15.06.17 – 25 Jahre Oeko-Tex — read English version
Von REACH bis Detox und darüber hinaus
Vor nunmehr 10 Jahren ist die Europäische Chemikalienverordnung REACH am 1. Juni 2007 in Kraft getreten. Was seitdem alles geschah.
REACH steht für „Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals“ und harmonisiert das bisherige Chemikalienrecht grundlegend. Das Ziel ist ein hohes Schutzniveau für Mensch und Umwelt. REACH verpflichtet auch alle Akteure der gesamten Lieferkette der Textil- und Bekleidungsindustrie, ihre Abnehmer darüber zu informieren, wenn die produzierten Waren SVHC-Substanzen (Substances of Very High Concern) in einer Menge von mehr als 0,1 Massenprozent enthalten.
Unternehmerische Verantwortung für Produkte und Herstellungsprozesse!
Nach entsprechendem Ersuchen gilt diese Informationspflicht auch gegenüber Verbrauchern. Der SVHC-Schwellenwert bezieht sich bei der Berechnung einer gefundenen SVHC-Substanz dabei auf das enthaltene Einzelerzeugnis und nicht auf das Gesamterzeugnis. Seit Inkrafttreten der REACH-Gesetzgebung beobachtet die Oeko-Tex Gemeinschaft mit besonderem Augenmerk sowohl die Identifizierung und Veröffentlichung von SVHC-Substanzen in der REACH-Kandidatenliste als auch Entwicklungen in den Anhängen XVII und XIV der REACH-Verordnung.
Auf der sicheren Seite mit Oeko-Tex
Werden neue Chemikalien in die ECHA SVHC-Kandidatenliste aufgenommen, erfolgt – sofern die Neuerungen nicht sowieso bereits im Oeko-Tex Kriterienkatalog berücksichtigt sind - von den Expertengruppen der Oeko-Tex Gemeinschaft eine Bewertung im Hinblick auf eine Relevanz für Flächengebilde, Textilien, Bekleidungen oder Zubehörteile. Als relevant eingestufte Entwicklungen werden bei Updates der Standard 100 Anforderungen so bald und so effektiv wie möglich berücksichtigt. Entsprechendes gilt bei Entwicklungen im Anhang XVII von REACH. Ein Passus zu REACH ist seit 2007 auch auf dem Standard 100 Zertifikat enthalten.
Standard 100 Prüfkriterien steht Pate
Ebenfalls in 2007 veröffentlicht die American Apparel & Footwear Association (AAFA) ihre erste Schadstoff-Ausschlussliste (Restricted Substances List). Bei dieser Ausschlussliste stehen die Standard 100 Prüfkriterien teilweise Pate.
Am 14. August 2008 tritt in den USA der Consumer Product Safety Improvement Act (CPSIA) in Kraft. Das weitreichende Gesetz stellt Forderungen zu in die USA importierte und in den USA produzierten Konsumgütern und hat insbesondere Auswirkungen auf sehr viele Produkte, die sich an Kinder bis zu 12 Jahren richten.
CPSIA
Forderungen des CPSIA bezüglich des Blei-Gesamtgehalts in Kinderartikeln werden beim Standard 100 explizit als Kriterium aufgenommen und berücksichtigt; die im Standard 100 gesetzten Grenzwerte sind von Beginn an mit 90 mg/kg sogar noch strenger und gelten für alle vier Produktklassen. Zusätzlich wird bei Oeko-Tex schon seit 1994 auf den mit künstlich saurer Schweißlösung extrahierbaren Blei- und Cadmiumgehalt sowie vieler weiterer Schwermetalle geprüft.
CPSC
Ein Jahr darauf, am 13. August 2009, gibt die amerikanische Verbraucherschutzbehörde Consumer Products Safety Commission (CPSC) bekannt, dass Kindertextilien und auf Textilien basierende Produkte, die gemäß dem Standard 100 zertifiziert sind, die im Consumer Product Safety Improvement Act (CPSIA) festgelegten Grenzwerte für Bleianteile einhalten. Auf dem Oeko-Tex Zertifikat findet sich ebenfalls ein Verweis zu dieser gesetzlichen amerikanischen Anforderung.
Detox-Kampagne
In 2011 startet Greenpeace seine internationale Detox-Kampagne. Sie zielt darauf ab, elf Gruppen von Chemikalien, die Umwelt und Mensch schädigen können, bei der Produktion von Textilien auszuschließen. Die ursprüngliche Intention der Untersuchungen (Abwasser, Schlamm) wird von Greenpeace jedoch bald ausgeweitet und in der Folge prangert Greenpeace im Rahmen verschiedener Studien (Tests von Textilien, die im Handel erhältlich sind) immer wieder die Verwendung dieser „Prioritäten“-Chemikalien für verschiedene Produktgruppen an, vor allem für Outdoor-Bekleidung.
Die Strategie geht auf
Die Industrie, getrieben vor allem von Brands und dem Einzelhandel, reagiert und ruft noch im selben Jahr die Initiative Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC) ins Leben. Das selbstauferlegte Ziel dieser Initiative ist die vollständige Eliminierung jener Chemikalien bis zum Jahr 2020. Die Oeko-Tex Gemeinschaft unterstützt die Unternehmen entlang der textilen Kette gezielt im Hinblick auf Brancheninitiativen wie die Detox-Kampagne oder die Schadstoff-Ausschlussliste für die Textilproduktion (MRSL) der ZDHC.
Oeko-Tex ist dabei
Entsprechend hat die Oeko-Tex Gemeinschaft seit 2011 bewusst immer wieder Anforderungen der Detox-Kampagne und ZDHC entweder neu in seine Anforderungen für unterschiedliche Oeko-Tex Produkte aufgenommen, oder schon lange bestehende Oeko-Tex Anforderungen explizit hinsichtlich dieser Initiativen in seinen Anforderungen aufgelistet, um eine einfachere Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Beispielsweise wurden von der Detox-Kampagne angeprangerte poly- und perfluorierte Verbindungen (PFCs), Alkylphenolethoxylate (APEOs) sowie Nonylphenol frühzeitig in die Standard 100-Prüfkriterien aufgenommen; verschiedene Substanzen waren bereits vor dem Start der Detox-Kampagne bei Oeko-Tex enthalten.
Eco Passport und Detox to Zero
Mit dem Eco Passport und Detox to zero bietet Oeko-Tex seit 2016 zwei eigene Tools an, mit denen die Unternehmen der Textilbranche die wachsenden Herausforderungen im Hinblick auf ein transparentes und verantwortliches Chemikalien-Management erfolgreich meistern können.
Beim Eco Passport handelt es sich um ein zweistufiges Verifizierungsverfahren, mit dem Chemikalien und Hilfsstoffe bereits vor ihrem Einsatz in der Textilproduktion auf humanökologische und umweltökologische Parameter überprüft werden.
Detox to Zero ermöglicht Produktionsbetrieben die Analyse, Optimierung und transparente Dokumentation ihres Chemikalien-Managements, wenn sie sich verpflichtet haben, die Ziele der Detox-Kampagne zu erfüllen.
Exklusiv für textile network zusammengestellt von Oeko-Tex.