21.04.22 – Recycling

Zweite Chance für High-Tech-Fasern

Heinrich Glaeser recycelt in seiner Reißerei para- und meta-Aramide sowie Polyimide und verhilft ausgemusterten schusssicheren Westen zu einem zweiten Leben.

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Hohe Qualitätsanforderungen an Sekundär-Aramid-Fasern sind für Roland Settele bei der Auswahl der Resttextilien das bestimmende Merkmal. © Heinrich Glaeser

 
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Heinrich Glaeser recycelt Aramid-Alltextilien zu Reißfasern, die u. a. zu Garnen weiterverarbeitet werden. Das Unternehmen verarbeitet meta-Aramide (rechts) sowie para-Aramide (links, Garnrolle). © Heinrich Glaeser

 

Aramid- und Polyimid-Fasern sind aus High-Tech-Stoffen nicht wegzudenken. Sie ermöglichen die Herstellung flexibler Textilien mit vergleichsweise geringem Gewicht und gutem Schutz gegen Flammen, Hitze, Abrasion oder Durchschuss. Da die Abschirmungseigenschaften dauerhaft in den Fasern gebunden sind, werden solche Textilien in vielen Einsatzbereichen geschätzt. Dazu zählen Hochleistungsfilter und Kabelummantelungen, Dämmvliese, Funktionsunterwäsche, Motorradkleidung, Hitze-, Flamm- Schnitt- und Störlichtbogen-Schutzkleidung oder schusssichere Westen. Ein Nachteil der hochklassigen Fasern ist jedoch ihre begrenzte Verfügbarbarkeit.

Fasern sind Mangelware

„Das Marktvolumen an Flamm- und Hitzeschutzfasern mit inhärenten Eigenschaften ist aufgrund der sehr komplexen Produktion limitiert und die Preise für meta- und para-Aramide sowie Polyimide sind dementsprechend hoch. Daher stecken in jedem Rest aus der Filament- Garn, Maschenwaren- und Gewebeproduktion wertvolle Ressourcen, die in der Textilindustrie wieder eingesetzt werden können“, weiß Roland Settele, Prokurist und Abteilungsleiter der Abteilung Rohstoffhandel bei Heinrich Glaeser. „In unserer Reißerei recyceln wir sie und führen sie als Sekundärfasern in den textilen Kreislauf zurück.“

Zu den High-Tech-Resttextilien, die Heinrich Glaeser verwerten kann, zählt sortenreiner Ausschuss aus allen Bereichen der Fasergewinnung und -verarbeitung von para- und meta-Aramiden sowie Polyimiden. Auch Mischgewebe aus para-Aramid-Filamenten mit einem höchstens zehnprozentigen Anteil anderer Synthesefasern werden in dem Unternehmen wieder aufbereitet. „Wir sammeln außerdem ballistische Schutzwesten ein, deren maximale Gebrauchsdauer abgelaufen ist oder die aus anderen Gründen ausgemustert wurden“, ergänzt Roland Settele. „Diese klare Fokussierung auf ausgewählte Reste hängt mit dem hohen Qualitätsanspruch zusammen, den wir an unsere Recyclingfasern stellen: Sie müssen bei der Weiterverarbeitung zu Garnen oder Vliesen optimale Leistungseigenschaften vorweisen.“

Um die Fasern aus den von Heinrich Glaeser aufgekauften Alttextilien zurückzugewinnen, werden die Abfälle zuerst in Spezialanlagen geschnitten und danach in Reißmaschinen aufbereitet. Die dadurch gewonnenen Reißfasern gehen dann in die Nadelvliesherstellung oder werden in spezialisierten Spinnereien zu Garnherstellung verwertet.

  • Heinrich Glaeser Nachf. GmbH: Das Unternehmen wurde im Jahr 1888 als Handels- und Produktionsunternehmen gegründet und wird seither als Familienunternehmen geführt. Durch stetige Erweiterung der Angebotspalette, Expansion in verschiedene Bereiche der Textil- und Faserindustrie sowie den Einstieg in die Betriebs- und Waschraumhygiene sowie die Branche der Geo-, Agrar- und Begrünungstextilien wuchs das Unternehmen beständig. Inzwischen beschäftigt das aus Ulm stammende Traditionsunternehmen über 750 Mitarbeiter an 13 Standorten.