteller, Einrichter und Händler wissen wir, dass die Auftragsbücher aktuell gut gefüllt sind. Die Menschen konnten 2020 wenig reisen und investieren deshalb mehr Geld in die eigenen vier Wände. Auch das übliche Sommerloch ist ausgeblieben und Verluste aus der Phase des ersten Lockdowns konnten laut Heimtex-Verband in einigen Bereichen kompensiert werden. Hersteller von Vliesstoffen konnten mit der Produktion von Schutzmasken und Hygieneartikeln ein Umsatzplus von 5 Prozent erzielen. Insgesamt erlebte die seit Jahren anhaltende positive Entwicklung bei technischen Textilien eine Umsatzdelle, die in Deutschland laut IVGT zwischen Januar und September bei ca. 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt. Zunehmend stabil ist die Exportentwicklung von Textilmaschinen aus Deutschland, nachdem das Geschäft im zweiten Quartal massiv eingebrochen war.
Laut VDMA Textile Care, Fabric and Leather Technologies verbuchten die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer zwischen Januar und September beim Exportgeschäft in die EU-27 ein Minus in Höhe von ca. 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, das sich aber im Laufe des Jahres weiter zum Positiven entwickeln wird. Wir nehmen wahr, dass sich viele Unternehmen ein baldiges Branchentreffen und persönliche Begegnungen mit ihren Kunden und Partnern wünschen, um ihren Geschäften weiter Auftrieb zu verleihen. Führende Vertreter der Wohntextilbranche haben in jüngster Zeit die kommende Heimtextil als entscheidenden Impulsgeber für ihre Geschäfte in Zeiten der Krise bewertet. Viele von ihnen haben uns inzwischen auch zur Terminverschiebung positive Rückmeldungen gegeben. Dementsprechend groß ist aktuell die Resonanz auf Seiten unserer Aussteller. Bei der Heimtextil liegen wir momentan bei rund 1.600 Unternehmen, die ihr Interesse bekundet haben. Die Techtextil und Texprocess verzeichnen Stand heute ebenfalls sehr gute Anmeldestände mit über 85 Prozent bzw. über 65 Prozent der Flächen der Vorveranstaltungen. Wir schätzen uns glücklich über das entgegengebrachte Vertrauen unserer Aussteller und Partner, die auch in Krisenzeiten auf die Leitmessen setzen. Wir von der Messe Frankfurt tragen mit einem umfassenden Hygiene- und Sicherheitskonzept dazu bei, dass alle Besucher und Aussteller sicher und mit gutem Gefühl an unseren Veranstaltungen teilnehmen können.
Welche Chancen bietet die einmalige Parallelität der drei Messen Heimtextil, Techtextil und Texprocess für Aussteller und Besucher?
Olaf Schmidt: Im September haben wir uns dazu entschieden, die Heimtextil von Januar in den Mai 2021 zu verlegen und zeitgleich zur Techtextil und Texprocess stattfinden zu lassen. Neben den deutlich verbesserten Erfolgsaussichten der Messen durch den späteren Termin bietet die Parallelität der drei Messen wertvolle Synergieeffekte für viele Branchenteilnehmer gepaart mit der einmaligen Chance, große Teile der textilen Wertschöpfungskette an einem Ort zu erleben – von Fasern und Garnen über funktionale Textilien sowie Produktions- und Veredelungsprozesse bis hin zum Endprodukt für diverse Anwendungen, insbesondere für die textile Innenausstattung. Durch die räumliche Nähe zu den Produzenten von technischen Textilien und Vliesstoffen mit innovativen Funktionalitäten auf der Techtextil haben Besucher und Aussteller der Heimtextil die Chance, auf potenzielle Partner aus einem neuen Geschäftsfeld zu treffen. Auch Maschinen und neueste Technologien zur Verarbeitung von textilen und flexiblen Materialien, wie sie auf der Texprocess gezeigt werden, sind aus Sicht vieler Heimtextil-Teilnehmer ein spannendes Feld. Konkret bedeutet das, dass Produktdesigner, Einkäufer oder Textilingenieure von ausstellenden Unternehmen der Heimtextil auch auf der Techtextil und Texprocess Geschäftsverbindungen aufbauen und sich über Marktneuheiten informieren können. Hinzu kommt: Durch die zeitgleiche Präsenz von Händlern und Einrichtern, Innenarchitekten, Architekten und Designern, Materialexperten aus Forschung und Entwicklung sowie Maschinen- und Technologiespezialisten erhalten die Teilnehmer aller drei Messen Impulse aus Branchen, die selten so geballt an einem Ort zusammenkommen. Damit steigt das Messetrio zu einem „textilen Powerhouse“ auf, das Inspirationen, Know-how und Geschäftsmöglichkeiten in völlig neuen Konstellationen bietet. Vor allem die Techtextil und Texprocess werden erstmals verstärkt digitale Services anbieten. Wir werden Vorträge und Diskussionsrunden streamen und ein neues Online-Matchmaking installieren. Internationale Branchenteilnehmer werden also die Chance haben, parallel oder auch im Nachgang vertiefende Informationen zu erhalten und wertvolle Kontakte zu generieren.
Welche Schritte hin zur Realisierung der Messen stehen als nächstes an? Was sind die entscheidenden Faktoren, damit das Messetrio im Mai erfolgreich stattfinden kann?
Olaf Schmidt: Im Februar werden wir für die Heimtextil die verbindlichen Zusagen unserer Aussteller haben. Für Techtextil und Texprocess liegen die Fristen Ende Januar. Erst dann – nach Ablauf dieser Fristen – werden wir deutlich klarer sehen und unsere Teams können im Detail die Messen planen. Zeitnah werden wir dann auch zu einer Pressekonferenz einladen und ein Update über die Anmeldestände und die Planungen der Messen geben. Wir hoffen sehr, dass sich die Situation über die Wintermonate entspannen wird und vor allem die Reiserestriktionen gelockert werden können. Dann sind wir optimistisch, dass wir mit unserem sehr sorgfältig ausgearbeiteten Hygiene- und Sicherheitskonzept ein sicheres und erfolgreiches Messetrio veranstalten können.
Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch!