26.01.15 – Globale Textilstrategie - Serie 2015 — read English version
Alles für die textile Welt
In unserer diesjährigen 6-teiligen Serie widmen wir uns den textilen Beschaffungs- und Produktionsmärkten der Welt. Wir folgen den zeitlichen Spuren der weltweit führenden Textilmessen und beleuchten die einzelnen Länder, deren Stärken und Schwächen. Zum Einstieg in das Thema sprachen wir mit Olaf Schmidt, Vice President Textiles & Textile Technologies der Messe Frankfurt über die Strategien des weltweit führenden Messeanbieters der Textilbranche.
Olaf Schmidt: 2014 war für das Portfolio der Textilmessen der Messe Frankfurt äußerst erfolgreich. In unserer Sparte „Apparel Fabrics & Fashion“, (Stoffe, Garne, Lohnkonfektion und Fashion) begeisterte die größte Intertextile Shanghai Apparel Fabrics aller Zeiten bei ihrem 20-jährigen Jubiläum. Für 2015 erwarten wir nun erneut ein Plus bei Ausstellern und Besuchern, auch dank des neuen Veranstaltungsortes, dem „National Exhibition and Convention Center“ in Shanghai. Großartig entwickelt sich auch unsere erfolgreiche Brand Texworld. Mit der Texworld Istanbul konnten wir eine Messe für den weiter aufstrebenden türkischen Textilmarkt lancieren. Auch hier gehen wir für 2015 von einem weiteren Wachstum aus. Die Texworld und Apparel Sourcing in Paris und New York feierten ebenfalls Aussteller- und Besucherzuwächse. Und für den aufstrebenden Ledermarkt im Nahen und Mittleren Osten bieten wir im Mai 2015 erstmals die Leatherworld Middle East an.
Olaf Schmidt: Das stimmt. In Berlin die Ethical Fashion Show Berlin und den Greenshowroom mitten in Berlin. Unsere neue Location Postbahnhof bietet mehr Platz für den weiteren Ausbau unserer Berliner Messen, den wir mit Blick auf 2015 vorantreiben. Aber auch die Plattformen für die textile Inneneinrichtung, vereint in der Sparte Interior & Contract Textiles, verliefen 2014 ebenfalls sehr erfolgreich.
Olaf Schmidt: Unsere internationalen Fachmessen für technische Textilien, Vliesstoffe und die Verarbeitung von textilen und flexiblen Materialien, zusammengefasst in der Sparte „Technical Textiles & Textile Processing“, konnte 2014 ebenfalls mehr Aussteller und Besucher begrüßen. Ob auf der Cinte Techtextil China, der Techtextil Russia, der Techtextil North America sowie Texprocess Americas. Ein Highlight für 2015 sind für mich die Leitmessen Techtextil und Texprocess hier in Frankfurt und auch hier sind die Vorzeichen hervorragend.
Olaf Schmidt: Nachhaltigkeit ist generell auf unseren Textilmessen ein Schwerpunktthema. Neben den erwähnten Messen, die sich komplett den grünen Themen widmen, bieten wir Vortragsreihen, Seminare, Sonderpräsentationen, Wettbewerbe, Publikationen und Führungen beispielsweise auf der Texworld Paris oder der Intertextile Shanghai Apparel Fabrics. Auf der Heimtextil haben wir dem Thema mit verschiedenen Führungen oder einem Green Village viel Platz eingeräumt. Dazu kommt unser Green Directory, der nachhaltig produzierende Aussteller listet. Auch auf Konferenzen, die wir mitorganisieren, beleuchten wir den Aspekt Nachhaltigkeit, zum Beispiel auf der Konferenz "Planet Textiles" in Shanghai. Als Ausrichter weltweiter Leitmessen ist es unser Ziel, den Markt für grüne Textilien zu stärken und als Orientierungs- und Impulsgeber zu fungieren. Denn wir sind davon überzeugt: Dem Markt für nachhaltige Textilien gehört die Zukunft.
