21.01.21 – Menschenrechtsschutz ist nicht garantiert

Femnet und Public Eye kritisieren Grünen Knopf

Ernüchterndes Resultat einer Analyse: Das staatliche deutsche Metasiegel „Der grüne Knopf“ garantiert keinen Menschenrechtsschutz.

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Der vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im September 2019 lancierte „Grüne Knopf“ hat große Erwartungen geweckt. Femnet und Public Eye haben für ihre Analyse die öffentliche Kommunikation von 31 „Grüner-Knopf“-Firmen untersucht. © Rawpixel Ltd.

 

Femnet und Public Eye haben zusammen die Berichterstattung von Modeunternehmen analysiert, deren Produkte mit dem „Grünen Knopf“ des deutschen Entwicklungsministeriums zertifiziert sind. Das ernüchternde Resultat ein Jahr nach dem Start des Grünen Knopf: Die öffentliche Berichterstattung vieler Firmen ist unzureichend. Standard und Prüfprozess weisen Mängel auf, so dass der Grüne Knopf in der Praxis nicht liefert, was sich viele von ihm versprechen: Kleider und Textilwaren, die ohne Ausbeutung und Umweltverschmutzung hergestellt wurden.

  • Siegelgeber und -nehmer müssen dringend nachbessern.

Der vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im September 2019 lancierte „Grüne Knopf“ hat große Erwartungen geweckt. Bei T-Shirts, Mützen oder Bettwäsche, die das amtliche Siegel tragen, sollen Konsumierende sicher sein, dass diese Textilien „sozial“ und „ökologisch“ produziert wurden. Aber auch, dass die Unternehmen dahinter ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten wahrnehmen.

Konkret verlangt das BMZ, dass Firmen menschenrechtliche Risiken entlang ihrer Lieferkette prüfen, bei Bedarf effektive Maßnahmen dagegen ergreifen, darüber öffentlich berichten und Beschwerdemöglichkeiten für potenziell Betroffene haben.

Nach diesen Unternehmenskriterien haben Public Eye und Femnet die öffentliche Kommunikation von 31 „Grüner-Knopf“-Firmen untersucht.

Das Ergebnis ist ernüchternd:

  • Die meisten Unternehmen berichten nur oberflächlich über die Risiken in ihrer Lieferkette.

  • Nur gerade acht gehen auf spezifische Menschenrechtsrisiken in ihren jeweiligen Produktionsländern ein oder auf Risiken, die durch ihre Einkaufspraktik entstehen.

  • Über das Ausmaß und die Schwere des Risikos fehlender existenzsichernder Löhne und das damit verbundene Armutsrisiko ihrer Näherinnen berichten sogar nur zwei Unternehmen. Zwei Drittel der Unternehmen nehmen geschlechtsspezifische Gewalt in der Fabrik nicht als eine Menschenrechtsverletzung wahr und ergreifen daher keine Maßnahmen dagegen. Ähnlich düster sieht es bezüglich der in den Produktionsländern häufig nicht gewährleisteten Gewerkschaftsfreiheit aus, ohne die sich selbst die elementarsten Arbeitsrechte nicht durchsetzen lassen.

  • Beschwerdemechanismen sind nur schwach vorhanden.

Angesichts dieser beunruhigenden Befunde fordern Femnet und Public Eye vom BMZ als Siegel- und Garantiegeberin schnell gegenzusteuern und zu verhindern, dass mit dem Grünen Knopf sogenanntes Greenwashing betrieben wird. Unternehmen, welche zentrale Menschenrechtskriterien nur teilweise erfüllen oder deren Umsetzung nur für die Zukunft vollmundig ankündigen, dürfen nicht mit einem Grünen Knopf zertifiziert werden. Problematisch sei zudem, dass Produktzertifikate als Nachweis für Sorgfaltspflichten akzeptiert werden. Inakzeptabel auch, dass für in der EU hergestellte Produkte kein Nachweis für die Einhaltung produktbezogener Kriterien im Bereich Soziales zu erbringen ist. Denn auch „Made in Europe“ sei leider kein Garant mehr für menschenwürdige Arbeits- und Herstellungsbedingungen.

Zum Recherchebericht: Hält der Grüne Knopf was er verspricht? geht es hier