02.04.20 – 44 Jahre im ein und demselben Unternehmen — read English version

Gunold: Kajo Bauer geht von Bord

44 Jahre im ein und demselben Unternehmen? Wo gibt es das noch? Bei Gunold! Ende April geht Kajo Bauer in seinen wohlverdienten Ruhestand.

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Am 30. April 2020 ist es soweit und der langjährige Verkaufsleiter der Gunold GmbH, Kajo Bauer geht in seinen wohlverdienten Ruhestand. Im Bild: Auf TV TecStyle Visions 2020 in Stuttgart. © Gunold

 
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Gunold Sommer 21 – das rote Herz wurde mit Filaine gestickt und anschließend manuell mit einer Drahtbürste aufgeraut. Design GS UK/Stoff: Frizza Italy © Reiner Knochel

 

Fast ein halbes Jahrhundert hat er dann bei Gunold gearbeitet und entsprechend viel erlebt und viel zu erzählen. Wir treffen Kajo Ende Januar auf der Messe TV TecStyle Visions in Stuttgart. Es ist seine letzte Messe als Verkaufsleiter D-A-CH der Gunold GmbH. „Ich bin tatsächlich der am längsten bei Gunold arbeitende Mitarbeiter, sozusagen ein Urgestein“, erzählt er.

Wer ihn kennt, und das dürften sehr viele aus der Branche sein, weiß um seine unaufgeregte, pragmatische Art und so blickt er eben auch ganz entspannt auf die Zeit, die nun im Mai 2020 auf ihn als Rentner zukommen wird. Bevor es jedoch soweit ist, erzählt er uns noch ein bisschen davon, wie sie so waren, die 44 Jahre bei der Gunold GmbH.

2. November 1976

An einem Dienstag – Montag war Allerheiligen – beginnt Kajo Bauer als Zeichner im damals noch unter Gunold + Stickma GmbH firmierenden Unternehmen seinen beruflichen Werdegang. Zu dem Zeitpunkt war Gunold vor allem auf das Entwerfen von Stickdesigns spezialisiert, hatte aber seit 1969 bereits mit dem Vertrieb von Stickgarnen und anderen Stickmaterialien für die Stickereiproduktion begonnen. 1976 ist auch für das Unternehmen Gunold selbst ein bedeutendes Jahr, es ist das Jahr, in dem Gunold mit der eigenen Herstellung seiner Garne beginnt. Mit der Beerli AG, Schweiz, ist schnell der richtige Partner gefunden. Die Beerli AG übernimmt das Zwirnen, Spulen und Färben. In der Gunold´schen Spulerei erhält das Garn anschließend – und übrigens bis heute noch – die für die Kunden geeigneten Aufmachungen als 1.000m Miniking Conen oder als 5.000m Conen.

Bye, bye Stockstadt!

Acht Jahre später, 1984, heißt es für Kajo erst einmal „bye“, bye Stockstadt und er siedelt gemeinsam mit Ehefrau nach Atlanta, USA um. Hier wirkt er bis 1989 beim Aufbau der 1982 gegründeten Gunold+Stickma America mit. „Insbesondere der Aufbau der Zeichnerei und Puncherei lag in meiner Verantwortung. Das war schon eine sehr spannende Zeit, die ich nicht missen möchte“, erzählt er. Insbesondere auch die Erfahrung, einmal in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten, öffne den eigenen Horizont. „In den USA sind auch unsere beiden Kinder geboren, das hat uns als Familie doch schon sehr geprägt.“ Ab 1989 bis 1992 übernimmt Kajo dann ganz neue Aufgaben. „1987 brachte Gunold das erste computergestützte Punch- und Editiersystem auf den Markt. Das war ein richtiger Meilenstein nicht nur für uns, sondern für die gesamte Stickereibranche“, so Kajo. Für die kommenden drei Jahre übernimmt er die Schulung dieses Systems bei den Kunden. Als 1992 dann die Stelle als Verkaufsleiter für Deutschland, Österreich, Schweiz (D-A-CH) neu zu besetzen ist, ergreift Kajo Bauer diese sich ihm ergebene Chance, bewirbt sich um die Stelle und bekommt sie.

1992 – neue Aufgaben

Als gelernter Großhandelskaufmann bringt er die notwendigen Voraussetzungen zwar mit, dennoch absolviert Kajo neben der Arbeit ein dreijähriges Fernstudium zum Betriebswirt. „Eine sehr anstrengende und auch für meine Familie belastende Phase, aber für den Job als Verkaufsleiter habe ich dadurch viel Wichtiges gelernt.“

1996 eine neue Gunold-Ära beginnt

Aus der Gunold+Stickma GmbH geht 1996 die Gunold GmbH hervor, die sich fortan auf den Garn- und Materialbereich fokussiert. Mit einer 50 Prozent Beteiligung der Beerli AG, dem Hauptlieferant für Garne, gehen bei Gunold die Garnproduktion und der Vertrieb von nun an Hand in Hand. „Zu dem Zeitpunkt wurde in Zentraleuropa nur noch selten in großer Stückzahl produziert. Aber die Promotionwear wurde immer wichtiger und auch die Einzelteilfertigung oder Kleinserien. Hier konnten wir als Lieferant für alles aus einer Hand sehr gut punkten und auch unsere Serviceangebote überzeugte die Kunden.“ Insbesondere das Angebot Laserzuschnitt sowie der Laservertrieb von CadCam Technology ab 2001 kam im Markt gut an. „Das mit aufzubauen, hat mir sehr viel Freude gemacht, diese Technik liegt mir einfach sehr am Herzen“, betont Kajo.

„Technik liegt mir am Herzen.“

Wenn sich Kajo Bauer Ende April aus dem Berufsleben verabschiedet liegen 28 Jahre als Verkaufsleiter D-A-CH bei der Gunold GmbH hinter ihm. Gerne erinnert er sich zurück an den ersten Laserauftrag von Engelbert Strauß, „das war schon eine ganz tolle Sache“. Mittlerweile hat sich die Laserabteilung mit drei Lasermaschinen zu einem wichtigen Serviceangebot von Gunold etabliert. Natürlich unvergessen die beiden Jubiläumsfeiern des Unternehmens Gunold in 1997, als Gunold 70-jähriges Firmenjubiläum feierte und vor drei Jahren 2017 die schöne Schiffstour auf dem Main anlässlich der 90-Jahre Feier und vieles weitere mehr. „Die Arbeit in der Branche hat mir immer riesengroßen Spaß gemacht. Die Stickereibranche ist einfach eine ganz besondere, tolle Community“, fasst Kajo Bauer die vielen Jahre für sich zusammen. Künftig will er sich nun verstärkt seinen vielen Hobbys Tanzen, Radeln, Schwimmen und Malen widmen – und natürlich mehr Zeit mit seinen Enkelkindern verbringen. „Und das ist ja auch ganz schön.“ Ja, so ist und bleibt der Kajo ganz pragmatisch halt. Wir von textile network finden das toll und wünschen ihm noch viele schöne und vor allem glückliche Jahre im wohlverdienten Ruhestand.