08.05.19 – vti Jahrestagung
Rahmenbedingungen müssen besser werden
Kritik an zu hohen Energiekosten, einer überbordenden Bürokratie und fehlender Planungssicherheit bei der Integration ausländischer Arbeitskräfte.
Bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und mehr Unterstützung der Bundesregierung für mittelständische Produzenten fordert der Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) im Rahmen seiner Jahresmitgliederversammlung am 7. Mai in Erfurt, wo die Textilunternehmer Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee als Gastredner begrüßten.
vti-Vorstandsvorsitzender Thomas Lindner
„Gern wird der Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Doch damit unsere mittelständischen Firmen international wettbewerbsfähig bleiben können, benötigen wir deutliche Entlastung auf mehreren Gebieten. Vor allem drücken uns die exorbitant hohen Energiekosten in Deutschland. Gemeinsam mit dem Gesamtverband textil+mode sowie mit anderen mittelständischen Industrieverbänden setzen wir uns bereits seit 2016 für die Finanzierung der Energiewende über den Bundeshaushalt ein. Leider hat sich dahingehend auch unter der 2018 neu gebildeten Bundesregierung nichts bewegt.“
Hersteller in den jungen Bundesländern würden zudem noch höhere Netzentgelte als vergleichbare Firmen im Altbundesgebiet zahlen.
Hierzu fragte Lindner:
„Wie soll auf diese Weise die ostdeutsche Wirtschaft den historisch bedingten Rückstand zum Altbundesgebiet aufholen?“
Auch zu den Lohnstückkosten äußerte sich der vti-Vorsitzende und betonte, dass Deutschland hier international zu den Spitzenreitern gehört. Eine Unternehmenssteuerreform sei überfällig.
Mit Blick auf die Bürokratie betonte Lindner:
„Sie führt nicht nur zu Verunsicherung und untragbarem Verwaltungsaufwand in den Betrieben, sondern verhindert auch die Eingliederung von vielerorts dringend benötigten ausländischen Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern. Bis das lange erwartete Einwanderungsgesetz endlich in Kraft tritt, bedarf es verlässlicher Übergangs- und Ausnahmeregelungen, die sowohl für die Firmen als auch für die Bewerber Planungssicherheit bringen müssen.“
Dr.-Ing. Jenz Otto, vti-Hauptgeschäftsführer, verwies auf die hohe Leistungsfähigkeit der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsbranche:
„Unsere modern ausgestatteten Produzenten nutzen die enge Nachbarschaft zu den in Chemnitz, Dresden, Freiberg, Greiz, Rudolstadt und Reichenbach ansässigen textilen Forschungseinrichtungen für die Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren, um weltweit mit textilen Innovationen punkten zu können. Mehr als 50 Aussteller aus den jungen Bundesländern beteiligen sich an der nächste Woche in Frankfurt/Main stattfindenden internationalen Leitmesse Techtextil.“
Blick auf das Geschäftsjahr 2018
Jenz Otto erinnerte an den erfreulichen Verlauf des im Mittelpunkt der Erfurter vti-Tagung stehenden Geschäftsjahres 2018, der sich 2019 jedoch offenbar so nicht fortsetzen lasse: „Das vorige Jahr konnten wir – wie schon 2017 – mit einem Gesamtumsatz von 1,87 Milliarden Euro abschließen. Der Exportanteil stieg auf 44 Prozent. In den ersten Monaten des Jahres 2019 verzeichnen wir jedoch einen spürbaren Umsatzrückgang um rund fünf Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2018.“ Die Ursachen für diese Entwicklung reichen von allgemeiner Konjunkturflaute über die weltweiten Auswirkungen von Handelsbeschränkungen bis hin zu Auftragsrückgängen bei Abnehmern aus der Automobilindustrie. Der in Chemnitz ansässige vti wirkt als Interessenvertreter auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, als Tarif- und Sozialpartner sowie als Dienstleister für seine rund 160 Mitgliedsunternehmen.