09.11.15 – E-Commerce — read English version
Spreadshirt: „Die Spinner“
Im Jahr 2002 gründete Lukasz Gadowski, damaliger Student an der Handelshochschule Leipzig, gemeinsam mit Matthias Spieß die T-Shirt-Plattform Spreadshirt. Die Vision: Website-Betreibern auf der ganzen Welt die Einbindung eines eigenen Online-Shops so einfach wie möglich zu machen.
„Menschen mit einer neuen Idee gelten solange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“ – Mit diesen Worten von Mark Twain beginnen zahlreiche Geschichten erfolgreicher Gründungen, so auch die Geschichte von Lukasz Gadowski und seinem Start-up. Denn auch sie erzählt von Anlaufschwierigkeiten und ersten Rückschlägen. Der renommierte Kölner NUK-Businessplan-Wettbewerb bescheinigt Spreadshirt ein „unrealistisches Geschäftsmodell“, die Suche nach externer Finanzierung bleibt lange Zeit erfolglos.
Heute, 13 Jahre später, gehört das E-Commerce-Unternehmen mit einem Umsatz von 72 Millionen Euro zu den weltweit führenden Plattformen für den On-Demand-Druck von Kleidung und Accessoires. Spreadshirt ist in 19 Märkten mit 12 Sprachen aktiv und verschickt im Jahr rund 3,3 Millionen Produkte in über 150 Länder. An Rekordtagen sind das bis zu 19.000 Bestellungen. Die Produktpalette umfasst neben T-Shirts rund 150 weitere Produkte, darunter auch diverse Accessoires wie Kochschürzen, Stoffbeutel und Handycover. Wie schaffte es Spreadshirt innerhalb kurzer Zeit so erfolgreich zu sein? Wir haben sieben Zutaten identifiziert, die das Erfolgsrezept des E-Commerce-Unternehmens ausmachen.
Individualität und Kreativität stehen im Zentrum des Geschäftmodells und bilden somit eine wichtige Grundzutat des Unternehmenserfolgs. Spreadshirt bietet Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen eine Plattform zur Vermarktung und Gestaltung ihrer Ideen.
Getreu dem Motto „buy, sell, create“ können Spreadshirt-Kunden im großen Motiv-Fundus auf dem Spreadshirt-Marktplatz nach Designs der rund 70.000 aktiven Verkäufer stöbern, oder selbst zum Verkäufer werden. Spreadshirt stellt hierzu eine Vielzahl kostenloser Vertriebswege wie White-Label-Shops, Spreadshirt-eigene und externe Marktplätze zur Verfügung. Außerdem werden individuelle Fulfillment-Lösungen via API und Plug-ins angeboten. Wer lieber selbst kreativ ans Werk gehen möchte, kann sein eigenes T-Shirt im interaktiven T-Shirt-Designer gestalten.
T-Shirts sind Medien zur Meinungsäußerung. Spreadshirt bietet Menschen eine Plattform, um ihre eigenen Ideen, Statements oder Gefühle auszudrücken. Für das Unternehmen bedeutet das aber auch eine besondere Verantwortung zu übernehmen. Spreadshirt will und kann nicht jedes Motiv und jedes Statements drucken. Neben der Einhaltung rechtlicher Vorgaben zu Urheberrecht und zu verbotenen Materialien wie Pornografie, Gewalt und Diskriminierung, unterzieht das Unternehmen jedes Design einer genauen inhaltlichen Prüfung. So werden Motive identifiziert, die durch Verachtung oder Hass die Gefühle anderer Menschen verletzen und den ethischen Grundsätzen der Plattform widersprechen. Qualität und Verantwortung zeigen sich bei Spreadshirt auch in der Produktpalette. Hier gibt es nicht nur Zertifikate und Siegel für angebotene Textilien und Produkte aus biologischer Herstellung, sondern auch eine eigene Produktlinie des Unternehmens. Mit der Eigenkollektion nimmt Spreadshirt direkt Einfluss auf eine nachhaltige, faire und qualitativ hochwertige Produktion der Textilien.