Olaf Schmidt: Wir bewerten Südamerika als einen sehr attraktiven Markt für die Textil- und Bekleidungsindustrie. Beispielsweise ist Brasilien der weltweit größte Denim- und drittgrößte Strickwaren-Produzent. Peru beliefert als weltgrößter Produzent von „alpaca“ und „vicuna“ führende Modemarken. Auch Kolumbien gilt für Produzenten von Textilien- und Bekleidung als sehr interessanter Absatzmarkt. Wenn sich der Kontinent stärker für ausländische Investoren öffnet, würde auch die Textil- und Bekleidungsindustrie erheblich davon profitieren und nachhaltiger wachsen. Argentinien ist neben Brasilien sicherlich der interessanteste Markt für Textilien und Bekleidung in Südamerika. Die Messe Frankfurt hat dank einer eigenen Tochtergesellschaft schon länger den argentinischen Textilmarkt beobachtet. Und Argentinien hat für seine Textil- und Bekleidungsindustrie eine klare Zukunftsstrategie. Mit unseren Messen Emitex, Confemaq und Simatex bieten wir lokalen und internationalen Herstellern von Textilien und Bekleidung genau die richtigen Plattformen für neue import- und exportorientierte Geschäftsbeziehungen. Unsere Pläne sehen vor, die Messen weiter zu internationalisieren.
Olaf Schmidt: Das meiste Potential sehen wir aktuell in den Ländern Türkei, China, Indien sowie auf dem südamerikanischen Kontinent. Hier ist die Messe Frankfurt mit eigenen Tochtergesellschaften vertreten und veranstaltet bereits Textil-, Bekleidungs- sowie Textilmaschinenmessen. Diese Regionen entwickeln sich wirtschaftlich hervorragend.
Olaf Schmidt: Wir bewerten keine unserer Zielmärkte als besonders kritisch, sind aber von den aktuellen Weltereignissen nicht unberührt. Unsere Textilmessen Heimtextil Russia und Techtextil Russia waren 2014 von der derzeitigen Krise kaum betroffen. Auch registrierten unsere russischen Kollegen keine Ausstellerstornierungen. Gleichzeitig spürt die Messe Frankfurt aber insgesamt die Ukraine-Krise. Eine eigentlich geplante Automechanika Ukraine konnte 2014 nicht stattfinden und ist nun für 2015 geplant. Wir müssen hier die weitere Entwicklung abwarten.
Olaf Schmidt: Die weltweite Vernetzung ist enger geworden – in zweierlei Hinsicht: Zum einen ist unser Netzwerk an Kollegen und Partnern rund um den Globus dichter geworden, zum anderen ist aber auch die Kommunikation insgesamt – mit den Branchenmitgliedern bzw. unseren Messeteilnehmern intensiver geworden. So sind wir inzwischen, natürlich auch dank der heutigen digitalen Möglichkeiten, quasi 365 Tage im Jahr miteinander im Kontakt; sei es per Mail oder Videokonferenz oder auch über die diversen Social Media Kanäle, die wir mit unseren Messen bespielen.
Olaf Schmidt: Wir haben lange über die neue Tagesfolge der Techtextil diskutiert und sind der festen Überzeugung, unseren Ausstellern und Besuchern damit ein noch besseres Messeerlebnis zu bieten. Wir haben nahezu durchweg positive Resonanz unserer Techtextil-Aussteller erhalten. Mehr noch: Die Kombination aus Techtextil und Texprocess ist weltweit unschlagbar. Welcher Faserproduzent kann sich sonst auf der Welt so umfassend z.B. über innovative Nadelgeometrien, neue Sticktechnologien oder Zuschnittsysteme informieren?
Olaf Schmidt: Für 2015 ist es daher unser klares Ziel und auch unser Auftrag, den Besucherfluss zwischen beiden Messen zu verstärken. Viele Produkte der Techtextil-Aussteller sind quasi ergebnis- und anwenderoffen. Das Angebot an Weiterverarbeitern war auf der Techtextil bisher relativ begrenzt. Die Texprocess schließt den Kreis der Produktion zur endgültigen Vollstufigkeit von der Faser zum fertig verpackten Produkt. Darüber hinaus hat die Bekleidungsindustrie sehr innovative Fügetechniken parat, die den Verarbeitern von technischen Textilien nicht oder nur unzureichend bekannt sind. Jeder Techtextil-Aussteller, der nach Verarbeitungsmöglichkeiten für seine technischen Textilien sucht, findet auf der Texprocess dafür entsprechende Technologien.
Als konkrete Maßnahme, um die Synergien der beiden Messen zu verdeutlichen, veranstalten wir erstmals die Innovative Apparel Show. Keine Modenschau im klassischen Sinne, sondern eine unkonventionelle Plattform, wo sich Besucher und Aussteller gleichermaßen inspirieren lassen und austauschen können. Gleichzeitig haben wir unsere Marketingmaßnahmen verstärkt, um die zahlreichen Synergien der beiden Fachmessen hervorzuheben. Derzeit befinden wir uns noch in der Planung für weitere Maßnahmen, seien Sie gespannt.
Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen für textile network stellte Iris Schlomski.