24.06.21 – Lieferkette – Kreislaufwirtschaft

Manhattan Associates: Erfolgreich von der Linie zum Kreis

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen, dass Marken die Verantwortung für ihre Geschäftstätigkeiten tragen. von Pieter Van den Broecke

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Marken können nicht mehr einfach nur ein Produkt verkaufen. Sie müssen Informationen über den reinen Preis hinaus liefern – denn auf dieser Grundlage treffen die Verbraucher des 21. Jahrhunderts zunehmend ihre Entscheidungen. © Manhattan Associates

 
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Lösungen dürfen nicht nur die Zustellung an den Kunden und seine Retoure betreffen, sondern müssen auch alle vor- und nachgelagerten Schritte der Lieferkette vom Rohstoff bis zur Wiederverwertung berücksichtigen. © Manhattan Associates

 
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„Um neue Entwicklungen, die die Kreislaufwirtschaft ermöglichen, im positiven Sinne zu nutzen, ist es notwendig, Logistikprozesse und -lösungen einzuführen, die selbst innovativ, immer effizienter und damit von Natur aus nachhaltiger sind.“ Pieter Van den Broecke

Mit dem Boom im E-Commerce und dem damit verbundenen Retourenaufkommen wird der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft noch wichtiger. Die konsumorientierte Gesellschaft, die wir nach der industriellen Revolution erbten, ist zu einem großen Teil für die Klima-Veränderungen verantwortlich, mit denen wir heute konfrontiert sind – das ist weitgehend anerkannt. Dieses System muss nun einem nachhaltigeren Modell weichen, das um das Konzept und den Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft aufgebaut ist.

Ein grundlegendes Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, Abfälle zu vermeiden und Produkte so lange wie möglich zu nutzen, bevor sie – möglichst energieeffizient – endgültig recycelt werden. Je nach Material ist echtes Recycling oft schwierig oder mit einem erheblichen Energieaufwand verbunden, der den CO2-Fußabdruck zusätzlich erhöht. Der sogenannte Cradle-to-Cradle-Ansatz beschreibt eine konsequente, echte Kreislaufwirtschaft, bei dem die endgültige Verwendung bereits bei der Produkt-Konzeption und -Produktion eingeplant ist.

Die Umsetzung dieses visionären, nachhaltigen Modells basiert jedoch zum größten Teil auf der Effizienz und der Innovationskraft der Lieferketten-Netzwerke.

Verantwortungsvoller Konsum

Marken können nicht mehr einfach nur ein Produkt verkaufen. Sie müssen Informationen über den reinen Preis hinaus liefern – denn auf dieser Grundlage treffen die Verbraucher des 21. Jahrhunderts zunehmend ihre Entscheidungen. Sie fragen sich immer seltener: „Kann ich mir das leisten?“, sondern vielmehr: „Passt diese Marke zu meinen individuellen Werten?“ Und diese Werte orientieren sich zunehmend an Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit.

Die Digitalisierung des Handels und die Fähigkeit der Konsumenten zur direkten Interaktion haben ihnen die Macht verliehen, ihre Forderungen gegenüber den Unternehmen durchzusetzen.

Neue Erlebnisse – über das reine Produkt hinaus

Dieser Wandel spiegelt sich in einer größeren Sensibilität für die verschiedenen Aspekte des Produktlebens wider – und zunehmend auch für das Potenzial eines zweiten Lebens. Dies zeigt sich in der Dynamik des Second-Hand-Marktes, mit dem Erfolg von Websites wie Vinted (vormals Kleiderkreisel) und Momox sowie einem neuen Interesse an Reparierbarkeit und Wiederverwendung von Produkten.

Gleichzeitig wird geschätzt, dass etwa 25 Prozent der online gekauften Artikel zurückgegeben werden. Mit dem ununterbrochenen Wachstum des E-Commerce belasten die Retouren Marken wie Verbraucher, wenn es um den CO2-Fußabdruck und Umweltschutz geht.

Was bedeutet das für Marken?

Neben der Information der Verbraucher über die Umweltauswirkungen eines Produkts und seiner Lieferung besteht zunehmend die Notwendigkeit, innovative neue Ansätze zu entwickeln, die der ökologischen Verantwortung einer Marke gerecht werden, ohne den Geschäftserfolg zu gefährden. Die französische Marke Jules zum Beispiel bietet ihren Kunden jetzt an, ihre Kleidung zu reparieren – nicht nur um deren Lebensdauer zu verlängern, sondern auch um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Große E-Commerce-Plattformen arbeiten an Innovationen, um die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen von Retouren zu reduzieren. Das französische Unternehmen Veepee, vergleichbar mit Limango, hat einen neuen Kunden-zu-Kunden-Rückgabeservice (genannt Re-turn) geschaffen: Anstatt das Produkt an die Plattform zurückzuschicken, die es wieder in den Verkauf bringt, bietet der Kunde es direkt anderen Kunden an.

