21.09.23 – Adaptive Mode — read English version

Im Sitzen muss es sitzen

Für Menschen im Rollstuhl gibt es nur ein kleines Angebot an stylisher und sitzender Mode. Funktionales ist häufig nicht stylish. Schönes ist oft unpraktisch und kann aufgrund von Nähten oder Knöpfen zu Druckstellen führen. Modisches ist für Fußgänger konzipiert. Wer es im Rollstuhl trägt, macht die Erfahrung, dass etwa die Hosenbeine zu kurz sind und oberhalb des Beckens der Stoff fehlt.

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„Mit Knöpfen muss man Tetraplegikern (kurz Tetras) gar nicht erst kommen.“ – Das kritische Feedback der Rollstuhlfahrer ist für die Arbeit der Studenten wertvoll. © Schweizer Paraplegiker-Stiftung Joel Najer / Sabrina Kohler

 
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Yannick Aellen, Gründer und Direktor Mode Suisse: „Mit diesem Projekt können wir im Bereich der adaptiven Mode viel bewegen. Da ist durchaus Potenzial vorhanden.“ © Schweizer Paraplegiker-Stiftung Joel Najer / Sabrina Kohler

 

Die Mode Suisse hat zusammen mit der Schweizer Paraplegiker Stiftung und der Unterstützung der STF Schweizerischen Textilfachschule ein Projekt ins Leben gerufen, das Abhilfe schaffen und aufmerksam machen soll. Eine bedeutende Rolle im Projekt hatten auch die Modedesignerin und Labelinhaberin Lilla Wicki sowie Yannick Aellen, der Gründer und Direktor der schweizweit größten Modeschau Mode Suisse.

Mit dem Modeprojekt sollen Stil und Funktionalität vereint und so barrierefreie Mode für Rollstuhlfahrer geschaffen werden. Zudem möchte man Modeschaffende sensibilisieren, bei ihren Kreationen auch an Menschen im Rollstuhl zu denken. „Ich erhoffe mir durch das Projekt eine Sensibilisierung für das Thema. Wir wollen für die Betroffenen etwas bewirken – und ihr Leben ein bisschen einfacher machen“, so Designerin Lilla Wicki.

Besonders relevant waren die Bedürfnisabklärung und der Austausch zwischen den Studenten des STF und Menschen im Rollstuhl am Anfang des Projekts. Danach erfolgte die Weiterentwicklung der Kleidungsstücke in Workshops. „Die Hose ist bequem – genial! Und das Anziehen funktioniert problemlos“, lobt eine Tetraplegiker-Betroffene, die einen Prototypen testen konnte. Die Endprodukte wurden zum Abschluss von Models im Rollstuhl am 4. September an der größten Schweizer Modeschau Mode Suisse in Zürich präsentiert.

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