08.02.21 – Nachhaltigkeit – Lieferkettengesetz

HDS/L & Cads Online-Seminar zum Thema Lieferketten stößt auf überwältigende Resonanz

Die Frage gesetzlicher Regelungen in der Lieferkette wird schon lange in der Politik und in der Öffentlichkeit diskutiert. Was gilt es zu beachten?

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HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert appellierte an die Industrie, das maßgeschneiderte Angebot des ISC Germany zum Thema Nachhaltigkeit zu nutzen. © Anka Bardeleben

 

Was erwartet die Unternehmen der Schuh- und Lederwarenbranche? Was gilt es zu beachten, sowohl in Deutschland als auch in der EU? Diesen und weiteren Fragen gingen deutsche und internationale Experten im Rahmen des von HDS/L und Cads organisierten Oline-Seminars zur Regulierung von Lieferketten nach.

HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert:

„Unsere virtuelle Konferenz ist auf riesige Resonanz gestoßen. Das zeigt, wie hoch der Informationsbedarf in den Unternehmen ist. Die Hersteller haben erkannt, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig mit den Herausforderungen zu beschäftigen.“

  • Besonders wichtig sind aus Sicht des HDS/L vor allem die Fragen, wie weit die Unternehmerhaftung geht und worauf sie sich bezieht.

Um einen umfassenden und detaillierten Einblick in die vielen Facetten des geplanten Lieferkettengesetzes zu erlauben, hatte der HDS/L renommierte Experten gewinnen können.

  • Dr. Maria Rost vom Dachverband textil+mode erläuterte die Kernelemente des Sorgfaltspflichtengesetzes und berichtete über den aktuellen politischen Stand, über Inhalte wie Schwellenwert und Umfang der Sorgfaltsprüfung.

  • Ralph Kamphöner, Leiter des t+m Büros in Brüssel, gab eine Übersicht über die zu weitgehenden Anforderungen der EU-Lieferkettenrichtlinie. Die Verbände der Modeindustrie fordern den Anwendungsbereich auf UN-Menschenrechte zu begrenzen, KMU von EU-Lieferkettenrichtlinie auszunehmen, die Haftung auf Tier-1 zu limitieren und Bürokratie und Rechtsunsicherheit zu minimieren.

Wie sieht die Praxis aus?

Aus Hongkong zugeschaltet waren Dr. Gerhard Nickolaus vom PFI Hongkong und Karl Borgschulze, CSI. Die Schuh- und Lederexperten sind seit vielen Jahren in den Produktionsländern Asiens unterwegs und kennen die Praxis der Lieferketten vor Ort.

Dr. Gerhard Nickolaus vom PFI Hongkong:

„In Asien stößt das geplante deutsche Lieferkettengesetz vielerorts auf Ablehnung. Der Blickwinkel eines Produktionslands wie China ist eben ein ganz anderer als der der Konsumländer, besonders vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Bewältigung der Länder bei der Pandemie.“

PFI und CSI sind bereits jetzt in der Lage, die Unternehmen mit bestehenden, erprobten Audit-Systemen zu unterstützen, u. a. auch mit Hilfe von Cads. „Ziel ist ein langfristig tragfähiges Beschaffungsmanagement. Aber dafür ist das Mitspielen aller Akteure erforderlich“, so Borgschulze.

Martin Kemmler, Global Head of supply chain der Firma Triumph, die seit Jahrzehnten komplexe Lieferketten in Asien unterhält, ging auf die Bereiche Menschrechte und Umweltschutz ein. „Ziel ist es, lean, aber effektiv die Lieferketten zu überwachen – ohne Heerscharen von Personal.“

Dabei geht es auch um Vertrauen und Sicherheit, die man den Lieferanten entgegenbringt. Nach dem Motto „seeing is believing“ investiert Triumph in die Schulung der eigenen Mitarbeiter. So genannte „Ambassadors“ übernehmen die Überwachung der Auflagen vor Ort. Kemmlers eindringliche Forderung an die Politik: einheitliche Standards schaffen!

Fazit:

Die Betriebe müssen sich auf das Lieferkettengesetz vorbereiten und auf die zu erwartenden Entwicklungen eingehen. Zwar sind manche Detailfragen in politischen Gesetzgebungsverfahren noch festzulegen, wesentliche Grundzüge sind aber bereits absehbar. Lösungen müssen gesucht und gefunden werden.

HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert appellierte an die Industrie, das maßgeschneiderte Angebot des ISC Germany zum Thema Nachhaltigkeit zu nutzen: Der neue Kurs zum „Nachhaltigkeitsmanager/-in für die Schuh-, Lederwaren- und Textilbranche“ wird im September 2021 an den Start gehen.