19.01.23 – Nachhaltigkeit — read English version

Oeko-Tex Neuregelungen 2023

Oeko-Tex hat die Aktualisierungen der geltenden Prüfkriterien, Grenzwerte und Richtlinien für ihre Zertifizierungen veröffentlicht. Eine Übersicht zu den wichtigsten Änderungen.

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Alle Neuregelungen treten nach einer Übergangsfrist im ersten Quartal 2023 endgültig in Kraft. © Oeko-Tex

 

Oeko-Tex STeP goes BHive

  • Die BHive-App von GoBlu STeP ermöglicht zertifizierten Produktionsbetrieben künftig, Nachhaltigkeitsanforderungen und Chemikalienmanagement in globalen Lieferketten in Sekundenschnelle zu überprüfen.

Die Kooperation und der Austausch mit Experten aus der Textilindustrie sind für die Oeko-Tex-Gemeinschaft von großer Bedeutung. Eine wichtige Partnerschaft wurde mit Sustainability-Accelerator GoBlu International Ltd. eingegangen. GoBlu hat eine einfach zu bedienende App entwickelt, die das Chemikalienmanagement in globalen Lieferketten revolutioniert: BHive ermöglicht es Produktionsbetrieben, über das Smartphone Informationen über alle vor Ort verwendeten chemischen Produkte zu sammeln und in Sekundenschnelle festzustellen, welche Produkte damit die Nachhaltigkeitsanforderungen unterschiedlicher Marken und Einzelhändler erfüllen.

Alle Informationen werden automatisch in einem Chemikalieninventar erfasst, so dass Marken ihrerseits direkt auf transparente und präzise analysierte Daten zugreifen können.

Durch die Integration in Oeko-Tex STeP profitieren STeP-Kunden von den Vorteilen einer umfangreichen Chemikalien-Datenbank, die langfristig eine Reduzierung von Arbeitsaufwand, Zeit und Kosten gewährleistet. Die Nutzung von intelligenten Systemen optimiert darüber hinaus die verlässliche Einhaltung von anerkannten Industriestandards wie der STeP MRSL und der ZDHC MRSL.

Neue Zertifizierung: Oeko-Tex Organic Cotton

  • Die neue Zertifizierung Oeko-Tex Organic Cotton steht ab April 2023 für die zuverlässige Kennzeichnung von Bio-Baumwoll-Textilien. Durch sie wird nicht allein die Produktion überprüft, auch der Rohstoffeinsatz über die Lieferkette wird nachvollziehbar gemacht werden.

Die neue Zertifizierung Oeko-Tex Organic Cotton hat ab April 2023 die zuverlässige Kennzeichnung von Bio-Baumwoll-Textilien im Blick. „Immer mehr Konsumierende bevorzugen nachhaltige Textilien, insbesondere die Nachfrage nach Bio-Baumwolle steigt rasant“, resümiert Oeko-Tex-Generalsekretär Georg Dieners, „Doch wie zuverlässig ist deren Kennzeichnung?“ Neben der qualitativen DNA-Analyse des Probenmaterials, also der Frage – Ist in einem Produkt genetisch veränderte Baumwolle enthalten, ja oder nein? - wird in einem zweiten Schritt eine Quantifizierung durchgeführt, also die Bestimmung des Anteils genetisch veränderter Baumwolle in einem Baumwoll-Produkt. Dabei soll nicht allein die Produktion überprüft werden, sondern vor allem auch der Rohstoffeinsatz über die Lieferkette nachvollziehbar gemacht werden.

Georg Dieners erörtert: „Neu ist, dass wir mit der Überprüfung auf genetisch veränderte Baumwolle ganz am Anfang der Lieferkette beginnen können: bei der Entkernung, also der Trennung der Baumwollfasern vom Samen. Anschließend können wir den Warenströmen über alle Stufen hinweg folgen.“

Oeko-Tex Eco Passport: Self-Assessment künftig verpflichtend & Anpassung an ZDHC Update

  • Bei der Oeko-Tex Eco Passport-Zertifizierung stehen weitere Änderungen an: Das bislang freiwillige Self-Assessment wird ab April 2023 für alle Produktionsstätten verpflichtend.

Bislang bestand die Oeko-Tex Eco Passport-Zertifizierung aus einem obligatorischen CAS-Nummern-Screening und einer Laboranalyse. Das Self-Assessment und der On-Site Visit bei Kunden waren freiwillig. Während der On-Site Visit bis auf Weiteres freiwillig bleibt, wird das Self-Assessment ab April 2023 für alle Kunden und ihre Produktionsstätten verpflichtend werden. Alle Zertifizierungen, die nach dem 1. April 2023 ausgestellt werden, müssen von einem gültigen Self-Assessment begleitet sein. Für bestehende Kunden besteht die Möglichkeit einer Übergangsfrist. Oeko-Tex hat bei den Zertifizierungen Standard 100, Leather Standard und Eco Passport ein generelles Verbot für die Verwendung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS/PFC) in Textilien, Leder und Schuhen erlassen.

Dies erfolgt in Abstimmung mit der Version 3.0 der ZDHC Manufacturing Restricted Substances List (ZDHC MRSL) sowie ihrer neuen Conformance Guidance 2.0. Eco Passport wird diesen Anforderungen im Februar 2023 gerecht, um einen reibungslosen Übergang für alle Kundinnen und Kunden zu gewährleisten.

Neuerungen in den Grenzwertkatalogen

Oeko-Tex hat bei den Zertifizierungen Standard 100, Leather Standard und Eco Passport einige Pestizide wie z. B. Chlorothalonil neu in die Grenzwertkataloge (Anhang 4 und 6) aufgenommen, die bislang unter Beobachtung standen. Ebenfalls beim Standard 100 und Eco Passport wurden drei Substanzen als Stoffe, die ernste Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt haben können, als „besonders besorgniserregende Stoffe“ (Substances of Very High Concern, SVHC) neu eingestuft. Generell bewirken strenge Anforderungen für Rückstände von bestimmten Substanzen eine Verringerung der Belastung für Umwelt, Arbeitnehmer und Verbraucher.

Neu unter Beobachtung

Auch im Jahr 2023 wird Oeko-Tex verschiedene Substanzen auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Konformität mit einschlägigen Vorgaben überwachen. Dies betrifft vor allem das Alterungsschutzmittel Drometrizol und die chemische Verbindung N-ethyl-2-pyrrolidon.

Die Neuregelungen 2023 sind für Oeko-Tex-Produkte im Detail unter dem Menüpunkt Downloads abrufbar.