14.03.16
GermanFashion: Reklamationsbetrug wird trauriger Volkssport
Gekauft, getragen, getauscht – so heißt die Strategie einer zunehmenden Zahl von Verbrauchern, deren Absicht es ist, aus ihrem geset-lichen Recht auf Gewährleistung oder Rückgabe im Online-Handel ein betrügerisches Geschäft zu machen.
„Wenn das hochwertige Hochzeitskleid verschwitzt und mit Flecken nach der Trauung zurückgegeben wird mit der dreisten Behauptung, man hätte es nur kurz anprobiert und fordere nun sein Geld zurück, dann ist das lupen-reiner Betrug, der zur Anzeige gebracht werden kann“, erklärt Thomas Rasch, Hauptgeschäftsführer von GermanFashion. Anlässlich des aktuellen Seminars „Reklamationsmanagement“ der GermanFashionAkademie wurde im Erfahrungsaustausch unter den deutschen Modeherstellern deutlich, wie sehr Verbraucher den Goodwill der Hersteller und Händler inzwischen ausnutzen und für erheblichen finanziellen Schaden sorgen.
Nach Angaben des Verbandes fängt es bei Kleidung mit deutlichen Gebrauchsspuren an, die angeblich „nur“ anprobiert wurde, weiter über versehentlich oder auch mutwillige Beschädigung der Teile mit der Angabe, dass offensichtlich ein Materialfehler vorliege, bis hin zum Umtausch eines alten, gebrauchten Teiles, das als ein neues, gleiches – jüngst gekauftes – ausgegeben wird. Auf den Kosten für die zu Unrecht zurück gegebenen Teile bleibt der Hersteller sitzen.
Zu Unrecht zurück gegeben wird sowohl im Online-Geschäft, wo der Kunde von seinem 14-tägigen Widerrufsrecht rücksichtslos Gebrauch macht, als auch im stationären Handel, bei dem es einen klassischen „Umtausch“ gar nicht gibt – der jedoch aufgrund der Kulanz vieler Händler trotzdem durchgeführt wird.
Gerd Oliver Seidensticker, Präsident des Verbandes und geschäftsführender Gesellschafter der gleichnamigen Unternehmensgruppe, kann das aus eigener Praxis bestätigen: „Früher gab es diese Fälle mal hin und wieder. Da haben wir ein Auge zugedrückt und dem Kunden einfach ein neues Hemd geschickt. Doch heute nimmt die Zahl der bewussten Betrügereien so zu, dass wir rigoroser vorgehen müssen.“
Auch Thomas Rasch empfiehlt seinen Mitgliedern, die besonders dreisten Fälle zur Anzeige zu bringen. „Wir wollen alle unbedingt vermeiden, dass der ehrliche Kunde, der zu Recht reklamiert oder zurückgibt, es in Zukunft schwerer hat.“