11.06.19 – Startup: equil — read English version
Nackenschmerzen adé!
Das Ulmer Startup equil will sich der Volkskrankheit Schulter- und Nackenverspannungen annehmen – mit einem smarttextilen T-Shirt.
Acht oder noch mehr Stunden, Zugluft und monotone Arbeitsbewegungen führen nicht selten zu Fehlhaltungen und Verspannungen zwischen Nacken und Schulter. Stress, Bewegungsmangel und permanente Handybenutzung füllen in unserer heutigen Zeit die Terminkalender von Physiotherapeuten, Hausärzten und Orthopäden. Gegen die moderne Volkskrankheit tritt jetzt ein Smartclothes-Produkt in Form eines intelligenten T-Shirts mit Sensorfunktion und Signalgebung an.
Das unsichtbare Bekleidungsstück für „unten drunter“ empfiehlt sich gerade auch für Verwaltungen und Unternehmen, die ihren Mitarbeitern mit „Wellbeing“ (Wohlbefinden) einen zusätzliches Gesundheitsplus geben wollen.
Mit seinen Sensormessungen im Nackenbereich ersetzt das Microfaser-Shirt unter dem Motto „protect your neck“ jene Warnungen von Müttern und Lehrern, die so manchem Leser noch heute bei schlechter Körperhaltung im Ohr klingen mögen: Sitz gerade! Brust raus am Tisch! Werden wie beim Arbeiten an Laptop und PC beispielsweise die Schultern auf Dauer hochgezogen, leidet die Muskulatur unter einer Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Dieses muskuläre Manko u. a. mit schmerzhafter Verhärtung der Schulterpartien in Folge wird vom flexiblen und in die Naht des T-Shirts eingearbeiteten Sensoren erkannt und per Vibration im Kleidungsstück oder individuellem Feedback vom Smartphone signalisiert. Der Träger sollte dann seine Körperhaltung entsprechend verändern.
Die Gründer:
equil-Gründer Constantin Diesch (29) ist als gelernter Physiotherapeut und studierter Medizintechniker ein Quereinsteiger in die Welt der smarten Textilien. Seine Idee zielt auf einen Therapiemarkt mit Hunderttausenden Betroffenen – Tendenz steigend. Zum Kernteam gehören weiterhin Lukas Kühnbach der sich um die Softwareentwicklung kümmert, und Kevin Liebholz für den Finanz- und Vertriebsbereich.
Als Ausgründung aus der Ulmer Hochschule erfuhr das inzwischen fünfköpfige Startup erste Unterstützung: Die Hochschule selbst garantiert die Weiternutzung des Büros und die Zusammenarbeit mit dem Biomechaniklabor. Ein Exist-Stipendium des Bundeswirtschaftsministeriums sichert zudem für ein Jahr die Bezahlung der Akteure. Damit können das Produkt und der Businessplan mit favorisiertem Miet-Modell (fünf Shirts samt Software sollen demnach 299 Euro plus Monatsgebühren von 29,99 Euro kosten) weiterentwickelt werden. Außerdem müssen im Kreis von Firmen, Ärzten und Physiotherapeuten Pilotkunden gewonnen sowie Investorengespräche geführt werden.
Investoren gesucht
„Wir benötigen ab Herbst eine Anschlussfinanzierung über etwa eine Million Euro, um auf einem Markt mit Potenzial nach oben agieren zu können“, beschreibt Bachelor Diesch den nächsten Schritt. Eine kritische Phase für das junge Unternehmen im Wissen darum, dass Zeit Geld und Geld Zeit frisst ... Gerade erst wurde eine erste Kleinserie von 30 T-Shirts in Auftrag gegeben. Vom Träger-Feedback erhofft sich das Startup-Team weitere Anregungen, um dann am Jahresende mit einem optimierten Serienprodukt auf den Markt zu kommen.
Wearables sind einer der großen Trends für das nächste Jahrzehnt. equil will mit einem der immer noch seltenen Massenprodukten im Bereich der Gesundheitsfürsorge dafür einen Beitrag leisten.