27.12.21 – Biobaumwoll-Produzent hält an Wasserkraft fest

Cotonea verzeichnet deutlichen Energieüberschuss

Das Traditionsunternehmen Gebr. Elmer & Zweifel und seine Marke für Biobaumwolltextilien Cotonea produziert regenerative Energie, und das nicht zu knapp.

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Der Firmensitz des Unternehmens im schwäbischen Bempflingen mit dem Wasserzulauf für die Energieversorung. © Cotonea

 
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„Mehr Einnahmen und eine höhere Produktion bedeuten nicht, dass man auch mehr verbrauchen muss“, davon ist Geschäftsführer Roland Stelzer überzeugt. © Cotonea

 

Ein Drittel der gesamten Kilowattstunden ist Überschuss und kommt dem öffentlichen Netz zugute. „Den Hauptteil unseres Stroms von 77 % gewinnen wir aus Wasserkraft“, erklärt Cotonea-Geschäftsführer Roland Stelzer. „6 % stammen von unseren Solaranlagen, 17 % sind hinzugekaufter Naturstrom.“

Im Jahr 2020 hat das Unternehmen Gebr. Elmer & Zweifel 31 % mehr Strom selbst erzeugt, als der Gesamtverbrauch ausgemacht hat – und zwar bei steigender Produktion.

Energie aus dem eigenen Wasserkraftwerk

Gebr. Elmer & Zweifel hat eine lange Geschichte, was nicht nur die Erzeugung von Baumwolle betrifft, sondern auch die von Strom: Im 19. Jahrhundert wählten viele Firmen ihren Standort nach dem Zugang zu Wasserkraft bzw. Flüssen aus. Auch deshalb hat Gebr. Elmer & Zweifel seit dem Gründungsjahr 1855 seinen Firmensitz im schwäbischen Bempflingen, wo das Unternehmen direkt das eigene Wasserkraftwerk in Betrieb nahm. Über die folgenden 20 Jahre reichte die Energie aus der Eigenversorgung aus, bis Dampfturbinen zum Herstellungsprozess von Baumwolltextilien dazukamen und den erhöhten Bedarf deckten.

„In den 1970er Jahren kostete der Fremdeinkauf von Strom aus der Kernkraft weniger als die Herstellung eigener Wasserkraft“, erinnert sich Stelzer. „Ein Wasserkraftwerk bedeutet im Vergleich extrem hohe Investitionskosten für Kanäle, Wehre, Anlagen. Vor jeder großen Reparatur überlegt man erneut, ob sich das weiterhin lohnt.“

Während zwischen den 1970er und 1990er Jahren die meisten Wasserkraftwerke stillgelegt wurden, hielt das Bempflinger Unternehmen trotz der hohen Haltungskosten an der Wasserkraft fest. „Bis heute nehmen wir eine politische Regulierung nach der anderen hin, die es uns erschweren“, so Stelzer. „Aber Wasserkraft ist nun einmal die ökologischste Herstellungsweise von Energie, besser noch als Windenergie. Darüber hinaus trägt Wasserkraft zur Stabilisierung des öffentlichen Netzes bei.“

Mit dem Bau der eigenen Solaranlage 2001 gehörte Elmer & Zweifel zu den ersten Unternehmen, die Sonnenenergie erzeugten. 2008 kam die zweite Solaranlage hinzu. Das Unternehmen hat einen weiteren Produktionsstandort in Tschechien, was den Gesamtverbrauch erhöht. „Mit unserem Wachstum und einem steigenden Markt für hochwertige Biotextilen steigt auch unsere Produktion“, sagt Stelzer. „Aber wir arbeiten konstant daran, gleichzeitig unseren Energie-Fußabdruck zu senken.“

Energieeffizienz entlang der ganzen Textillieferkette nötig

Der hohe Energieüberschuss sei laut Stelzer auch durch den Einsatz energieeffizientester neuester Maschinen, LEDs und frequenzgesteuerter Antriebe mit hoher Einsparung etwa beim Weben und Spinnen möglich. Der bewusste bzw. reduzierte Einsatz von Technik beginnt schon bei den Cotonea-eigenen Biobaumwollprojekten in Kirgistan und Uganda und setzt sich bei den Lieferanten fort.

Nicht zuletzt verschreibt sich die Marke Cotonea der Langlebigkeit ihrer Textilprodukte, die auch den Bedarf an Neuproduktionen und Energieverbrauch im Rahmen hält. „Mehr Einnahmen und eine höhere Produktion bedeuten nicht, dass man auch mehr verbrauchen muss“, resümiert Stelzer. „Es ist wichtig, alle Aspekte des nachhaltigen Wirtschaftens und Produzierens zu berücksichtigen – das beginnt mit dem Einsatz regenerativer Energie, geht über energieeffiziente Herstellung bis hin zu Qualität und Haltbarkeit.“