27.08.15 — read English version

It´s the fashionblog, stupid!

Fashionblogs entfalten ein enormes Potenzial vor allem in den USA, in Großbritannien und zunehmend auch in Deutschland Photo: fotolia

Fashionblogs entfalten ein enormes Potenzial vor allem in den USA, in Großbritannien und zunehmend auch in Deutschland Photo: fotolia

 

Ein Wordpress Account, eine Handykamera und ein gutes Gespür für Stil – mehr braucht es nicht um heutzutage seinen eigenen Fashionblog zu starten. Junge, hippe Menschen berichten über Trends, stellen eigene oder entdeckte Outfits vor und plaudern rund um die Themen Mode, Lifestyle Beauty und viel mehr.

Auf circa 5.000 schätzt Roland Schweins, Gründer der Plattform Styleranking, die Zahl der aktiven Blogger in Deutschland. Obwohl lange von der Branche belächelt, entstanden aus einigen Blogs erfolgreiche Businessmodelle und Blogger sitzen heute neben den Redakteuren von Vogue, Elle und Co. in der ersten Reihe bei den globalen Fashion Shows. Die direkte Nähe zur Zielgruppe und die enorme Reichweite mancher Blogs machen sie zu relevanten Akteuren in der Branche.

Im Juli dieses Jahres veröffentlichte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)eine Studie über die einflussreichsten Modeblogger Deutschlands. Mithilfe von Netzwerkanalysen von 50.000 Twitter-Usern ermittelte das Institut Trendsetter und Meinungsführer in der deutschen Bloggerszene. Im deutschen Ranking bloggt demnach Anna Frost alias fashionpuppe an der Pole Position. Obwohl Nilam Farooq mit ihrem Video-Blog daaruum mehr als zehnmal so viele Twitter-Follower vorzuweisen hat, kommt sie nur auf Platz zwei nach Frost. Denn Einfluss wird nicht an der bloßen Anzahl der Fans in sozialen Netzwerken gemessen, sondern an der tatsächlichen Meinungsführerschaft.

Neben einzelnen Bloggern untersuchte die GfK auch den Einfluss von Fashionblogs im Vergleich zu traditionellen Medien auf die öffentliche Meinung. Insbesondere beim Themenbereich Haute Couture spielten traditionelle Outlets wie Magazine nach wie vor eine große Rolle für die Zielgruppe. Deutlich relevanter für die User ist allerdings der Themenbereich Casual Dressing – und hier geben Blogs den Ton an. Unter´ m Strich sind Fashionblogs also auch in Deutschland zu den Meinungsführern im Netz avanciert. Allerdings analysierte die GfK in dieser Studie ausschließlich Daten von hochaktiven Twitter-Usern, die schon per Definition eine höhere Affinität zu Social Media und Online-Kommunikation haben als der Durchschnittskunde. Dennoch zeigen die Ergebnisse das enorme Potenzial von Fashionblogs, das sich vor allem in den USA und Großbritannien, aber auch in Deutschland zunehmend entfaltet.

Was zunächst nach einem sehr reizvollem Geschäft klingt – online über Mode plaudern und hin und wieder ein paar Videos drehen – ist ein Knochenjob, der nur in den seltensten Fällen zu Ruhm und Reichtum führt. Laut Roland Schweins von Styleranking, erzielt nur ca. jeder fünfte Blogger Einnahmen. Etwa 200 deutsche Blogger können von dieser Tätigkeit leben, allerdings gibt es keine exakten Statistiken. Einnahmequellen sind in erster Linie Werbekooperationen mit Mode- und Beautyfirmen. Neben klassischer Bannerwerbung sind Unternehmen vor allem an Sponsored Posts, also Produktnennungen, interessiert. Auch Advertorials– Produktbesprechungen des Bloggers- sind stark gefragt, da sie durch die Authentizität der Plattform die Brand Exposure und Brand Experience enorm steigern können.

Modeblogs unterscheiden sich nicht nur in Hinblick auf Werbemöglichkeiten drastisch von traditionellen Modemedien. Sie ermöglichen interaktive Kommunikation zwischen Zielgruppe und Medien und brechen mit dem elitären Charakter der Modeindustrie, bei der ein exklusiver Kreis an Magazinen und Designern den Ton angeben. Oft wird gar von einer Demokratisierung der Branche gesprochen, denn nun kommen “echte Menschen” zu Wort und präsentieren Mode nicht als unerreichbares Kunstobjekt sondern als tragbare Alltagsmode. Sowohl Kunden als auch Marken verlagern ihren Kommunikations- und Informationsfokus ins Netz – und hier sitzen die Fashionblogger, kreieren Buzz und setzen Trends.

Dennoch ist nicht alles Gold, was bloggt. Insbesondere der Balanceakt zwischen Finanzierung durch Werbeaufträge und das Bewahren der Authentizität ist schwierig und wird auch noch in Zukunft ein relevantes Thema für das Medium bleiben.

[Hannah Werner]

[ www.styleranking.de]

[blog.gfk.com]

[fashionpuppe.com]

[ www.youtube.com/user/daaruum]

… bedeutet, die tatsächlichen Verbindungen und Themenflüsse zwischen Kommunikatoren und Usern zu berechnen. Aus den drei Faktoren Einfluss, Reichweite und Interessensähnlichkeit setzt sich letztendlich der Netzwerk-index zusammen, der für einzelne Blogs bestimmt werden kann.