13.05.20 – Deutschland näht

Corona: Textilproduzenten in Bayern stellen auf Mund-Nasen-Masken um

Mund-Nasen-Masken: textile network dokumentiert die Produktionsumstellung der Textil- und Bekleidungsindustrie in Bayern zum Schutz der Bevölkerung.

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© Jopp Group

 
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© Gunold

 
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- Sandler (Schwarzenbach):

Der Vliesstoffhersteller liefert täglich eine Volumen an Spezial-Vlies aus, das für die Herstellung von 5 Mio. Schutzmasken zum Einsatz in OP-Sälen bzw. in klinischen Reinräumen benötigt wird.

- Zettl Automotive (Wenig):

Von Auto-Interieur und Sitzbezügen ist es technologisch offensichtlich kein weiter Weg bis zu Schutzmasken. Das bayerische Unternehmen kooperiert in diesem Fall mit dem Vliesstoffhersteller Sandler, der Material für 1 Mio. Schutzmasken liefert. Sie gehen ausschließlich an Kliniken, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen.

- Schaumstoffe Wegerich (Würzburg):

Gesichtsmasken aus eigener Produktion gehören zum neuesten Angebot des Matratzenherstellers. In den nächsten Wochen sollen über 100.000 Stück genäht werden. Obwohl nicht zertifiziert, kann solcher Mundschutz beispielsweise im Pflegebereich und beim Reinigungspersonal in Krankenhäusern gute Dienste leisten. Die Masken sind bei 60 °C waschbar und wiederverwendbar.

- Trixi Schober (Passau):

Dass auch kleine Unternehmen helfen können, beweist das Modeunternehmen. Nach Auslieferung der Frühjahrskollektion und Umstellung der Produktion kann jetzt statt hochwertiger Damenmode auch textiler Gesichtsschutz genäht werden. Einige hundert Masken wurden bereits gefertigt, mit denen auch ein ortsansässiger Pflegedienst unterstützt wird.

- Daller Tracht (München):

Statt Dirndl in Kurzarbeit werden jetzt beim Produzenten von Trachtenmode wiederverwendbare Behelfsmasken aus Baumwolle in Vollzeit genäht. Geschäftsführer Benedikt Daller hält bis zu 1.000 Masken täglich für möglich. Das Besondere: Beim Mundschutz aus Bayern kommen auch Stoffe mit Trachtenmuster zum Einsatz. Die Masken können von privat auf der firmeneigenen Homepage bestellt werden.

- Michel Bekleidungsmanufaktur (Königsberg):

Obwohl die unterfränkische Lohnnäherei mit Blick auf unterbrochene Liefer- und Absatzketten für hochwertige Damen- und Herrenmoden Kurzarbeit anmelden musste, wird an den Näh-Arbeitsplätzen mit 20 Näherinnen und einigen Minijobbern eifrig gearbeitet. Nach dem Motto „Aufgeben ist auch keine Lösung“ werden jetzt täglich zwischen 3.000 und 5.000 textile Mundschutzmasken (auch für Kinder) gefertigt. Markus Belte, geschäftsführender Gesellschafter, gegenüber textile network: „Wir könnten die Produktion mit mehr Mitarbeitern direkt auf 10.000 bis 15.000 pro Tag erhöhen.“ Ab April sollen vorerst nur Kunden aus dem Pflegebereich beliefert werden.

- Trim GmbH (Großmehring und Braunschweig):

Umgeschwenkt hat das bayerische Unternehmen mit Niederlassung in Braunschweig, um Kurzarbeit zu vermeiden – von der Entwicklung für Autositzbezüge nun zur Herstellung von Mund-Nasen-Masken für Erwachsene und Kinder aus 100 Prozent Baumwolle.

- Aircraft Cabin Modification (Memmingen):

Der internationale Luftfahrt-Zulieferer ACM Aerospace hat die Produktion von Flugzeug- und Helikopter-Bauteilen zum Teil auf textile Schutzausrüstung umgestellt. Erste Aufträge dafür sind nach der Prototypen-Fertigung von Schutzkitteln und Mund-Nasen-Masken bereits eingegangen; die Produktion sei angelaufen, hieß es.

- Topp Textil (Durach):

Als Spezialist für textile Bänder und Lösungen hat sich das Unternehmen jetzt auch auf die Masken-Produktion eingestellt. Produziert werden zweilagige Masken, die wiederverwendbar und kochfest sind. Zudem spendet ToppTextil an Privatpersonen und kleinere Betriebe im Allgäu Textil-Bänder und Stoffe, um die individuelle Masken-Fertigung zu unterstützen.

