05.03.20 – Nachhaltig – das neue Normal — read English version

Südwesttextil gewinnt beim Ideenwettbewerb

„Den nachhaltigen Wandel in der Textil- und Bekleidungsindustrie unterstützen“ lautet nun die Aufgabenstellung.

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Im Projekt geht es vor allem auch darum, die Verbraucher für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, indem sie konkrete Einblicke in die Textilunternehmen und deren Wertschöpfungsketten bekommen. © Südwesttextil

 

„Den nachhaltigen Wandel in der Textil- und Bekleidungsindustrie unterstützen“ – so lautete die Aufgabenstellung für den Ideenwettbewerb „Modekultur, Textilien & Nachhaltigkeit“, den der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) im Rahmen des Fonds Nachhaltigkeitskultur im Sommer 2019 ausgeschrieben hatte. Als Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie nutzte Südwesttextil die Chance und entwickelte auf bereits vorhandenen Plänen einen Projektantrag und reichte diesen unter dem Titel „Textil für Morgen – nachhaltig vernetzt in Baden-Württemberg“ im August beim RNE ein. Mit Erfolg! Das Konzept einer stärkeren Vernetzung der Unternehmen für die Entwicklung und Erreichung gemeinsamer Nachhaltigkeitsziele sowie einer Kampagne zum Thema nachhaltiges Unternehmertum gehört zu den 11 Gewinnern, die aus rund 117 eingereichten Projekten ausgewählt wurden.

Nachhaltig – das neue Normal

Südwesttextil bekennt sich als Industrieverband und ohne Abstriche zu der Überzeugung, dass es keine Alternative zu Nachhaltigkeit in textiler Produktion und textilem Konsum gibt. In der Branche ist bereits viel passiert. Heimtextiler, Bekleider oder Unternehmen entlang der Lieferkette, viele Unternehmen haben sich bereits auf den Weg gemacht und Maßnahmen ergriffen, um Nachhaltigkeit in ihre Strategie einzubeziehen. Die intrinsische Motivation der Textiler ist groß, die Führung ihrer Unternehmen so nachhaltig zu gestalten, dass die kommenden Generationen stets mit bedacht werden. Dieser Gedanke der Generationengerechtigkeit ist nicht umsonst Teil der ersten Definition der nachhaltigen Entwicklung, die 1987 im Brundtland-Bericht durch die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung geprägt wurde.

Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas:

„Für viele unserer Mitgliedsunternehmen ist Nachhaltigkeit seit ihrer Unternehmensgründung ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Wir möchten den Begriff daher auch jenseits der Kategorien Umwelt und Soziales erweitern. Und wir wollen, dass ‚nachhaltig’ unter den Produktfeatures in Zukunft selbstverständlich ist. Unsere Vision ist ‚nachhaltig’ als das neue ‚Normal’.“

Taten für Morgen

Von diesen Unternehmen inspiriert, ist das jetzt gestartete Projekt bei Südwesttextil vor allem auch ein Ergebnis des gemeinsamen Dialogs zwischen Generationen von textilbegeisterten Unternehmern. Ein Netzwerkfrühstück zu Beginn des Jahres 2018, welches junge Gründer mit Vertretern der etablierten Unternehmen zusammenbrachte, bekräftigte den Gedanken, gemeinsam etwas bewegen zu wollen und sowohl vom Mut der neuen Generation als auch von dem Wissen und der Erfahrung der Experten zu profitieren.

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat mit dem Fonds Nachhaltigkeitskultur ein Förderprogramm geschaffen, das explizit transformative Projekte zur Nachhaltigkeitskultur fördert. Wesentliches Ziel: langfristige Prozesse für eine nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft und vor allem die Vernetzung zwischen unterschiedlichen Akteuren zu fördern. Das Bundeskanzleramt hat für diesen Zweck zunächst über einen Zeitraum von drei Jahren Mittel zur Verfügung gestellt, die in unterschiedlichen Ideenwettbewerben als Förderung ausgeschrieben wurden. Darunter auch der Ideenwettbewerb „Modekultur, Textilien & Nachhaltigkeit“.

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen

Das von Südwesttextil dort eingereichte Konzepte fasste bereits laufende Aktivitäten in der Mitgliedschaft zusammen und brachte diese in Zusammenhang mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Bei der Ausarbeitung des Vernetzungskonzeptes diente vor allem das 17. Ziel als Leitmotiv: „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“. Inhaltlich werden vor allem Ziel Nr. 12 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“ und Nr. 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ ins Auge gefasst, die als Grundlage für eine gemeinsame Agenda der Projektteilnehmer in den nächsten Jahren dienen soll.

Gemeinsam stärker!

Ziel des Projektes ist es, das Thema Nachhaltigkeit sowohl auf der Agenda des Verbandes fest zu verankern als auch eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren – so soll Nachhaltigkeit das „neue Normal“ werden. In einem ersten Schritt lädt Südwesttextil am 23. und 24. April das Netzwerk zu einem „Round-Table-Workshop“ nach Reutlingen ein. Im Rahmen dieser großen Auftaktveranstaltung soll aus der Mitgliedschaft heraus eine gemeinsame Roadmap für das kommende Jahrzehnt geschaffen werden. Langfristig ist die Vision, mit Hilfe der stärkeren regionalen Vernetzung eine Plattform zu bilden, die den kontinuierlichen Austausch zu Nachhaltigkeitsthemen fördert und die Zusammenarbeit der Unternehmen stärkt.

Nach der Entwicklung einer Roadmap soll im nächsten Schritt die Grundlage für eine gemeinsame Agenda geschaffen werden, die Schritt für Schritt die Hauptaufgaben für Unternehmen ins Visier nimmt. So sollen bereits konkrete Herausforderungen diskutiert und von den Unternehmen angegangen werden. Gleichzeitig soll in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für nachhaltige Unternehmensführung und regionale Akteure geschaffen werden. Dazu werden unter dem Motto „Textil für morgen – nachhaltig vernetzt in Baden-Württemberg“ (#textilfuermorgen) alle Medienformate genutzt, um eine möglichst hohe Reichweite für das Projekt zu generieren.

Verbraucher sensibilisieren

Es geht vor allem auch darum, die Verbraucher für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, indem sie konkrete Einblicke in die Textilunternehmen und deren Wertschöpfungsketten bekommen. Im Vordergrund stehen hier Transparenz und Beispiele, wie die Unternehmen die Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit angehen. Im Sinne eines Aufbruchs in ein neues Jahrzehnt besteht für die Industrie in Baden-Württemberg die Chance, den Geist der Stunde in Aktivierung und Wettbewerbsvorteile umzuwandeln und an einer gemeinsamen Vision sowie deren Umsetzung zu arbeiten. Im Rahmen des Projektes plant Südwesttextil in Kooperation mit der Messe Frankfurt ein großes „Showcase“ für die Sommerausgabe der Neonyt – dem globalen Hub für „Mode, Nachhaltigkeit und Innovation“ in Berlin. Mit der Bespielung der Showcase-Fläche möchte Südwesttextil die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit über den Trend der nachhaltigen Mode hinaus demonstrieren und so unabhängig vom Produkt den Weg aufzeigen, den viele Textil- und Bekleidungsunternehmen im Südwesten beschreiten. Das Showcase soll daher die Vielfalt der Textil- und Bekleidungsindustrie aufzeigen und den Weg für die weitere Vernetzung des Projektes über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus öffnen.

Rebekka Rüth