05.09.18 – wet-green GmbH — read English version

Olivenleder aus Reutlingen

„Jedes Bemühen, die Herstellung von Leder weniger schädlich für Mensch und Umwelt zu gestalten, ist respektabel. Uns ist das zu wenig!“

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Olivenhain - aus Blättern der Olivenbäume entsteht ein nachhaltiger Gerbstoff © wet-green GmbH

 
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Interieur aus Olivenleder für Mansory Tesla © wet-green GmbH

 

Getreu dieses Zitates hat sich das Team um Dr. Heinz-Peter Germann, Stefan Banaszak und Thomas Lamparter vor Jahren aufgemacht, um einen nachhaltigen, rein pflanzlichen Gerbstoff herzustellen. Ziel war es, hochwertiges, edles und vielseitig nutzbares Leder herstellen zu können, das konventionell produzierten Ledern in nichts nachsteht, gleichzeitig aber ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig produziert wird.

Gerbstoff aus Olivenblättern

Aus Olivenblättern von im Mittelmeerraum wachsenden Olivenbäumen wird der patentierte wet-green OBE Gerbstoff gewonnen, den man sogar essen könnte, schmeckt allerdings bitter. Das rein pflanzliche Konzentrat auf Basis eines wässrigen Olivenblattextraktes enthält Gerbwirkstoffe, wie sie zum Beispiel auch in „extra vergine“ Olivenöl oder in Naturkosmetik enthalten sind. Ein Gerbstoff, gesundheitlich absolut unbedenklich und von Dermatest mit dem Siegel „sehr gut“ ausgezeichnet.

Zu Recht stolz ist das Reutlinger Unternehmen auch auf das Cradle to Cradle Zertifikat in Gold. Als Nebenprodukt der Olivenernte werden die anfallenden Blätter üblicherweise verbrannt. Durch den Einsatz der Blätter als Rohstoff für den Gerbstoff werden CO² Emissionen deutlich gesenkt und weder Nahrungsmittel noch Ackerflächen verbraucht. Mehr noch, für die Oliven-Landwirte eröffnet der Blätterverkauf eine neue Einnahmequelle. Der wet-green OBE Gerbstoff ist vollständig biologisch abbaubar, frei von Metallen, chemisch-synthetischen Reaktiv-Gerbstoffen und anderen Schadstoffen. Bei der Gerbung können durch dessen Einsatz zudem Säuren, Salzen, Syntane und Farbstoffe eingespart werden. Das unabhängige EPEA Institut bestätigt dem wet-green OBE Gerbstoff darüber hinaus, „aus der Cradle to Cradle Perspektive die bestmögliche Alternative unter den Gerbverfahren darzustellen“. Dies liegt unter anderem auch daran, dass der Wasserverbrauch bei der Gerbung mit dem Olivenblatt-Gerbstoff im Vergleich zu anderen vegetabilen Gerbstoffen deutlich reduziert, ja sogar vergleichbar mit dem von Chromleder ist.

Bestnoten erhält das Konzentrat auch in den Kategorien Gefährlichkeitsmerkmale, Materialgesundheit, Gerbprozess, Kreislauffähigkeit und Soziale Fairness. Der Gerbstoff ist weder korrosiv, noch fällt er unter die Gefahrgut-Verordnung, insbesondere für die Logistik wichtig.

Genutzt und eingesetzt werden Olivenleder wenn auch nur in geringen Mengen dennoch bereits sehr vielfältig, unter anderem von der Automobilbranche für Ledersitze, von der Möbelindustrie zur Herstellung von Sofas und Stühlen, von Schuherstellern sowie von Produzenten hochwertiger Lederbekleidung, -taschen und –accessoires.

Einige der Referenzen zeigt das Reutlinger Unternehmen auf seiner Homepage.

Immer häufiger trifft die wieder entdeckte handwerkliche Meisterleistung auf den Wunsch nach luxuriösen, aber ethisch verantwortungsvoll hergestellten Produkten. Für den Luxus, sich ein nachhaltig hergestelltes Produkt zu leisten, hat die Firma wet-green passenderweise eigens die Wortschöpfung „Luxtainability“ kreiert…

von Reiner Knochel