- Weitblick (Kleinostheim):

Das Label des Familienunternehmens Gottfried Schmidt OHG hat kurzfristig einen Teil seiner europäischen Produktionsbetriebe auf die Herstellung von waschbaren Hygienemasken umgestellt. Dies sichert nicht nur die Beschäftigung der Mitarbeiter in den Betrieben, sondern unterstützt zudem systemrelevante Bereiche wie den Lebensmitteleinzelhandel. Die ersten Hygienemasken in verschiedenen Farb- und CI-Anpassungsmöglichkeiten werden in der 17. Kalenderwoche ausgeliefert. Sie können bereits jetzt zum Preis von 3,99 Euro/Stück in 10-er Verpackungseinheiten (Staffelpreise möglich) vorbestellt werden.

- Jopp Group (Bad Neustadt):

Der Automobilzulieferer setzt seine Nähkapazitäten für die Herstellung von waschbaren Mund-Nase-Masken aus zertifizierter Baumwolle ein. Geschäftsführer Martin Büchs gegenüber textile network: "Wir stocken unsere Wochenkapazität gerade für Deutschland und die USA auf 100.000 Stück auf und stellen inzwischen zahlreiche Masken mit gestickten Logos für Firmenkunden her." Das Unternehmen konzentriere sich unter dem Label Jopp protec vor allem auf funktional hochwertige doppellagige Masken aus 100% Baumwolle. Büchs weiter: "Meines Wissen nach sind wir der erste Anbieter, der ein Komplettset aus Maske + Maskenbox für die Hosentasche + Hängeschnur anbietet." Ein Gebrauchsmuster sei bereits angemeldet worden.

- Trachten Rausch (München):

Das für seine Dirndl-Kollektionen bekannte Ladengeschäft in der Ruppertstraße wurde zum Textilatelier umfunktioniert, in dem jetzt Industrienähmaschinen surren. „Derzeit nähen wir aus Öko-Baumwollstoffen bis zu 4.000 Behelfsmundschütze pro Woche und erweitern die Produktion mit Blick auf Pflegedienste und Arztpraxen gerade um weitere Nähmaschinen“, berichtet Inhaberin Uta Rausch.

- Maison Common (München):

Das Modelabel von Designerin Rieke Common bringt mit farbenfrohen Mund-Nasen-Masken einen Touch von Luxus und Individualität in die Krise. Credo der Neuanfertigungen unter #Maskenaufjetzt: Die Masken sollen für die kommende Zeit auch ein modischer Begleiter werden.

- FineCom (Platting):

Das Logistikunternehmen, spezialisiert auf E-Commcerce Fulfillment und Textilien, hat die Produktion umgestellt. In der Kleiderklinik, wo zuvor das Finishing und Refurbishing von Kleidung stattfand, werden nun wasch- und wiederverwendbarer Behelfsschutzmasken in Handarbeit produziert. Die Produkte, drei Varianten und zwei Größen, können auch personalisiert werden.

- Lovjoi (München):

Das nachhaltige Modelabel bereichert mit seinem in zahlreichen Farben und Mustern erhältlichen Behelfsmundschutz das Angebot. Dabei komme Stoffe aus Tencel der Firma Lenzing zum Einsatz. Die Zellulosefaser ist u. a. temperaturregulierend, antiallergen, resistent gegen Milben und Bakterien, reißfest und feuchtigkeitsabsorbierend. Die Masken werden in Packungen zu je 3, 5 oder 10 Stück im Webshop angeboten.

- Pia Automation (Amberg):

Vollautomatische Produktionsanlagen für zahlreiche Industriesparten, darunter Medizintechnik, sind das A und O von Pia. Unmittelbar nach Krisenbeginn nahm das Unternehmen mit Sitz in der Nähe von Nürnberg laut VDMA-Fachverband Robotik und Automation zwei in China stillgelegte Produktionslinien wieder in Betrieb und rüstete diese auf die vollautomatische Fertigung von bis zu 140.000 Schutzmasken pro Tag um. Mit dem dadurch gewonnenen Know-how arbeitet der oberpfälzische Maschinenbauer nun an zahlreichen Folgeaufträgen und stellt neue Montagelinien in Deutschland für die Fertigung von Gesichtsmasken her. In wenigen Wochen steht die erste Auslieferung einer Montagelinie auf der Agenda, mit der mehr als eine Million Atemschutzmasken pro Tag hergestellt werden können.

- Ofa (Bamberg):

Der Kompressionsstrumpfhersteller mit kompletter Wertschöpfung unter seinem Dach hat nun einen Teil seiner Produktion auf textile Gesichtsmasken für den privaten Gebrauch umgestellt. Die Masken sind bei 95 Grad C waschbar und damit wiederverwendbar und bestehen aus einem angenehmen und dehnbaren Material. Ofa Bamberg vertreibt seine Behelfsmasken über den Sanitätsfachhandel sowie Apotheken. Pro Woche werden 50.000 Masken hergestellt.

- Neutex (Münchberg):

Das vollstufige Unternehmen, das zur Hoftex Group gehört, ist zusammen mit dem Schwesterunternehmen Tenowo in die Maskenproduktion aus 130 g/qm PES-Vlies eingestiegen. Zudem beliefert die hauseigene Weberei auch Konfektionäre mit CO/PES-Geweben zur Herstellung waschbarer Mund-Nasen-Masken.

