12.07.18 – Vaude

Initiative für Bleiberecht integrierter Flüchtlinge

Bergsportausrüster Vaude ist dem politischen Aufruf nach Integration im Arbeitsmarkt gefolgt und hat 12 Geflüchtete fest angestellt.

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Jetzt, wo die Flüchtlinge voll integriert sind und wertschöpfend arbeiten, sollen sie abgeschoben werden? © Vaude

 
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Vaude startete eine Bleiberecht-Initiative, der sich innerhalb weniger Wochen über 80 Betriebe und drei Verbände aus Baden-Württemberg anschlossen. © Vaude

 
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“Wir haben Verantwortung übernommen und viel Zeit und Geld investiert. Nun sollen wir die Arbeitskräfte, die wir dringend brauchen, wieder verlieren? Das wäre für uns ein hoher wirtschaftlicher Schaden, ganz zu schweigen von der menschlichen Katastrophe. Wir wollen nicht länger Spielball der Politik sein”, so Antje von Dewitz, Vaude Geschäftsführerin.

Mittlerweile seien alle eingearbeitet und würden ihren Beitrag im Unternehmen leisten. Auch seien die Flüchtlinge inzwischen sozial integriert, dennoch droht sieben Mitarbeitern die Abschiebung.

Initiative für Bleiberecht

Vaude startete eine Initiative, der sich innerhalb weniger Wochen über 80 Betriebe und drei Verbände aus Baden-Württemberg anschlossen. Gemeinsam setzen sie sich für ein Bleiberecht geflüchteter Mitarbeiter mit festem Arbeits- oder Ausbildungsplatz ein. Die Unternehmer-Initiative unter der Federführung von Antje von Dewitz und Gottfried Härle, Brauerei Härle, wurden bereits im April vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl in Stuttgart empfangen.

Die 80 Unternehmen der Initiative stehen für über 44 Milliarden Euro Jahresumsatz und über eine halbe Million Arbeitsplätze in Baden-Württemberg.

Insgesamt beschäftigen sie derzeit 2.000 Geflüchtete in fester Anstellung oder Ausbildung. Gemeinsam forderten sie im Gespräch mit dem Minister eine Bleibeperspektive für Geflüchtete mit einem festen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Sie zeigten auf, welch wirtschaftlichen Schaden eine Abschiebung der geflüchteten Mitarbeiter zur Folge hätte und wie groß der Bedarf an Arbeitskräften insbesondere in der Produktion, dem Handwerk, der Altenpflege und dem Dienstleistungsbereich ist. Darin sind sich alle einig: Die Einstellung von Geflüchteten wäre eine Chance, diesem akuten Mangel an Auszubildenden und Arbeitskräften zu begegnen.

Geflüchtete Mitarbeiter in der Vaude Manufaktur

Auch Vaude hat in bestimmten Bereichen mit einem Arbeitskräftemangel zu kämpfen, insbesondere in der betriebseigenen Manufaktur. Dort werden am Standort Tettnang von über 40 Mitarbeitern wasserdichte Radtaschen, Rückäsche und Taschen hergestellt.

„Unsere Made in Germany Produkte sind weltweit gefragt und wachsen bei uns am stärksten, so dass wir die Produktion erhöhen und Mitarbeiter einstellen können“, so Antje von Dewitz. „Allerdings finden wir für diesen Bereich, also unsere Schweißerei und Näherei, kaum Mitarbeiter. Als wir anfingen uns für die Integration von Geflüchteten zu engagieren, indem wir u.a. Näh-Workshops oder Bewerbertrainings anboten, haben wir festgestellt, dass wir dabei auch geeignete und sehr motivierte Mitarbeiter finden können. So haben wir ihnen eine berufliche Chance geboten.“ Mittlerweile arbeiten 11 Geflüchtete bei Vaude in den Bereichen Produktion, Logistik und Produktservice. Hinzu kommt ein Auszubildender zum Industriekaufmann.

Vaude warnt vor wirtschaftlichem Schaden

„Als die große Flüchtlingswelle einsetzte, haben wir die Ärmel hochgekrempelt und Geflüchtete eingestellt, die kaum Deutsch sprachen und denen unsere Arbeitsabläufe völlig fremd waren. Das war ein enormer Aufwand. Zahlreiche Mitarbeiter waren eingebunden, von administrativen Aufgaben über die Einarbeitung bis hin zur alltäglichen Integrationshilfe.

Zudem haben wir Deutschkurse organisiert, bei Behördengängen oder der Wohnungssuche unterstützt, und schließlich Anwälte engagiert, um rechtliche Schritte gegen die Abschiebungen einzuleiten.

Jetzt, wo sie voll integriert sind und wertschöpfend arbeiten, sollen sie abgeschoben werden?

Das hätte einen hohen wirtschaftlichen Schaden zur Folge“, erklärt Antje von Dewitz. Insgesamt hat Vaude 63.000 Euro in die Betreuung und Qualifizierung dieser Mitarbeiter investiert, die Hälfte davon hat die Arbeitsagentur übernommen. Im Falle von sieben möglichen Abschiebungen müsste Vaude zwangsläufig die Produktion herunterfahren, was zu einem Umsatzausfall von rund 240.000 Euro führen würde.

Vaude engagiert sich schon seit längerem, auch auf politischer Ebene, für seine geflüchteten Mitarbeiter. Im September letzten Jahres wandte sich Antje von Dewitz in einem offenen Brief an Angela Merkel, die jedoch bis heute nicht darauf reagiert habe.

Akuter Fach- und Arbeitskräftemangel

„Wir konnten Herrn Strobl deutlich machen, dass nicht nur ein Fachkräftemangel, sondern auch ein akuter Arbeitskräftemangel für einfache Tätigkeiten oder Helferberufe besteht. Vor diesem Hintergrund hält auch er ein Einwanderungsgesetz für sinnvoll, das eine legale Zuwanderung für Geflüchtete ermöglicht, die hier gebraucht werden. Bis ein solches Gesetz existiert, fordern wir Unternehmen einen stichtagsbezogenen Duldungstatbestand für Geflüchtete, die bereits einen festen Arbeitsplatz in Deutschland haben. Herr Strobl hat zugesagt, sich damit zu befassen und mit uns weiter an einer Lösung zu arbeiten. Dazu wird es einen Folgetermin mit dem Minister im Herbst geben“, berichtet Antje von Dewitz. „Wir haben das Gespräch mit Minister Strobl als konstruktiv empfunden. Gemeinsam konnten wir ein wichtiges Signal senden und die Problematik darstellen.“