Das E-Commerce-Unternehmen erzielt 80 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands. Internationalisierung ist eine wichtige Komponente des Spreadshirt-Erfolgsrezepts. Das E-Commerce-Unternehmen verschickt in über 150 Länder auf sechs Kontinente und ermöglicht seinen Kunden so, Produkte rund um den Globus zu kaufen und anzubieten. Einen Meilenstein der internationalen Expansion des Unternehmens stellt die Übernahme des brasilianischen E-Commerce-Anbieter Vitrinepix dar. Durch die Akquisition in Brasilien verschafft sich Spreadshirt einen direkten Zugang zu einem der am schnellsten wachsenden Online-Märkte der Welt. Neben dem Firmensitz in Leipzig hat das Unternehmen sieben weitere Niederlassungen. Produziert wird in vier verschiedenen Ländern, darunter zwei US-Produktionsstandorte. Ebenso wichtig für einen langfristigen Erfolg ist neben einer globalen Ausrichtung eine entsprechende lokale Anpassung. Spreadshirt ist in 19 Märkten mit einem eigenen Webauftritt aktiv. Daneben bietet die Plattform ihren Kunden durch eine Auswahl von zwölf Sprachen und elf Währungen zusätzliche, landesspezifische Angebote.
Wer in der Branche erfolgreich sein will, der muss sich an Kundenbedürfnissen ausrichten. Spreadshirt ist als Online-Plattform dazu in der Lage, Wünsche der Kunden schnell aufzunehmen und mit Neuem zu experimentieren. Das Produktsortiment wird kontinuierlich um neue Farben, Schnitte und Kategorien erweitert. So haben sich beispielsweise mit dem Smartphone-Boom Handycover in der Produktpalette ebenso etabliert wie praktische Kaffeebecher für unterwegs mit der Entwicklung der „to go“-Kultur.
Die Bedürfnisse der Kunden bestimmen nicht nur aktuelle Modetrends. Mobile Besuche via Smartphone und Tablet steigen kontinuierlich. Spreadshirt begegnet diesem veränderten Nutzungsverhalten mit einer touch-optimierten Version des T-Shirt-Designers, sowie weiteren Verbesserungen für die mobile Suche nach Inspirationen und Produkten sowie einen intuitiven Bezahlvorgang über mobile Endgeräte. Mit dem aktuellen Relaunch des Shop-Systems sind alle Services und Verkaufskanäle für die mobile Nutzung optimiert.
Die technische Weiterentwicklung der Plattform ist dabei stets geprägt von der frühzeitigen Einbeziehung der Nutzer, zum Beispiel bei Betaversionen.
Um dem wachsenden Kundenstamm weiterhin zielgruppenspezifische Angebote bieten zu können, hat Spreadshirt eigene Submarken. Die Tochterfirma Yink ist spezialisiert auf den Großkundenservice im Textil- und Werbeartikeldruck. Teamshirts richtet sich mit speziellen Services und Funktionen an die wachsende Zahl von Gruppenbestellern, wie Sportmannschaften, Junggesellenabschiede oder Firmenläufe. Die Vielfalt und Breite der Spreadshirt-Familie gilt als zentraler Wachstumstreiber und somit als wichtige Zutat des Unternehmenserfolgs.
Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich Spreadshirt vom Leipziger Start-Up zum internationalen Unternehmen mit über 550 Mitarbeitern in sechs verschiedenen Ländern. Spreadshirt ist es dabei gelungen, die Atmosphäre eines jungen, dynamischen Unternehmens zu wahren. Flache Hierarchien, individuelle Entfaltungs- und Einflussmöglichkeiten und Raum für Kreativität prägen das Arbeitsumfeld bei Spreadshirt. Generell herrscht im Unternehmen ein familiäres und freundschaftliches Miteinander. Die Feel-Good-Managerin Stefanie kümmert sich besonders um das Wohlbefinden der Mitarbeiter und sorgt dafür, dass der Spaß bei der Arbeit nicht zu kurz kommt.
Die Erfolgsgeschichte des Leipziger Unternehmens Spreadshirt wird in den nächsten Jahren weiter fortgeschrieben und sicherlich um die eine oder andere Zutat noch ergänzt werden. Fest steht: Die Idee hinter der E-Commerce-Plattform kann heute keiner mehr als Spinnerei abtun. Für Mark Twain ist dies Erfolgsindiz genug.