- idcom GmbH & Co. KG (Neu-Ulm)

Mit einer zündenden Idee holte Christian Schneider, Geschäftsführer des Neu-Ulmer Unternehmens Shirtcity, seine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit.

Sein Online-Shop bietet individuell bedruckte T-Shirts sowie weitere Produkte an und gehört europaweit zu den führenden Anbietern. Seit 1. April 2020 produziert Shirtcity auch Mundmasken aus Stoff, mit denen die Trägerinnen und Träger ihre eigene Individualität ausdrücken und gleichzeitig ein Fashion-Statement setzen können. Insgesamt bietet der Online-Shop über 25.000 Masken-Designs an, darunter Sprüche, verschiedene Emojis, Kussmunde, Grimassen oder auch Landesflaggen. "Da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt", sagt Christian Schneider und betont: "Unsere Mundmasken sind ein modisches Accessoire und nicht als medizinische Produkte zertifiziert. Auch wenn die derzeitige Lage natürlich ernst ist und wir diese erst nehmen, mit den teilweise sehr lustigen Motiven kann jede auch seine humorvolle

Seite oder - wer mehrere Masken hat - auch die aktuelle Stimmung zeigen." Derzeit erhöht Shirtcity die Produktionskapazitäten von 10.000 bedruckten Masken pro Woche auf 30.000. Dies beinhaltet auch Großbestellungen von Firmen mit eigenem Logo, die ab dieser Woche auch angenommen werden - die Umsetzung ist derzeit mit Auflagen von bis zu 5.000 Stück möglich.

- Detterbeck Die Manufaktur (Walpertskirchen):

Die Umorientierung von Lederausstattungen und individuelle Interieurs für Fahrzeuge auf Alltagsmasken hatte im Unternehmen nur wenige Woche gedauert. Zudem hat sich Detterbeck auf die dringend benötigte Maskenproduktion im Gesundheits- und Klinikbereich spezialisiert, heißt es in einem Pressebericht. Inzwischen könne der Betrieb wöchentlich mindestens 15.000 hochwertige Mund-Nase-Masken produzieren und in wenigen Wochen – wenn zusätzliche Nähmaschinen für die damit beauftrage Lohnnäherei in Baden-Württemberg geliefert seien – wöchentlich sogar 25.000 Stück.

- Branofilter GmbH (Dietenhofen):

FFP2-Masken mit Virenfiltern werden jetzt dort gefertigt, wo parallel Staubsaugerbeutel sowie Filtersysteme hergestellt werden. Aufgrund der positiven Signale der Staatsregierung im Freistaat Bayern sei die Produktion des Unternehmens so umgerüstet worden, dass man nach der Zertifizierung sofort anfangen könne, 100.000 medizinische Masken pro Woche zu produzieren, schreibt die Lokalpresse.

- Maloja (Rimsting):

Das Sports- und Streetware-Label Maloja bringt als eine der ersten Marken weltweit eine funktionale Community-Maske mit Polygiene ViralOff-Ausrüstung auf den Markt. Die Beschichtung reduziert in erheblichem Maße neben Bakterien auch Viren – und zwar um 99 Prozent. Die Drei-Lagen-Maske "Reusable Mask" von Maloja wird ab Anfang Mai in mehreren Farben verfügbar sein.

- V. Fraas (Helmbrechts):

Unter der Eigenmarke Fraas – The Scarf Company wird seit Wochen online eine Kollektion individueller Mund- und Nasen-Masken für Gewerbe und Bevölkerung angeboten. Der Behelfsschutz wird in den Stammwerken Wüstenselbitz und Helmbrechts sowie in einer Dependance in Tschechien produziert. Trotz der Produktion von Einweg- und wiederverwertbaren Masken laufe die traditionelle Herstellung von Schals und weiteren textilen Accessoires weiter, heißt es in einer Pressemeldung.

- Gunold (Stockstadt):

Die Vliese des Stockstädter Traditionsunternehmen für alles rund um den Stickereibedarf kommen sonst vorwiegend beim Sticken zum Einsatz, doch nun sind sie für die Herstellung von Mund-Nasen-Masken ein absoluter Renner. Sowohl Reißvliese wie Schneidevliese in unterschiedlichen Grammaturen kommen zum Einsatz. „Die Reißvliese sind dünn, tragen kaum auf und sind ideal zum Einlegen in die Masken, um die Tröpfchen zurückzuhalten“, erklärt Marketingleiter Stephan Gunold. „Die Schneidevliese sind dann perfekt, wenn diese mit in die Maske eingenäht werden sollen.“ Auch die Effektstoffe, die Gunold ebenfalls in seinem Produktsortiment anbietet finden derzeit als Maskenstoff eine neue Verwendung.

Zur Übersicht unserer Dokumentation der Firmen, die auf Mund-Nasen-Masken Produktion umgestellt haben.

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