Die Lieferkette ist der gemeinsame große Nenner

 Eine flächendeckende Kreislaufwirtschaft bzw. gezieltes Recycling stellt ganz neue Anforderungen an Lieferketten. Ganz gleich, ob es darum geht, ein Produkt zu reparieren, es am Gebrauchtmarkt wieder in Umlauf zu bringen, es nach einem Online-Kauf zurückzugeben oder final zu verwerten – im Kern geht es bei der Planung und Verlängerung des Produktlebenszyklus um Lieferketten-Prozesse und -Netzwerke.

  • Lösungen dürfen jedoch nicht nur die Zustellung an den Kunden und seine Retoure betreffen, sondern müssen auch alle vor- und nachgelagerten Schritte der Lieferkette vom Rohstoff bis zur Wiederverwertung berücksichtigen.
  • Gleichzeitig sollten den Kunden mehr Optionen zur Verfügung stehen, selbst zu handeln – und so ein nachhaltigeres, umweltbewusstes Handeln ihrerseits sowie im Namen der Marke gefördert werden.

Solche innovativen Lösungen bedeuten oft neue Herausforderungen

Sie erfordern weitaus verzweigtere Netzwerke, als Verkäufer bei B2C-Zustellungen gewohnt sind; ganz zu schweigen von der Vervielfachung der Abholstellen, der Unvorhersehbarkeit von Lieferaufträgen und der Zunahme von Stückgutströmen usw. All diese Faktoren machen es schwieriger, die Kosten zu begrenzen und gleichzeitig die Lieferketten umweltfreundlich zu organisieren.

Die Kreislaufwirtschaft birgt daher das Risiko, dass sie, indem sie nachhaltigere Optionen anbietet, genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich lösen sollte. Das darf jedoch kein Grund sein, diese lebenswichtige Idee einfach aufzugeben. Entscheidend für ihren Erfolg sind die Lieferketten-Netzwerke. Er erfordert dynamischere, datengesteuerte, intelligentere, durchgängige Systeme. Sie müssen Konsolidierungsmöglichkeiten maximieren, ökologischere Transportmittel nutzen, die Zusammenarbeit zwischen Verkäufern, 3PL-Dienstleistern und neuen Branchen-Disruptoren fördern und gleichzeitig agile, skalierbare und innovative, stets verbundene Lösungen anbieten. Um den Verbrauchern eine wirklich kreislauforientierte, nachhaltigere Wirtschaft zu bieten, muss sich deshalb zuallererst die Art und Weise verändern, wie die Lieferketten gedacht und gemanagt werden.

  • Unser Autor Pieter Van den Broecke ist seit 2008 Geschäftsführer Benelux und Deutschland bei Manhattan Associates. Mit seiner langjährigen Erfahrung in den Bereichen Supply Chain und Logistik versteht er die Herausforderungen, denen sich Einzelhändler in der heutigen dynamischen Omni-Channel-Landschaft stellen müssen. Bevor er zu Manhattan Associates kam, leitete er verschiedene Abteilungen bei i2 Technologies, jetzt Blue Yonder, einem Anbieter für Supply-Chain-Management-Software. Pieter Van den Broecke war einer der ersten Mitarbeiter der europäischen Niederlassung von i2 Technologies und durchlief die Positionen Senior Director Retail EMEA, Director Solution Consulting und Director Product Management.
  • Manhattan Associates ist ein Technologieführer im Bereich Supply Chain- und Omnichannel-Handel, der Informationen über das ganze Unternehmen hinweg zusammenführt, damit Front-End-Verkäufe und Back-End-Lieferkettenausführung genau übereinstimmen. Mit seiner Software, Plattformtechnologie und fundierten Erfahrung unterstützt das Unternehmen seine Kunden, um optimales Wachstum ohne Einbußen bei Umsatz- und Ertragszielen zu verwirklichen. Manhattan Associates plant, erstellt und liefert zukunftsweisende Cloud- und On-Premise-Lösungen, damit Anwender im Laden, über ihr Netzwerk oder von ihrem Fulfillment Center aus vom Omnichannel-Marktplatz profitieren.