27.04.20 – Digitalisierung des Farbmanagements — read English version

Corona-Krise: Mit Natific schneller, reibungslos und kontinentübergreifend

Die Digitalisierung ist für die globalisierte Textil- und Modewelt von enormer Bedeutung. Ein Interview mit Christoph Bergmann, Partner bei Natific.

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Als Teil einer Digitalisierungsstrategie in den Unternehmen stellen die ganzheitlichen, digitalen Farbmanagementlösungen von Natific gerade in der aktuellen Zeit ihre besonderen Vorteile unter Beweis. Christoph Bergmann, Partner bei Natific und für Marketing, Vertrieb Europa und Service Operations zuständig. © Natific

 
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Die Produktion der Saison-Ware 2020/2021 kann dank des digitalen Farbmanagements von Natific und qualifizierter Färbereien ohne Unterbrechung weitergehen. © Baytunc/iStock

 

Aufgrund der gesundheitlichen Risiken durch den CoVid 19-Virus hat die weltweite Textil- und Bekleidungsindustrie die Produktion gedrosselt, Betriebsteile geschlossen oder ihre Mitarbeiter ins Home-Office geschickt. Trotz solcher Maßnahmen kann bei den meisten Kunden von Natific die Entwicklung der Frühjahr/Sommer-Kollektion 20/21 und die Produktion der Herbst/Winter-Kollektion 2020 weiterlaufen.

Als Teil einer Digitalisierungsstrategie in den Unternehmen stellen die ganzheitlichen, digitalen Farbmanagementlösungen von Natific gerade in der aktuellen Zeit ihre besonderen Vorteile unter Beweis. Dank der smarten Softwaresysteme ColorWarehouse, ASAP, WhiteWarehouse und dem Color Accreditation Program (CAP) können autorisierte und zertifizierte Textil-Lieferanten ihre Farbabstimmungsprozesse vollautomatisch durchführen und die Farben der kommenden Saison ohne langwierige, analoge Abstimmungsprozesse produzieren.

Christoph Bergmann, Partner bei Natific und für Marketing, Vertrieb Europa und Service Operations zuständig, erklärt im Interview die Vorteile des digitalen Farbmanagements.

textile network: Herr Bergmann, aufgrund der Corona-Pandemie bleiben in vielen Betrieben die für die Farbabstimmungsprozesse zuständigen Abteilungen unbesetzt. Welche Auswirkungen hat das für die Kollektionsentwicklung?

Christoph Bergmann: In der Textil- und Bekleidungsbranche erfolgt die Abmusterung und Freigabe der Farben oftmals noch analog. An beiden Enden der textilen Lieferkette entscheiden also Menschen über Freigabe oder Nachbesserung eines Kolorits. Schon wenn einer der beiden Beteiligten seinem Arbeitsplatz fernbleibt, funktioniert das System nicht mehr und sämtliche Prozesse verschieben sich.

textile network: Ist dann nicht eine cloudbasierte Farbanalytik und Produktkommunikation ein Ausweg?

Christoph Bergmann: Ein klares Nein. Solche Systeme basieren zwar auf der Umsetzung von Farben in Bits und Bytes, aber für die Bewertung sind nach wie vor die Fachleute Vorort und das Hin- und Hersenden von Farbabschlägen um den Globus notwendig. Alleine schon wegen der deutlich eingeschränkten Flugpläne kommt es bei diesem Procedere derzeit zu erheblichen Verzögerungen, weshalb die Produzenten in Fernost deutlich länger auf Freigaben warten.

textile network: Und wie sieht eine optimale Digital-Lösung aus?

Christoph Bergmann: Eine automatisierte Lösung muss das Spektrophotometer zu Quantifizierung der Farben mit einem cloudbasierten Kommunikations- und Verwaltungssystem in den Färbereien und den Product-Lifecycle-Management- (PLM) bzw. Enterprice Ressource Panning (ERP)-Systemen der Auftraggeber in der Bekleidungsindustrie verbinden und die Abstimmungsprozesse automatisieren.

textile network: Ihr Unternehmen hat das Farbmanagement vollständig digitalisiert. Wie wirken sich die Investitionen Ihrer Kunden in Softwarelösungen, Schulungsangebote und Zertifizierung von Lieferanten aus?

Christoph Bergmann: In China aber auch in anderen asiatischen Ländern, wo der CoVid 19-Virus bereits im Februar zu Betriebsschließungen führte, ist die Arbeit in Entwicklung und Produktion in begrenztem Umfang wieder aufgenommen worden. Mit unseren digitalen Farbmanagementlösungen können alle an das System angeschlossenen, geschulten und zertifizierten Textilproduzenten die Farben ihrer Kunden ohne analoge Abstimmungsprozesse einstellen, kontrollieren, bei Bedarf nachjustieren und selbst freigeben.

Diese Prozesse haben sich seit Langem bewährt und stellen derzeit ihr volles Potenzial unter Beweis. Obwohl die Farblabore und das Qualitätsmanagement von vielen Brands, im Retail und bei Modedesignern derzeit unbesetzt sind, werden mit unseren Farbmanagementlösungen die Farbvorgaben erfüllt und es gibt keine oder nur geringe Verzögerungen in der Entwicklung und Produktion für die kommenden Saison-Kollektionen. Die Nutzerstatistik unserer Systeme zeigt, dass die Arbeit in gewohntem Umfang weitergeht.

Herr Bergmann, vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen für textile network stellte Sabine Anton-Katzenbach.

Über die Natific AG

Natific wurde im Jahr 2008 gegründet und macht die farbgebenden Design- und Produktionsprozesse der Textil- und Bekleidungsindustrie fit für die Digitalisierung. Mit Softwarelösungen und färbereitechnischen Dienstleistungen werden Produktionsabläufe und das Farbmanagement vom Design bis zur Nachorder eines Kolorits optimiert. Das cloudbasierte Modul ColorWarehouse dient der Kontrolle und Verwaltung angeschlossener Färbereien und erlaubt auf der Grundlage digitalisierter Farbstandards eine automatisierte Farbabstimmung und -freigabe in Echtzeit.

ASAP ist eine B2B Plattform für die digitale und analoge Farbentwicklung. Es unterstützt Färbereien auf dem Weg zu höchstmöglicher Farbgenauigkeit und liefert Retailern, Brands und Konfektionären zuverlässige Informationen, ob und in welchem Zeitrahmen eine Färberei ein gewünschtes Kolorit, einen Druck oder einen Melange-Ton einstellen kann.

Die Software WhiteWarehouse ermöglicht eine effiziente und präzise Bestimmung von Weißtönen, indem neben den bekannten Indices drei weitere, von Natific entwickelte Indikatoren für die Bewertung der Dauerbrennerfarbe Weiß herangezogen werden.

Der vierte Baustein des digitalen Farbmanagements, das Color Accreditation Programm, ist ein einzigartiges Qualifizierungsprogramm welches u. a. mit On-The-Job-Schulungen und Trainings die fachliche Kompetenz der Industriebetriebe untermauert. Es beinhaltet die Überprüfung der Produktionsanlagen eines Betriebs auf Farbabstimmungswerte, eine umfangreiche Bewertung und Analyse der Ergebnisse sowie konkrete Lösungsvorschläge zur Leistungsverbesserung in der Entwicklung und Produktion (das sogenannte „First-Time-Right“).