11.02.20 – Türchen 4: Kleidungsstücke aus nachhaltigen Holzfasern — read English version

Wuppertaler Textillabel Wijld setzt auf langlebige Produkte

Mit der Herstellung von wertigen Basic-Kleidungsstücken aus nachhaltigen Holzfasern wirbt Wijld für langlebige Produkte und wurde dafür ausgezeichnet.

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Wertschätzung ist das bestimmende Element für Timo Beelow, Gründer des Wuppertaler Textillabels Wijld. Seine Kleidungsstücke sollen eine Alternative zu Wegwerfmode bieten. © EFA

 

Das Textillabel Wijld ist einer von vier Hauptpreisträgern des Effizienz-Preises NRW 2019.

 Langlebige Shirts aus Holzfasern ersetzen Wegwerfmode

 Wijld ist ein junges Unternehmen der Gründer Timo Beelow und Aline Hauck. Ihr „Baby“ wurde Ende 2019 drei Jahre alt und produziert umweltfreundliche, moderne Kleidung, die über eine Plattform im Internet sowie über ausgewählte Läden vertrieben wird.

Aline Hauck:

„Wir möchten, dass unsere Kunden sich wieder bewusst werden, wie viel Energie und Liebe in ein Kleidungsstück fließen, dass wir alle wieder lernen, Kleidung wirklich wertzuschätzen.“

Wertschätzung – das heißt in diesem Fall: Kleidungsstücke werden nicht in erster Linie nach modischen Gesichtspunkten ausgewählt und getragen.

 Entsprechend konsequent wurden die Produktlinien entwickelt.

Wijld vertreibt primär Basics, also Kleidung, die keiner Mode unterworfen ist, Kleidung, die man täglich benötigt. Einfarbige Shirts gehören dazu, Kapuzenpullover, Sportshirts, Sweater, Strickpullis, Zip-Hoodies, Sportbekleidung, Tank-Tops und auch Strickware. Und alle Kleidungsstücke werden aus Holzfasern produziert.

Kleidung aus Holzfasern

Die Fasern stammen aus Europa, der Rohstoff ist nachwachsend und kommt aus zertifiziert nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Gewinnung der Fasern besticht durch ihre Umweltbilanz, weil das eingesetzte ungiftige Lösungsmittel recycelt werden kann. Ein Vergleich z. B. mit der Produktion von Baumwolle ist überzeugend: Hier ist der durch die Produktion bedingte CO2-Ausstoß 20 Mal so hoch wie bei der Produktion der Holzfaser. Auch wird nur eine minimale Menge an Rohstoff benötigt, der Flächenverbrauch ist entsprechend geringer, rund 300 bis 500 Prozent.

 So funktioniert die Herstellung

Das Holz wird auf die Größe von Rindenmulch zerkleinert und im Wasserbad aufgelöst. Anschließend wird die Zellulose extrahiert, Lignin und Zellstoff werden voneinander getrennt. Das ungiftige und recycelbare Lösungsmittel sorgt dafür, dass die Zellulose zu einer homogenen Masse wird, die ein wenig wie Honig aussieht. Die Flüssigkeit wird abgefiltert und die verbleibende Masse durch Spinndüsen gepresst. So entstehen Fasern, die in Abständen von 6 cm abgeschnitten werden. Anschließend wird das Lösungsmittel ausgewaschen. Die eingesetzten Substanzen können anschließend zu 99,3 Prozent wiedereingesetzt werden, denn das Lösungsmittel setzt sich aufgrund unterschiedlicher Dichte vom Wasser ab. Die getrockneten Fasern werden anschließend zu Garn gesponnen.

Timo Beelow:

„Wer sich ein Shirt aus Holz steif und ‚hölzern‘ vorstellt, irrt sich. Die Holztextilien sind weich und angenehm, mehr noch: Sie gleichen Temperaturschwankungen aus und verfügen über antibakterielle Eigenschaften, vergleichbar mit guten Sportshirts. Sie können deshalb auch über einen längeren Zeitraum getragen werden, ohne unangenehme Gerüche anzunehmen.“

 Umweltbilanz überzeugt Effizienz-Preis-Jury

 Effizienz-Preis NRW-Juryvorsitzende Ulrike Schell aus der Geschäftsleitung der Verbraucherzentrale NRW: „Außergewöhnlich an diesem Preisträger: Die Baumwolle, die in Produktion und Verarbeitung kritische Punkte aufweist, wird durch ein ungewöhnliches Material ersetzt, durch Holzfasern. Diese Faser ist in Anbau und Verarbeitung weniger umweltschädlich, wenn man – wie die jungen Firmengründer – Holz aus Europa und aus zertifiziertem Anbau wählt. Darüber hinaus wird der Endverbraucher mit einer Botschaft angesprochen, die zu einer Verhaltensänderung führt, nämlich der bewussten Entscheidung für ein nachhaltig produziertes, langlebiges Produkt.“

 Das Wuppertaler Textillabel Wijld ist einer von vier Hauptpreisträgern des Effizienz-Preises NRW 2019. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert.