14.10.19 – Wandel durch Krise — read English version
Blanke textech versteht Wandel als Strategie
Andreas Blanke ist in dritter Generation und seit nun mehr 25 Jahren am Standort Bad Salzuflen für das Unternehmen Blanke textech tätig.
Die Blanke textech GmbH ist seit nunmehr 50 Jahren ein fester Bestandteil der west-deutschen Textilindustrie. In den 50er-Jahren führte ein innovatives Geschäftsmodell, das die Chancen der Not nutzte, zum schnellen Aufstieg in Zeiten des Wirtschaftswunders der Bundesrepublik und zum Erfolg des Standorts Bad Salzuflen: Umfärben von Wehrmachts-Mänteln. So wurde der Grundstein zu einem der größten Maschen-Ausrüster in der BRD gelegt.
Seit den 80er-Jahren konzentrierte sich die Blanke auch auf technische Textilien.
Ein Glück und eine weise Entscheidung im Nachhinein! Ohne diese Spezialisierung wäre die Blanke wohl wie viele andere Unternehmen durch die Konsolidierung des Marktes ab den 80er-Jahren verschwunden. Noch in den 80er-Jahren waren Triumph und andere Wäsche-Firmen die großen Kunden, die den Standort in NRW mit mehreren Millionen Euro Umsatz und Tonnage zum Färben und Ausrüsten jedes Jahr füllten.
Auf nach Asien!?
Doch seit dem Beginn der 90er-Jahre, als die Welthandelsorganisation die Quoten des weltweiten Textilhandels liberalisierte und die großen Marken und Handelshäuser mit ihren Einkäufern Richtung Osten zogen, änderten sich die Auftragseingänge rapide. Der Key Account Triumph verlangte, wie heutige Automobiler, dass die Zulieferer mit nach Asien zu den günstigeren Rahmenbedingungen zogen. Ende der 90er-Jahre ein logischer Schritt. Doch schwer umsetzbar für einen deutschen Mittelständer. Vor allem schwer umsetzbar in einem Land wie der Volksrepublik China, welches schon damals Produktions-Weltmeister für Textilen war und sich anschickte, durch staatliche Investitionen in neue Technologie und teilweise subventionierte Organisationsformen für Unternehmen weltweit das Produktionsland Nummer 1 für alle Arten von Textilien zu werden.
Hinterher ist man immer klüger!
Die Investition in den Standort China war für die Blanke kein erfolgreiches Projekt und führte das Unternehmen mit der Wirtschaftskriese 2008 in die Insolvenz im Jahr 2009. Die schon in den 80er-Jahren umgesetzte strategische Ausrichtung auf technische Textilien ermöglichte den Eigentümer-Wechsel aus der Insolvenz. 2011 übernahm die Hermont AG als Hauptgesellschafter die Blanke und firmierte zur Blanke textech GmbH um. 2017 übernahm die Mattes & Ammann GmbH & Co. KG den Hauptanteil der Gesellschaft an der Blanke textech GmbH und formte so einen vertikalen Großrundstricker/Kettenwirker mit angeschlossener Färberei, Ausrüstung, Druckerei und Kaschierung/Laminierung.
Neustart in neuer Konstellation
Durch die Verbindung mit Mattes & Ammann GmbH & Co.KG wird die Konzentration auf neue Technologien und Kunden vorangetrieben. Die Geschichte Triumph soll sich nicht mehr wiederholen – ist aber in der weltweiten Textilindustrie ein bekanntes Muster. Kein Kunde ist von Dauer. Neukunden und Bestandskunden müssen gleich bearbeitet werden. Doch das Schema Neukunde hat sich grundlegend verändert. Auch in Zeiten der Digitalisierung und der weltweiten Verfügbarkeit von Service und Produkt ist es um so schwerer, Nischen und Neukunden zu finden, die genau den Service einer Blanke brauchen. Meist hat sich gezeigt, dass es die kleinen Anfragen sind, die sich nach Jahren zu großen Kunden entwickeln können, wenn diese von Anfang an eng angebunden und gut betreut werden.
Nicht nur der stetige technologische Wandel in Maschinen, Prozessen und Abläufen war entscheidend. Auch die Geschäftsmodell-Veränderung weg vom klassischen Lohnveredler hin zu Wertschöpfungspartnerschaften mit Vollgeschäft war für den Fortbestand der Blanke textech GmbH in Bad Salzuflen verantwortlich. Die frühzeitige Konzentration auf technische Textilien durch eine enge Kommunikation und Kooperation direkt mit den OEMs und das Verständnis von Spezifikationen und internationalen Lieferketten als TIER 4 oder 5 ermöglichten den Fortbestand am Standort Bad Salzuflen. Eine Unternehmenskultur, die vom jetzigen Hauptgesellschafter weiter gepflegt und auf neue Unternehmensbereiche und Kundengruppen ausgedehnt wird. Nur so ist es möglich, dass die Blanke textech auch in zehn Jahren noch besteht. Stetiger Wandel – Wandel durch Krise: nicht leicht, aber machbar!
Anton Schumann