25.02.20 – 1. Internationale Konferenz über Cellulosefasern, Köln — read English version

Nova-Institut trifft mit neuer Tagung ins Schwarze

Mit 210 Teilnehmern und 15 Ausstellern aus 26 verschiedenen Ländern war die erste Konferenz zu Zellulosefasern ein großer Erfolg und übertraf alle Erwartungen.

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1st International Conference on Cellulose Fibres, Panel Diskussion: Innovation von nachhaltigen lignozellulosehaltigen Rohstoffen. v. l.: Patrik Lundström, re:newcell (SE); Gundolf Klaehn, Partnership for Sustainable Textiles (DE); Isabelle Montanus, Esprit (DE/HK); Nicole Rycroft, Canopy (CA), Lara Dammer, nova-Institut (DE) © nova-Institut GmbH

 

Der Schwerpunkt der Konferenz lag auf Märkten, Technologien und Nachhaltigkeit – und insbesondere auf alternativen Cellulose-Rohstoffen. Zellulosefasern sind mit einer kumulierten jährlichen Wachstumsrate (CAGR) zwischen 5 und 10 Prozent in den letzten zehn Jahren eine wahre Erfolgsgeschichte innerhalb des Textilmarktes – ähnliche Wachstumsraten werden auch für das nächste Jahrzehnt erwartet.

Damit sind Zellulosefasern die am schnellsten wachsende Fasergruppe in der Textilindustrie und der größte Investitionsbereich in der bio-basierten Ökonomie weltweit. Das gesamte Zellululosefasersegment, einschließlich Viskosestapelfasern und -filamente sowie Zelluloseacetat, machen bisher nur 6 Prozent des Weltmarktes aus. Dennoch hat das Segment dank der dynamischen Wachstumsraten von Viskose- und Lyocellfasern, die nach der Finanzkrise in jedem einzelnen Jahr alle anderen Hauptfaserarten übertreffen konnten, kontinuierlich an Bedeutung gewonnen.

Die Herausforderung besteht nun darin, ein Gleichgewicht zwischen der laufenden Kapazitätserweiterung und der wachsenden Nachfrage zu erreichen – um Überkapazitäten zu vermeiden, aber auch um die wachsende Nachfrage der großen Marken zu decken. Die hohen Wachstumsraten werden durch die Nachfrage nach Naturfasern (und Engpässe in der Baumwolle), das Mikroplastikproblem und mögliche Verbote von Kunststofffasern getrieben. Alle drei Faktoren werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Sektors spielen.

Die Konferenz deckte die gesamte Wertschöpfungskette ab, vom lignozellulosehaltigen Rohstoffe, über Zellstoff, Zellulosefasern – wie Rayon, Viskose, Modal oder Lyocell und neue Entwicklungen – bis hin zu einer breiten Palette von Anwendungen, gewebten Textilien (Kleidung) und Vliesstoffen (Wischtücher und technische Anwendungen). Alle diese Sektoren haben in den letzten Jahren erheblich an Dynamik gewonnen. Die Sponsoren der Konferenz, führende Hersteller von Zellulosefasern, bestätigten diese positive Marktentwicklung. Hierzu sagten

Jacky Sun, Sateri (China), globaler Produzent von Viskosefasern:

„Zellulosefasern sind natürlich und biologisch abbaubar und haben ein immenses Potenzial, die globale Textilnachfrage und die Bedürfnisse der Verbraucher auf eine ökologisch nachhaltige Weise zu befriedigen.“

Josef Innerlohinger, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung, Lenzing:

„Es gibt viele spannende Entwicklungen – wie Textilrecycling oder neue Technologien und Anwendungen – und es gibt eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Fasern aus erneuerbaren Rohstoffen. Ich sehe also ein riesiges Potenzial für Zellulosefasern in verschiedenen Bereichen. Aber es gibt auch einige potenzielle Hindernisse, die Entwicklungen behindern können, bei denen eine starke Zusammenarbeit erforderlich ist, um diese Themen zu bewältigen.“

Nachhaltigkeit

Ökobilanzen zeigen, dass moderne Zellulosefasern eine deutlich geringere Umweltbelastung haben als petrochemische Fasern oder Baumwolle mit ihrer künstlichen Bewässerung und dem starken Einsatz von Pestiziden. Doch das reicht nicht aus, wie Nicole Rycroft von der Umweltorganisation Canopy (Kanada) betonte. Canopy weist in ihrer Strategie darauf hin, dass Holz für Zellulosefasern nur aus zertifizierter nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen werden darf, noch wichtiger sei es aber, alternative Rohstoffquellen zu nutzen.

Daher begrüßte sie es, in verschiedenen Vorträgen zu hören, dass hochwertige Zellulosefasern aus recycelten Textilien, Baumwollabfällen, landwirtschaftlichen Nebenprodukten und sogar aus gebrauchtem Toilettenpapier (aus der Kläranlage) gewonnen werden können. Damit werden die zukünftigen Zellulosetextilien den hohen Anforderungen der Kreislaufwirtschaft gerecht. Die Präsentationen der diesjährigen Konferenz werden Anfang März unter www.bio-based.de verfügbar sein.

Die 2. Internationale Konferenz über Cellulosefasern findet am 2. und 3. Februar 2021 und wieder in Köln statt.