21.01.22 – Soziale Projekte

Ni en more – mit Textil Gutes tun

Das Projekt „Ni en more“ stärkt mithilfe von nachhaltiger, fairer Mode die Frauenrechte in Mexiko und sorgt für finanzielle Unabhängigkeit der Frauen.

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Der Erlös der verkauften Kleidung wird in den Lohn und den Ausbau von „Ni en more“ gesteckt. © Ni en more

 
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In den Studios lernen die Frauen die Verarbeitung von Textilien, vom Zuschnitt bis zur Veredelung der Kleidungstücke. © Ni en more

 
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Die Künstlerinnen, Lise Bjorne Linnert, Jane Terrazas und die Menschenrechtaktivistin Veronica Corchado setzen mit „Ni en more“ ein Zeichen gegen die zahlreichen Gewaltverbrechen an Frauen. Ciudad Juárez, der Hauptstandort von „Ni en more“, eine Grenzstadt ganz im Norden Mexikos, ist besonders bekannt für den langjährigen, schrecklichen Drogenkrieg und die zahlreichen Femizide. Seit den 90er Jahren werden in Ciudad Juárez systematisch Frauen umgebracht oder entführt. In der Stadt findet man zahlreiche rosa Kreuze, aufgemalt oder aus Holz gebastelt als Mahnmal für die unzähligen verschwundenen Frauen. Die Ermordung von Frauen oft allein wegen ihres Geschlechts ist hier Alltag.

Selbstbestimmt leben

Mit seinen Studios in Ciudad Juárez schafft „Ni en more“ ein sicheres Arbeitsumfeld mit fairer Bezahlung. Eines der Studios befindet sich in der indigenen Gemeinschaft der Raramuri-Frauen. Dort lernen die Frauen die Verarbeitung von Textilien, vom Zuschnitt bis zur Veredelung der Kleidungstücke. Durch das Projekt erhalten sie ein sicheres monatliches Gehalt, mit dem sie ihre Bedürfnisse decken und ihre Familien versorgen können und damit finanziell unabhängig werden. Zuvor verdienten sie ihr Geld oft mit dem Verkauf von Süßigkeiten oder Lebensmitteln auf der Straße.

Zusätzlich lernen die Frauen das Färben mit natürlichen Farbstoffen. Die Nutzung von natürlichen Fasern, die ausschließliche Verwendung von traditionellen Naturfarbstoffen und die Neu-Interpretation von traditionellen Schnitten setzen die Kleidungsstücke in den historischen Kontext des Landes.

Für das Projekt werden Pflanzen und Blumen aus dem Bezirk Chihuahua verwendet sowie Bio-Baumwolle, Seide und Leinen. Einige der Materialien sind recycelt – Reste, die von Designern gespendet wurden. Zudem verarbeiten die Frauen Cochenille, Indigo und verschiedene Arten von Rinden. Viele dieser natürlichen Rohstoffe werden in der traditionellen mexikanischen Medizin verwendet, wie z. B. die Gobernadora, eine endemische Pflanze aus der Wüste. Alle Blumen, die zum Einsatz kommen, sind Reste, die von den örtlichen Blumenläden gespendet werden.

Ein Zeichen gegen Fast Fashion

Alle Kleidungsstücke werden einzeln gefärbt, dieser Prozess kann bis zu 60 Stunden dauern. Damit setzt das Projekt ein Zeichen gegen Fast Fashion. Bei „Ni en more“ wird den Frauen jeder einzelne Schritt der Herstellung beigebracht: von der Mustererstellung über den Zuschnitt, das Nähen und dem Färben bis hin zur Qualitätskontrolle, der Etikettierung, dem Versand und dem Verkauf der Kleidung.

Der Erlös der verkauften Kleidung wird in den Lohn und den Ausbau des sozialen Projektes gesteckt. Die Gründerinnen hoffen, dass dieses Modell als Vorbild für zukünftige Projekte in Mexiko dient und somit Frauen im ganzen Land helfen kann. „Es ist sehr wichtig, ein Netzwerk für Frauen aufzubauen, in dem sich Frauen gegenseitig helfen und unterstützen. Denn Gewalt gegen Frauen ist leider etwas, mit dem wir jeden einzelnen Tag konfrontiert werden“, so die Gründerin Jane Terrazas.