19.05.16 – Trützschler Nonwovens — read English version

„Vliesstoffe sind unser Herzblut“

Vliesstoffe sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Wir verwenden sie im Haushalt, bei der Arbeit und in der Freizeit. Kein Teebeutel, keine Windel, kein Anzug, kein Auto, keine Operation und keine Müllverbrennungsanlage sind ohne sie denkbar.

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Technologien für die Vliesstoffherstellung (Photos: Trützschler)

 
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Fleissner Aquajet

 
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Dieser faszinierenden Welt hat sich Trützschler Nonwovens & Man-Made Fibers verschrieben. Unter diesem Namen ist ein weltweit bekannter Maschinenbauer mit einem höchst umfangreichen Produktprogramm aktiv. Das Standbein Man-Made Fibers umfasst Spinnanlagen für Teppichgarne (BCF – Bulk Continuous Filament) sowie für technische Garne. Den Bereich Nonwovens bilden Maschinen und Komplettanlagen für stapelfaserbasierte Vliese. Einen Überblick über die angebotenen Technologien gibt das Bild hier rechts.

Die Wurzeln von Trützschler Nonwovens

Trützschler Nonwovens kombiniert das Know-How und die Erfahrung der drei vormals eigenständigen Firmen Fleissner, Erko und Bastian. Deren Technologien übernahm ab 2005 nach und nach die familiengeführte Trützschler-Gruppe, ein Spezialist für die Faservorbereitung mit Sitz in Mönchengladbach.

Fleissner: 1848 pachtete Johann Christian Fleissner eine Schmiede im böhmischen Asch und entwickelte bald Maschinen für die aufstrebende Textilindustrie. Mit der Patentierung der Durchströmtrommel im Jahr 1929 etablierte Hans Fleissner eine Technologie, die noch heute für die Trocknung von Fasern, Vliesen und Textilien verwendet wird. Nach dem Krieg erfolgte die Neugründung in Egelsbach bei Frankfurt. Bereits 1973 lieferte das Unternehmen die erste Vliesstoffanlage aus.

Das heutzutage bekannteste Produkt aus Egelsbach ist der Fleissner Aquajet, eine Maschine für die Verfestigung von Vliesstoffen mittels Wasserstrahlen. Zudem hat Egelsbach Maschinen für die thermische und chemische Verfestigung, für Trocknung und Veredelung im Programm.

Bastian: 2012 stieß die Firma Bastian zu Trützschler Nonwovens. Gegründet 1973, galt die Firma schnell als erste Adresse für Wickeltechnik. Bastian belieferte sowohl Vlies­­-stoff- als auch Folienhersteller, der 1.000ste Wickler verließ 2007 das Werk. Heute werden Bastian-Auf- und Abwickler in Bielefeld konstruiert und in Egelsbach gebaut.

Erko: Die Erko GmbH begann 1993 in Dülmen als Spezialist für Schaltanlagenbau und stieg bald in das Textilmaschinengeschäft ein. Heute ist der Standort verantwortlich für die Prozesse Faseröffnung und -mischung sowie für Vliesbildung und Vernadelung im Produktportfolio von Trützschler Nonwovens.

Trützschler Nonwovens heute

Die breite Vielfalt an Technologien erlaubt es dem Unternehmen, Anlagen von der Faservorbereitung bis zur Aufwicklung aus einer Hand anzubieten. An Schlüsselstellen wie der Vliesbildung und Vliesverfestigung stehen jeweils mehrere Verfahrensalternativen zur Auswahl, um mit den verschiedenen Ausgangsfasern genau die Vlieseigenschaften zu erzeugen, auf die der Betreiber Wert legt.

Starke Prozessentwicklung

Bereits bei Fleissner spielte die Beherrschung der physikalischen und chemischen Vorgänge in den Maschinen eine zentrale Rolle. Die diversen Prozesstechnologien sind heute signifikante Bausteine im Kompetenz-Portfolio von Dülmen und Egelsbach. In den beiden mehrere Tausend Quadratmeter großen Technika testen einerseits Kunden neue Rezepturen und Ideen. Andererseits entwickeln die Ingenieure beider Standorte hier auch komplett neue Prozesse – wie beispielsweise im Jahr 2014 zusammen mit Voith Paper die Wasserstrahlverfestigung nassgelegter Vliese für die Herstellung sog. Flush­able Wipes.

Schlüsselfertige Anlagen

Seit ein paar Jahren entwickelt sich Trützschler Nonwovens kontinuierlich zu einem Anlagenbauer. Mit dieser Entscheidung kommt eine neue Aufgabe auf die Entwicklungsbereiche zu: neben der Verbesserung von Komponenten steht jetzt auch die Optimierung der Gesamtanlage hinsichtlich Produktivität, Ressourceneinsatz sowie Vliesqualität auf dem Programm. Für den Kunden reduziert sich mit dem Erwerb einer schlüsselfertigen Gesamtanlage das Prozessrisiko, da alle Komponenten maßgeschneidert und aufeinander abgestimmt sind.

Innovative Maschinen

Innovation ist Treibstoff der Vliesstoffbranche und damit auch von Trützschler Nonwovens. Die letztjährige ITMA in Mailand war die Geburtsstunde einer Weltneuheit, mit der eine ganz neue Klasse von Vliesen hergestellt werden kann.

Trützschler Nonwovens stellte eine Struktur-Wechselschale für den Thermobonder vor. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine thermoverfestigten, bauschigen und weichen Vliese mit Strukturierung. Es existierten weder Maschine noch Prozess für die Herstellung derartiger Produkte in einem einzigen Prozessschritt. Die zum Patent angemeldete Strukturschale für die Durchströmtrommel des Thermobonders schließt genau in diese Lücke.

Wird sie im Thermobond-Trommelofen eingesetzt, produziert die Anlage hochfloriges Material mit prägnanten, dauerhaften 3D-Mustern ansonsten werden konventionelle glatte Vliese erzeugt. Aufgrund der Ausführung als Wechselschale gewinnt der Produzent an Flexibilität und kann auf Marktanforderungen besser reagieren. Die Strukturschale ist so konzipiert, dass auch vorhandene Trommel-Thermobonder nachgerüstet werden können. Ein Weg hin zu noch funktionelleren Vliesstoffen für die Bereiche Hygiene, Filtration oder Wärmedämmung tut sich auf.

Autorin: Jutta Stehr