27.08.19 – Stars der Zukunft – Teil 5 — read English version
Die Silicon Valleys der textilen Ausbildung
30 junge Studentinnen und Studenten reisten im Juni dieses Jahres nach Berlin. Im Gepäck haben sie eine nachhaltige Modenschau.
Beispiele, die Schule machen!
Sie kommen von der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach und zeigen in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund, was textile Zukunft kann. Mit ihrer Demonstration für faire Mode begeistern sie nicht nur Ministerpräsident Armin Laschet. „Textil und Mode, das geht in Deutschland nur über Innovationen", sagt Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie.
Stars der Zukunft aus NRW
Zum ersten Mal haben der Gesamtverband und das Land Nordrhein-Westfalen unter dem Motto „NRW macht Mode“ zu einer Polit Fashion Night in die Hauptstadt eingeladen. Das Publikum staunt nicht schlecht, was textile Ausbildung in Deutschland alles zu bieten hat.
Fast 50 verschiedene textile Aus- und Fortbildungsstätten im ganzen Bundesgebiet listet das Ausbildungsportal der deutschen Textilindustrie Go Textile! (www.go-textile.de) auf. Ende vergangenen Jahres hat sich dort auch die Textilakademie in Mönchengladbach eingereiht.
Als das imposante Gebäude mit der textilen Fassade feierlich eröffnet wird, freut sich Wilfried Holtgrave, Präsident des Verbands der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie: „Unser Textilcampus mit neuer Berufsschule und der engen Anbindung an die Hochschule Niederrhein schafft alle Voraussetzungen, dass Mönchengladbach ein Silicon Valley unserer Branche wird.“
Textilakademie in Mönchengladbach – digital total
Schultafeln, Kreide, Hefte oder Bücher sucht man in der Textilakademie vergebens. Der Unterricht ist vollständig digital. Alle Schülerinnen und Schüler haben ein Tablet, statt Schulbibliothek gibt es die Cloud. Der Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie in Münster sowie der Verband der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie in Wuppertal bündeln am Standort Mönchengladbach in Eigeninitiative die Berufsschulausbildung für gewerblich-technische Ausbildungsberufe. 20 Mio. Euro investierten die Akteure dafür aus eigenen Mitteln. Bis zu 350 Schüler können in dem modernen Gebäude gleichzeitig unterrichtet werden.
Das „neue“ Oxford der Textilindustrie
Mitten in den Planungen für einen neuen textilen Campus steckt derzeit der Arbeitgeberverband im Südwesten der Republik. Ab 2022 sollen im Texoversum direkt neben der Hochschule Reutlingen unterschiedliche Zielgruppen zusammenkommen: Studierende mit Unternehmen, Gründer mit Investoren, Entwickler aus den Firmen mit Forschern aus der Hochschule und benachbarten Instituten. Außerdem sollen Auszubildende hier in der gesamten textilen Kette trainiert werden. 3.000 qm mit Werkstätten, Laboren, Material-Archiven, Think-Tank-Flächen und Unterrichtsräumen – geplant, gebaut und finanziert vom Arbeitgeberverband Südwesttextil.
Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas:
„Das Texoversum soll eine moderne Plattform für alle sein, die an Textil Interesse haben – quer über die Alters- und Qualifikationsstufen und auch über Branchengrenzen hinweg. Ich wünsche mir das Texoversum als eine hybride Zukunftswerkstatt, in der textiler Nachwuchs ausgebildet wird, neue Produkte und auch neue Unternehmen entstehen und Wirtschaft noch gezielter mit Wissenschaft zusammenkommt.“
Reutlingen soll, wenn es nach ihm geht, mit diesem neuartigen Open Space Konzept an die Zeiten anknüpfen, als es noch „Oxford der Textilindustrie“ hieß. Auch Trendscouts und Entwickler aus anderen Technologiebranchen, wie Automotive, Luft- und Raumfahrt, Informatik oder Medizintechnik sollen dort eine Anlaufstelle finden.
Denn Textil werde als Querschnittstechnologie immer wichtiger in den Bereichen Mobilität, Nachhaltigkeit, beim Bauen oder als Träger von Sensorik in der Medizin. Für Peter Haas lässt sich die textile Zukunft in Reutlingen in einem Satz zusammenfassen: „Das Texoversum wird der Ort sein, an dem junge Talente und alte Hasen gemeinsam neue Ideen entwickeln.“ Dazu sollen Wirtschaft und Wissenschaft auch in Design-Thinking- und VR-Laboren zusammenkommen, aber auch auf Start-up-Flächen und in Übungsfirmen. Für den Präsidenten von Südwesttextil, Bodo Th. Bölzle stellt sich die Branche damit auch im Südwesten für eine erfolgreiche textile Zukunft auf.
Präsident von Südwesttextil, Bodo Th. Bölzle:
„Das Texoversum stärkt die ganze Region inklusive auch weiterer Einrichtungen, wie den Textilinstituten in Denkendorf oder der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. In Reutlingen möchten wir den modernen Maschinenpark der Textilfakultät in Zukunft noch effizienter auslasten, fürs Studium und dann auch für die Ausbildung.“
Dekan der Fakultät Textil & Design, Reutlingen Professor Michael Goretzky:
„Das wird inspirierend für alle Beteiligten. Das Texoversum bringt Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen, die sich aber später in der Berufspraxis auch wieder begegnen und zusammenarbeiten werden.“
Er hat das Konzept zusammen mit Südwesttextil erarbeitet. Die Begegnung auf einem gemeinsamen Campus fördere gegenseitige Wertschätzung, Sozialkompetenz und Teamfähigkeit und lasse alle ersten Erfahrungen mit agilem Arbeiten sammeln.
Reutlingen im Herzen des Textile Valley
Reutlingen am Fuß der Schwäbischen Alb liegt mitten im Herzen des Textile Valley Baden-Württemberg, einem Cluster der textilen Wertschöpfungskette – mit Garn- und Flächenherstellern, Ausrüstern, Abnehmern in der Automobilindustrie, Marktführern im Textilmaschinenbau, weltbekannten Modelabels und zahlreichen Herstellern von Heimtextilien. Was die Unternehmen alles mit Textil können, haben Studierende der Hochschule Reutlingen bei einer Mitgliederversammlung von Südwesttextil eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Neben Mode aus Baden-Württemberg brachten sie sogar Airbags und Verbandsmaterial auf den Catwalk und zeigten damit, wie vielfältig die textilen Stars der Zukunft sind.