16.03.17 – 100 Jahre Peter Dornier — read English version

„Vom Menschenflug zum Fadenflug“

Im Jahre 1950 hat er die Lindauer Dornier GmbH (Lido) gegründet und die Firma über Jahrzehnte erfolgreich geführt.

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Handskizze der Do 335 aus den Notizbüchern von Peter Dornier (Photos: Dornier)

 
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Diplom-Ingenieur Peter Dornier (31.01.1917 - 28.01.2002)

 
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Er war nicht nur in der Welt der Textilmaschinen zu Hause, sondern auch in der des Flugzeugbaus – als außergewöhnlicher Konstrukteur und Unternehmer, der seiner Zeit zum Teil weit voraus war: Peter Dornier. Am 31. Januar jährt sich der Geburtstag des zweitältesten Sohns von Flugzeugpionier Claude Dornier zum 100. Mal.

Ideen, Konstruktionen, Versuche – in diese Welt des Flugzeugbaus wird Peter Dornier am 31. Januar 1917 in Friedrichshafen hineingeboren. Schon während seines Studiums der Luftfahrt-Technik überträgt ihm sein Vater im Dornier Werk Friedrichshafen-Manzell Aufgaben. Als junger Konstrukteur kommt Peter Dornier beispielsweise mit einem Projekt seines Vaters, einem Hochleistungs-Flugzeug für Geschwindigkeits-Rekorde, in Verbindung. Daraus entwickelt Peter Dornier zusammen mit Oberingenieur Eugen Jäger das Konzept der Do 335, des damals schnellsten Propellerflugzeugs der Welt. Für diese Errungenschaft wird er 1944 mit einem Preis der Lilienthal-Gesellschaft ausgezeichnet. Entscheidende Impulse von ihm kommen später in den 1960er Jahren auch für die Entwicklung und den Bau der Do 31, dem bis heute einzigen Transportflugzeug mit Jet-Antrieb, das senkrecht starten und landen kann.

Mit Ende des Zweiten Weltkriegs steht die Firma Dornier vor dem Nichts: Zerstörte oder beschlagnahmte Maschinen und Werke sowie das Verbot der Alliierten, im Flugzeugbau tätig zu sein, verhindern jegliche industrielle Tätigkeit. Claude Dornier wird von den französischen Truppen unter Hausarrest gestellt. In diesen schwierigen Zeiten beweist Peter Dornier seine Fähigkeiten als Unternehmer: Er gründet 1946 ein Ingenieurbüro.

1949 bekommt Peter Dornier das besetzte Werk Rickenbach wieder frei. Im Juli des folgenden Jahres gründet er die „Lindauer Dornier GmbH“; 14 Menschen arbeiten zunächst dort. Eine entscheidende Wende im Fertigungsprogramm bringt die Begegnung mit dem Direktor der Textilfirma Erba in Wangen, der ihn bittet, Schützenwebstühle für sein Werk zu bauen – der Startschuss für den Bau von Webmaschinen, der bis heute ein wichtiges Standbein der Lido darstellt.

Die Fähigkeit Peter Dorniers, Menschen zuzuhören, Anregungen aufzunehmen und daraus Chancen für neue Märkte zu entwickeln, führt auch zur Gründung des zweiten Geschäftsbereichs der Lindauer Dornier GmbH, dem Sondermaschinenbau. Im Jahr 1950 lernen sich Peter Dornier und Hans Haubold kennen. Dieser hat vor dem Krieg in Chemnitz Textilveredlungsmaschinen produziert. Die beiden Unternehmer einigen sich schnell, dass Dornier diese Maschinen in Lizenz bauen soll. Die hohe Qualität und Wirtschaftlichkeit der Dornier Textiltrockner spricht sich rasch herum. Als dann fünf Jahre später im Bereich der Folienverpackung der Übergang von Zellophan auf erdölbasierte Verpackungsfolien erfolgt, suchen große Chemieunternehmen nach einer passenden Technologie. Es gelingt Peter Dornier mit seinen Mitarbeitern, aus den Textiltrocknern Folienreckanlagen zu entwickeln, die heute das zweite, wichtige Standbein der Lido darstellen.

Etwa zur gleichen Zeit, wird die Dornier GmbH in Friedrichshafen erneut gegründet und die Lido in den Konzern integriert. Der Flugzeugbau wird wieder aufgenommen, Peter Dornier ist an verschiedenen Entwicklungen maßgeblich beteiligt. Mit Beginn des Jahres 1961 widmet er sich auf Wunsch seines Vaters ganz der Lindauer Dornier GmbH. Als 1985 die Dornier-Gruppe, zu der auch die Lindauer Dornier GmbH gehört, an die Mercedes-Benz AG verkauft wird, stimmt Peter Dornier diesem Verkauf nur unter der Prämisse zu, dass ihm alle Anteile an der Lido übertragen werden. In der Folge investiert Peter Dornier große Beträge in die Erneuerung des Maschinenparks und der Fertigungsstätten. Gleichzeitig forciert er die Entwicklung und schafft eine der modernsten Textilmaschinenfabriken mit heute ca. 1.000 Mitarbeitern.

In Würdigung seiner Verdienste erhält Peter Dornier viele Auszeichnungen und Ehrungen. 1985 ruft er die Peter Dornier Stiftung ins Leben, in die jährlich zehn Prozent des Betriebsgewinns der Lindauer Dornier GmbH fließen. „Er wollte mit der Stiftung etwas von dem an die Allgemeinheit zurückgeben, was er an materiellen Werten mit seinen Mitarbeitern geschaffen hat“, sagt Maja Dornier, die nach dem Tode ihres Ehemanns am 28. Januar 2002 den Vorsitz der Stiftung übernahm und diese seither in seinem Sinne fortführt.

Seit Beginn seiner unternehmerischen Laufbahn hat Peter Dornier auf die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter vertraut und ihre Talente gefördert – gleichgültig, aus welchem Kulturkreis diese kamen. So basieren zwei entscheidende Webmaschinenentwicklungen, das Konzept der Dornier Greifer- und Luftwebmaschine, auf den Ideen eines Griechen, Nikolaus Kokkinis, und eines Syrers, Dr. Adnan Wahhoud. Am 31. Januar 2017 wäre Peter Dornier 100 Jahre alt geworden.

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