12.12.23 – Debatte um Glyphosat-Verlängerung in der EU

Und wie gesunde Böden den Unterschied – auch beim Ertrag – machen!

Eigentlich läuft die aktuelle Zulassung von Glyphosat in der Europäischen Union noch bis zum 15. Dezember dieses Jahres. Laut eines Vorschlags der EU-Kommission soll das umstrittene Pestizid nun um zehn Jahre verlängert werden. Roland Stelzer, Geschäftsführer der Biobaumwoll-Marke Cotonea bezieht Stellung:

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Roland Stelzer, Geschäftsführer Cotonea (li.), im Gespräch mit Peter Maganda, Biolandbau-Verantwortlicher (mi.) und einem Übersetzer (re.) bei dem Anbau-Projekt GADC vor Ort in Uganda. © Cotonea_ KlausMellenthin

 

Der Vorschlag der EU-Kommission enthält zwar eine Reihe von Bedingungen zur Risikominimierung. So sollen Mitgliedstaaten dafür sorgen, dass eine Abdrift nicht in Flüsse und andere Oberflächengewässer gelangt oder verhindern, dass der Unkrautvernichter bei der Anwendung stark verweht wird. Nicht ohne Grund sehen Umweltschutzorganisationen in Glyphosat Gefahren für Mensch und Umwelt.

Auswirkungen von Glyphosat auf Böden und Biodiversität

Das Breitband-Herbizid zählt zu den am meisten verwendeten Herbiziden weltweit und tötet Pflanzen ab, deren Saatgut gentechnisch nicht so verändert ist, dass sie resistent sind. Durch die Vernichtung der „Unkräuter“ fehlt Nahrung für Insekten – Glyphosat wirkt sich indirekt auf die Biodiversität aus. Seit 2010 ist das Mittel als Antibiotikum zugelassen: Böden wird teilweise flächendeckend und regelmäßig ein Antibiotikum zugeführt. Wie jedes Antibiotikum tötet es Bakterien. Mikroorganismen, die sensibel gegenüber Glyphosat sind, werden reduziert. Dazu zählen viele Bakterien und Pilze, die in Pflanzen und im Boden leben. Fruchtbare Böden benötigen aber nun mal Bakterien. Das Mittel wirkt sich so direkt auf die Biodiversität, Bodengesundheit und damit auf die Fruchtbarkeit von Böden aus. Degradierte Böden durch Übernutzung der konventionellen Landwirtschaft sind schon heute ein Problem: Laut den Vereinten Nationen sind bereits circa 40 % der Böden weltweit kaum noch fruchtbar. Wie wichtig gesunde Böden sind, beobachten wir so gut wie täglich in unserer Arbeit. Cotonea hat unter anderem 2009 in Uganda ein Anbauprojekt für Biobaumwolle mit aufgebaut. Unsere Bio-Farmer dort zeigen, dass es anders geht: Sie haben deutlich mehr Ertrag als ein konventioneller Farmer.

Ertragssteigerung durch gesunde Böden

Anfangs erzeugt ein Farmer 150 bis 200 kg Baumwollfasern pro Hektar. Später liegt der Ertrag bei derzeit durchschnittlich 680 kg pro Hektar. Die besten Farmer schaffen 1.600 kg pro Hektar und zeigen so, was möglich ist. Durch Schulungen (Organic Farming Practices nach bestem Standard) und Landwirtschaftspraktiken wie Fruchtwechsel, Vielfruchtfelder, Agroforest, Terrapreta können die Farmer die Böden erhalten oder sogar noch verbessern: Die Bodenqualität verbessert sich kontinuierlich, der Boden wird nach und nach mit mehr Mikroorganismen durchsetzt – und das kommt auch dem Ertrag zu Gute. Die Erträge liegen weit über dem Landesdurchschnitt bei null Kosten für Synthesedünger, Pestizide oder Saatgut.

Bei Cotonea setzen wir nicht nur auf gesunde Böden für guten Ertrag. Wir stehen auch für gesundheitliche Unbedenklichkeit und Eignung unserer Produkte für Allergiker. Das erreichen wir durch den Bioanbau und indem wir unsere Biobaumwollprodukte nach strengsten Standards wie dem IVN Best herstellen. Wir würden uns wünschen, dass wir als Gesellschaft weniger auf Herbizide und Co und stärker auf die Kraft der Natur und Biolandwirtschaft setzen. Das ist der Weg aus der heutigen landwirtschaftlichen Misere.