19.01.16 — read English version
Was ist Qualität?
Diese kurze und auf den ersten Blick recht harmlos klingende Frage beschäftigt mich seit geraumer Zeit. Grund dafür ist unser diesjähriges Serienthema „Qualitätssicherung entlang der textilen Kette“. Nach den drei erfolgreichen Serien: „China, Land im Umbruch“ in 2013, „Die Modeindustrie im Wandel“ in 2014 und „Die globale Textilstrategie“ im letzten Jahr widmen wir uns 2016 nun schwerpunktmäßig dem Thema Qualität.
Recht schnell ist mir klar geworden, dass das simple „Q“-Wort alles andere als simpel zu (be-)greifen ist. „Was genau meinst du mit guter Qualität?“, fragte mich kürzlich ein Kollege und brachte mich doch etwas ins Strudeln. „Hmm, beste Materialien, beste Verarbeitung, lange Lebensdauer“. So ganz zufrieden bin ich mit meiner Antwort nicht, zumal sich ja sogleich auch die weitere Frage stellt, was denn nun unter dem Besten zu verstehen ist. Um mir Klarheit zu verschaffen, mache ich das, was heute fast jeder macht: ich google das Wort „Qualität“ und werde im weltweiten Web erwartungsgemäß auch mehr als fündig. Unter anderem lese ich, dass sich der Qualitätsbegriff im Rahmen von Total-Quality-Konzepten, als umfassende Variante des Qualitätsmanagements, über ganze Unternehmen erstreckt. Das kommt ja unserem Thema recht nahe‘ denke ich so bei mir. Ich lese weiter und erfahre, dass Qualität früher traditionell als eine Eigenschaft von Produkten oder Dienstleistungen verstanden wurde, also die Erfordernisse der Kunden im Vordergrund standen. Heutzutage sind die Anforderungen von Mitarbeitern, Kapitalgebern sowie rechtliche Anforderungen dazugekommen, an deren Erfüllung sich die umfassende Qualität eines Unternehmens misst.
Spannend sind auch die Qualitätsansätze nach Garvin, für den es fünf verschiedene Sichtweisen hinsichtlich der Qualität gibt. Die kundenbezogene Qualität etwa ist die perfekte Realisierung aller Kundenanforderungen an ein Produkt, entsprechend der Qualitätsdefinition der ISO 9000:2005. Das entspricht in etwa den Worten unseres Interviewpartners Elgar Straub, Geschäftsführer VDMA Fachverband Bekleidungs- und Ledertechnik mit dem wir zum Einstieg in die neue Serie über die Qualität sprachen (Teil 1, Seite 33) und für den „der höchste Qualitätsstandard die Erreichung des technisch Machbaren mit dem gleichzeitigen Focus auf die Wünsche des Kunden ist“.
Unglaublich aber wahr, Theodor Heuss, von 1949 bis 1959 der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, hielt bereits 1951 exakt zum Titel „Was ist Qualität?“ eine vielbeachtete Rede im Deutschen Werkbund in Stuttgart. Unter anderem sagte er: „Qualität ist eine Lebensvoraussetzung der Unternehmen schlechthin, nämlich solche bleiben und gedeihen, wenn sie jede Qualitätsentwertung ablehnen, solche sind gefährdet oder gehen unter, wenn sie eine Verschlechterung hinnehmen. … Der Käufer pflegt ein gutes Gedächtnis zu haben“. Als abschließende Antwort auf die Frage „Was ist Qualität?“ sagte er: „Qualität ist das Anständige“.
Was ist Qualität für Sie? Schreiben Sie mir uns gerne Ihre Antwort an:
Iris Schlomski