27.11.23 – Bremer Baumwollbörse
Weniger Opium, mehr Baumwolle
Die Ausgabe 45/46 des Bremen Cotton Report wurde veröffentlicht. Hier ein kurzer Überblick darüber, wie in China die Exporte von synthetischen Geweben expandieren, die weltweite Naturfaserproduktion rückläufig ist und Afghanistan weniger Mohn und mehr Baumwolle produziert.
China: Exporte von synthetischen Geweben expandieren
Die Lieferungen von Baumwollgeweben aus China sind in letzter Zeit tendenziell zurückgegangen und liegen bei durchschnittlich 2,0 Mio. Tonnen pro Jahr, verglichen mit etwa 9,0 Mio. Tonnen bei synthetischen Stoffen. Der Preis von Polyestergarn ist im Vergleich zu Baumwollgarn in den letzten zehn Jahren gesunken. So lag der Preis für chinesisches Polyestergarn im letzten Monat bei durchschnittlich 72 US-Cent pro Pfund und damit 76 US-Cent unter dem Baumwollgarnpreis von 148 US-Cent. Darüber hinaus hat Chinas Dominanz bei den Ausfuhren von synthetischen Stoffen aufgrund der weltweiten Beschränkungen für Baumwolle aus Xinjiang stark zugenommen. Die Region, ein wichtiger Baumwolllieferant, sieht sich mit Einfuhrverboten durch US-Einzelhändler konfrontiert, was große Importeure wie Vietnam und Bangladesch dazu zwingt, ihre Abhängigkeit von chinesischen Stoffen aus Xinjiang zu verringern. Diese Verschiebung steht im Einklang mit der steigenden Nachfrage der Verbraucher nach erschwinglichen, leistungsfähigen Stoffen wie Polyester, die aufgrund ihrer geringeren Kosten in der Fast Fashion-Branche beliebt sind. Niedrigere Preise für synthetische Stoffe und das US-amerikanische Gesetz zur Verhinderung uighurischer Zwangsarbeit (UFLPA) fördern diesen Trend, der die traditionelle Dominanz der Baumwolle auf dem Markt in Frage stellt.
(Quelle: USDA, Cotton: World Markets and Trade, 11/2023)
DNFI: Weltweite Naturfaserproduktion rückläufig
Die Discover Natural Fibre Initiative (DNFI) schätzt die weltweite Naturfaserproduktion 2023 auf 31,9 Mio. Tonnen. Das entspricht einem Rückgang um 100.000 t gegenüber der Anfang Oktober veröffentlichten Schätzung und einer Abnahme um mehr als eine Million Tonnen gegenüber 2022. Das US-Landwirtschaftsministerium hat in seiner Oktober-Prognose die Baumwollproduktion 2023 in Brasilien, Argentinien und Tansania angehoben, während die Schätzungen für die Produktion in den USA, Australien und Griechenland gesenkt wurden. Insgesamt dürfte die weltweite Baumwollproduktion um 45.000 t steigen. Die Alliance for European Flax/Linen and Hemp beobachtete einen erheblichen Rückgang der Abaca-Lieferungen auf den Philippinen, der sich auf die für 2023 erwartete Produktion auswirkt. Die Baumwollfutures an der Intercontinental Exchange fielen im Oktober um 6 % und bewegen sich seit November 2022 in einer engen Spanne zwischen 1,67 und 1,98 USD/kg. Unterdessen fielen die Weizen- und Maisfutures in Chicago auf Jahressicht um 36 % bzw. 23 %, während die Baumwollfutures um 13 % stiegen. Höhere indische Jutepreise, trotz schwacher Marktbedingungen, sollten die Landwirte stützen. Die Seidenpreise in China stiegen im Jahresvergleich um 13 %. Die Preise für Langfasern aus Flachs in Westeuropa stiegen von Juli 2022 bis Juli 2023 um 65 % und erreichten 6,72 USD/kg.
(Quelle: DNFI)
Afghanistan: Weniger Mohn, mehr Baumwolle
Das Verbot des Mohnanbaus in Afghanistan führte zu einem starken Anstieg der alternativen Kulturen, insbesondere der Baumwolle. Das USDA prognostiziert für das Wirtschaftsjahr 2023/24 eine Rekordernte von 110 000 t, 150 % mehr als im Vormonat, 335 % mehr als im Vorjahr und 360 % mehr als im Fünfjahresdurchschnitt. Trotz eines Ertragsrückgangs von 6 % erreicht die geerntete Fläche mit 250.000 ha einen Rekord und liegt damit 355 % über dem Vorjahreswert. Satellitenanalysen haben bestätigt, dass der Mohnanbau in den wichtigsten Regionen um 99 % zurückgegangen ist, was zu einem Anstieg alternativer Kulturen wie Baumwolle geführt hat, die im Süden häufig zusammen mit Weizen angebaut wird.
(Quelle: USDA, World Agricultural Production, November 2023)
Quelle: Bremen Cotton Report 39-40/2023 – 23 November 2023